«Wir mussten viel im Voraus organisieren, damit das Ganze läuft.» – Studieren mit Kind während der Corona-Pandemie

Viele Eltern sind im Homeoffice mit ihren Kindern zusammen. Dies betrifft natürlich auch studierende Mütter und Väter. Welche Herausforderungen das mit sich bringt und wie es ist, als «Mami» zu studieren, erzählt uns Jana.

Für viele ist jetzt wieder Homeoffice, respektive «Home-Studying» angesagt. Den ersten Lockdown im Frühling haben wir bereits überstanden, jetzt ist der «Lockdown light» über Basel-Stadt verhängt worden. Wie erleben Studierende die Massnahmen, die bereits Eltern sind?

Daarüber habe ich mit Jana (Name geändert) gesprochen. Sie war gerade 24 und mitten im Herbstsemester, als sie von ihrer Schwangerschaft erfuhr: «Ich war in der Universität und hatte Seminar bis um 18 Uhr. Schon die ganze Zeit hatte ich ein komisches Gefühl und gedacht, irgendetwas stimmt nicht. Als Frau hat man da, denke ich, auch so ein Gefühl dafür, dass sich etwas im Körper verändert. Ich konnte mich nicht mehr auf das Seminar konzentrieren. Zuhause habe ich dann den Test gemacht und der war positiv. Das war eine riesengrosse Überraschung mitten im Semester.»

Welche Gedanken kamen dir, als du von der Schwangerschaft erfahren hast?
«Zuerst dachte ich, dass ich das Semester abbrechen müsse, weil meine Gedanken überall waren, nur nicht bei meinem Studium. Dann habe ich mich aber wieder gefangen und gesagt: Doch, dieses Semester schaffe ich.» Jana hat sich auch viele Gedanken darüber gemacht, ob die Dozierenden Verständnis haben werden, wenn man sich mal nicht so gut fühle. «Auch darüber, wie die Mitstudierenden reagieren werden, habe ich mich gefragt. Werden sie mich fragen oder mich anschauen? Denn, obwohl ich schon 24 Jahre alt war und es nichts Aussergewöhnliches ist, in diesem Alter schwanger zu sein, ist es in der Universität doch ein seltener Anblick.» Auch wie sie das kommende Semester planen sollte, war für Jana am Anfang schwierig zu entscheiden: «Ich habe mich gefragt, ob ich überhaupt noch lernen kann oder ob das Kind zu früh kommt, dann wäre es während des Semesters und während der Prüfungen da. Ob ich dieses Risiko eingehe und das Semester noch mache oder mich lieber auf mich und die Schwangerschaft konzentriere. Das waren so viele Fragen am Anfang. Am Ende aber habe ich einen guten Mittelweg gefunden und es hat sich dann alles von alleine eingependelt.»

Ein Jahr später kam ja dann der Lockdown und alle mussten sich zuhause einfinden, was hat sich für dich verändert?
«Meine kleine Tochter war dann ziemlich exakt neun Monate alt. Ich machte mir am Anfang grosse Sorgen, da ich ein kleines Kind hatte, welches viel Aufmerksamkeit brauchte und gleichzeitig der Ausgleich, sich mit anderen zu treffen und auszutauschen, wegfiel.» Die 26-jährige Studentin und ihre Familie fanden dann aber einen guten Weg, um sich zu organisieren. «Wir haben uns mit unseren Eltern jeweils abgesprochen und geschaut, wer wann Zeit hat, um auf die Kleine aufzupassen. Wir mussten viel im Voraus organisieren, damit das Ganze läuft. Wenn ich wusste, dass zum Beispiel meine Mutter den ganzen Tag Zeit hatte, habe ich die Kleine morgens parat gemacht und meine Mutter kam dann, um mit ihr spazieren zu gehen. In dieser Zeit konnte ich dann Sachen für die Uni erledigen.»

Und wenn mal niemand Zeit hatte?
«Das war besonders herausfordernd für mich, wenn ich wusste, dass ich ein Zoom-Seminar hatte und an diesem Tag niemand auf die Kleine aufpassen konnte. Dann musste ich die Dozierenden im Voraus informieren, vor allem wenn es um ein Seminar ging, bei dem man mitmachen musste. Ich schrieb dann jeweils, dass es mir sehr leid tut, dass ich das Mikrofon nicht anmachen können werde, da ich ein Kind habe, welches lacht, weint, schreit und die volle Aufmerksamkeit braucht. Das war sicherlich der grösste Nachteil, wenn ich wirklich alleine war mit meiner Tochter und ich etwas Wichtiges hatte.»

Ein Tipp von Jana für alle werdenden Eltern, die im Homeoffice studieren: Man solle jede Hilfe annehmen, die man bekommen kann. «Sei es jemand, der ein Mittagessen vorbeibringt oder, wenn dir deine Mama anbietet, mal mit deinem Kind spazieren zu gehen. Am Anfang hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich sie abgegeben habe, aber es ist auch notwendig, einmal Zeit für sich selbst zu haben.» Jana betont, dass es auch wichtig sei, sich gut zu organisieren. Es könne nämlich immer etwas dazwischenkommen und so sei es wichtig mehr Zeit einzuplanen. «Am Schluss ist man glücklich und stolz, dass man das alles geschafft hat.»

1 Kommentar

  1. peter
    Mi, 9. Dezember 2020 / 08:41 Uhr

    Für die arbeitenden oder studierenden Eltern ist es immer anstrengend, aber andererseits schön, dass man im Home Office öfteren Kontakt mit dem Kind hat.
    Freue mich eigentlich über das Home Office.

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