Wwoofing: Semsterferien auf dem Bauernhof

Wwoofing kommt von WWOOF und das ist eine Abkürzung und steht für World Wide Opportunities on Organic Farms. Ziel von WWOOF ist es, Bio-Bauernhöfe mit Freiwilligen zu vernetzen. Freiwillig, das heisst: Jemand arbeitet ca. sechs Stunden am Tag und bekommt dafür Essen und einen Schlafplatz. Eine spezielle Ausbildung wird in der Regel nicht verlangt.

Wwoofing wurde ursprünglich nicht erfunden, um Studierenden zu spannenderen Semesterferien zu verhelfen. Ziel ist eher ein Erfahrungsaustausch. Es geht es darum, dass sich Leute, die sich für biologische Landwirtschaft interessieren, die vielleicht selber ein Projekt aufziehen wollen, an vielen verschiedenen Orten Erfahrungen sammeln können. Und auf der anderen Seite kommen die Farmen relativ einfach an motivierte und kostengünstige Helfer, die oft auch eigenes Wissen einbringen können. Gerade weil wir Studierende aber so lange Ferien haben und gerade weil wir teilweise wenig Geld haben ergänzen sich Wwoofing und Uni richtig gut. Neben der Anreise und der Gebühr für die Liste ist das Ganze weitgehend kostenlos, egal ob man für eine Woche geht oder für drei Monate. Und Spass macht es eben auch. Mehr als «Ferien auf dem Bauernhof» vermuten lassen würde.

Wwoofing ist nämlich so etwas wie ein Ticket in eine ganz andere Welt. Die Möglichkeit, in irgendein Land zu gehen, in die Türkei vielleicht, nach Spanien, nach Wales, wohin auch immer. In dem Land ist man dann nicht einfach nur da, sondern man beteiligt sich am Leben, lernt Alltag und Leute kennen, fühlt sich nach einer Weile vielleicht sogar ein bisschen zuhause.

Abgesehen davon hat man die Möglichkeit, Dinge zu lernen, die weit, weit von der Uni-Routine entfernt sind. Wein machen, Käse machen, irgendwelche Nutzpflanzen kultivieren, Lebensmittel konservieren, graben, schleppen, Häuser bauen, ein Pferd einfangen, mit Skorpionen leben… Das kann – wie alle Abenteuer – in die Hose gehen oder unheimlich Spass machen. Manche Leute wwoofen ein Jahr lang quer durch die Welt, andere gehen ab und zu für zwei oder drei Wochen.

Bisher hatte ich in meiner Wwoofing-Zeit viel mit Ziegen zu tun. Ich habe die Ziegen am Morgen auf die Weide gebracht, zusammen mit dem Hirtenhund. Am Abend brachte ich sie in den Stall, melkte sie, putzte die Maschine, manchmal half ich beim Käse Machen. Danach sassen wir auf der Terrasse, assen Ratatouille aus Gartengemüse und blickten weit hinunter auf die Côte Azur, wo es schrecklich heiss war, selbst abends noch (bei uns oben war’s schön kühl). Genau so idyllisch war es.

An grosse Missgeschicke kann ich mich nicht erinnern. Einmal ist ein Schlauch der Melkmaschine geplatzt, während dem Melken natürlich, das gab eine ziemliche Sauerei. Und einmal waren die Ziegen abends nicht vollständig, ich kann mich aber nicht mehr daran erinnern, wie die Geschichte ausgegangen ist.

Wenn man Lust hat, selber zu wwoofen, sucht man sich erst das Land aus und googelt dann die entsprechende Wwoofing-Organisation. Oft kann man sich die Liste mit den Höfen anschauen, muss aber eine Gebühr von ca. 30 Euro bezahlen, um die Kontaktdaten zu bekommen. Dann fragt man bei einer Farm an, erklärt kurz, wer man ist, was man kann und wann man kommen will.

Fragt man sehr spontan an, z.B. eine Woche im Voraus, lohnt es sich, Farmen anzufragen, die frisch dabei sind oder solche, die gerade einen Aufruf gestartet haben. Oft hat die Wwoofing-Organisation des Landes einen Newsletter, wo solche Dinge drin stehen. Günstig wäre es, etwa einen Monat im Voraus anzufragen. Was einem dann wirklich erwartet, erfährt man erst, wenn man schliesslich ankommt. In den meisten Fällen passt’ s, im Notfall geht man wieder. Wir gehen dieses Jahr auf eine Alp. Der Beschrieb der Farm liest sich so (abgekürzt):

«In the summer months we move up with the animals into the mountains at 2300m in the Arpisson valley and remain there at pasture until September. We need help during the summer with hay-making, in the dairy and vegetable garden. We always have a lot of work, we are looking for seriously motivated people as life in the mountains is really tough.»

Life in the mountains is really tough? Wir sind gespannt. Wie’s herausgekommen ist, werd ich dann Ende August erzählen.

Das Bild stammt übrigens von einem Hoffest in einem Ökodorf in Portugal.

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