„Durch die Bologna-Reform ist die Universität eine Art sechsjähriger Durchgangsposten geworden“

Der neue Leiter des Ressorts Hochschulpolitik der skuba, Max Hufschmidt, im Interview

Seit Kurzem ist Max Hufschmidt im Amt als Leiter des Ressorts Hochschulpolitik der skuba. Doch wer ist dieser Max und was hat er vor? Um mehr über ihn und das Ressort Hochschulpolitik zu erfahren, habe ich ihm ein paar Fragen gestellt.

Wer bist du?
Ich bin Max und studiere im vierten Semester Geschichte und Politikwissenschaften. Geschichte studiere ich in Basel und Politikwissenschaften an der Uni Luzern. Ich habe mich bereits ziemlich früh für Uni-Politik interessiert und war schon im Studierendenrat der Uni Basel. Jetzt habe ich mich im Frühjahr dazu entschieden, dass ich etwas Anderes ausprobieren möchte, und da zwei Vorstandsposten der skuba freigeworden sind, habe ich mich dafür beworben und wurde auch gewählt. Seit dem 1. Juni bin ich nun der neue Vorstand des Ressorts Hochschulpolitik.

Was macht das Ressort Hochschulpolitik genau?
Das Ressort Hochschulpolitik kümmert sich um alle politischen Belange, die mit dem Studium und der Uni zusammenhängen. Ich bin also dafür verantwortlich, mich mit den bildungspolitischen Kommissionen von Basel-Stadt und Basel-Land zu koordinieren und ihnen die Möglichkeit zu geben zu erfahren, was die Studierenden denken und welche Bedürfnisse und Probleme sie haben. Damit einher geht der Versuch, dass die Studierenden die Uni-Politik mitgestalten. Ich bin auch stark in die Arbeit des Verbands der Schweizer Studierendenschaften (VSS) eingebunden. Das ist der Dachverband, der über  der skuba steht. Da wird versucht, universitäre und Hochschulpolitik auf der Bundesebene verstärkt zu betreiben.

Was steht momentan auf dem Programm des Ressorts Hochschulpolitik?
In Basel sind wir momentan sehr mit dem Caffè Bologna und der Sanierung der skuba-Finanzen beschäftigt. Nach den Semesterferien wollen wir dann aber auch neue Projekte angehen. Was  der VSS momentan anstrebt, ist eine Harmonisierung des Stipendienwesens in der Schweiz. Wir haben dort eine Initiative vorbereitet, worüber voraussichtlich nächstes Jahr abgestimmt wird. Die Forderung ist, dass das kantonal sehr unterschiedliche Stipendienwesen angeglichen wird, damit es den Studierenden einfacher gemacht wird, Stipendien zu beziehen, um ihr Studium zu finanzieren.

Was passierte eigentlich mit der Studiengebührenerhöhung?
Leider hatten wir erst eine Erhöhung der Studiengebühren, gegen die wir ankämpften, um die Gebührenerhöhung rückwirkend aufzuhalten. Die Klage wurde aber vom Appellationsgericht abgewiesen. Wir hoffen aber auch so, dass das es war mit der Studiengebührenerhöhung und dass nicht in einem oder zwei Jahren wieder die nächste Erhöhung vor der Tür steht. Dann müssten wir wieder dagegen kämpfen.

Wird der Entscheid an die nächste Instanz weitergezogen?
Das klären wir momentan ab.  Aus taktischen Gründen möchte ich dazu jetzt noch nichts sagen.

Was war euer genauer rechtlicher Standpunkt?
Wir haben argumentiert, dass die Erhöhung der Studiengebühren um 150 Franken unverhältnismässig ist. Die Erhöhung steht in keinem Verhältnis dazu, wie Bildung in der Schweiz oder in Basel in den letzten Jahren verteuert haben könnte. Deswegen ist die Zahl von 150 Franken vollkommen aus der Luft gegriffen ist. Daher können wir sie nicht akzeptieren.

Was hältst du vom politischen Prozess, der zur Erhöhung führte? Wenn ich mich nicht irre, war es eine Forderung Basel-Lands.
Das Problem liegt wohl vor allem darin, dass die Kantone die Universität sehr stark unterstützen und dementsprechend ein grosses finanzielles Mitspracherecht haben. Ich möchte nicht darüber philosophieren, warum gerade Basel-Land dafür war, die Studiengebühren zu erhöhen, aber ich denke dass die Studierenden viel stärker in diesen Prozess hätten eingebunden werden sollen. Sie hätten sich auch meiner Meinung nach viel stärker dagegen wehren müssen, dass die Studiengebühren erhöht werden sollen. Den Studierenden tut es ja am Ende weh. Wenn von denen kein eindeutiges Zeichen dagegen kommt, ist es natürlich für das nächste Mal ein umso leichteres Spiel, die Studiengebühren wieder zu erhöhen. Inwieweit die Schuld da im politischen Prozess oder bei den Studierenden liegt, steht jedoch auf einem anderen Blatt.

Siehst du Politikverdrossenheit unter den Studierenden?
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass eine allgemeine Politikverdrossenheit vorliegt. Das ist auch schwer zu bemessen. Meine persönliche Meinung ist, dass durch die Bologna-Reform die Universität mehr so eine Art sechsjähriger Durchgangsposten in der Ausbildung der Menschen geworden ist; sehr ähnlich wie die Schule. Die Bereitschaft der Studierenden sich da politisch zu engagieren ist dementsprechend einfach kleiner. Wenn ich mich heute für oder gegen etwas in der Uni einsetze, ist es gut möglich, dass die Effekte meines Handelns erst in zwei bis drei Jahren sichtbar sind. Dann ist man jedoch oft nicht mehr an der Hochschule. Das ist der Grund, warum sich immer weniger für Hochschulpolitik interessieren. Man hofft auch, dass man schnell durchkommt. Und wenn ich jetzt zwei Semester nochmals 150 Franken mehr zahlen muss, kann ich das schon verkraften. Wenn aber ein neuer Student sechs oder wenn man auch noch den Master einrechnet 10-12 Semester 150 Franken mehr zahlen muss, macht das schon einen Unterschied. Ich glaube, dass im Prozess und in der Verkürzung und Verschulung durch die Bologna-Reform ein Hauptgrund der trägen Beteiligung vorliegt.

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