Studienstart während der Pandemie: Drei Studierende über Hürden und positive Nebeneffekte

Das Herbstsemester 2020 war das erste Semester, das während der Pandemie begann. Für alle Neustudierenden eine aussergewöhnliche Situation:

Der Semesterstart an der Uni ist meist der interessanteste Teil des Studiums. Man lernt viele neue Mitstudierende kennen, geht auf Studierendenpartys, zieht von Gebäude zu Gebäude, plaudert in den Pausen mit einem Kaffee in der Hand und lernt dabei immer wieder neue und spannende Gesichter kennen.

Nicht so letzten Herbst. Mit viel Neugier, aber auch Unsicherheit, haben die neuen Studierenden der Universität Basel ihr Bachelorstudium begonnen – inmitten der Corona-Pandemie. Daniel, Eros und Lena haben alle drei ihr erstes Semester an der Universität Basel im Bachelor nun absolviert und mir erzählt, wie sie es erlebt haben.

Zuallererst: Wie hast du dir dein erstes Semester vorgestellt?
«Ich habe mich grundsätzlich auf ein neues Kapitel gefreut», erzählt Eros, der mit Medien-und Wirtschaftswissenschaften an der Philosophisch-Historischen Fakultät begonnen hat. «Vor allem aber habe ich mich darauf gefreut, neue Leute kennenzulernen. Das ist aber in dieser Situation mit der Pandemie natürlich etwas verloren gegangen. Viel Hoffnung habe ich mir aber ohnehin nicht gemacht. Mir war klar, dass es im Semester irgendwann einen Wechsel zum Online-Unterricht geben wird. Trotzdem war ich dankbar, dass wir in Präsenz anfangen konnten. Das war nicht bei allen Universitäten so.» Auch Lena, die mit Pharmazeutische Wissenschaften im Bachelor angefangen hat, war sehr froh darüber, beim Studienstart Präsenzveranstaltungen besuchen zu können. «Wir hatten sehr viel Präsenz im Vergleich zu anderen Studiengängen. Dadurch habe ich gehofft, dass es auch so bleibt und dachte auch, dass ich mit der Zeit dann mehr Leute kennenlernen werde.»

Und wie war dann dein erster Studientag? Was hast du gemacht?
Für alle drei begann der erste Studientag in der Messehalle, um dort die Abstände einhalten zu können.

«Es war eine Informationsveranstaltung. Leider hat man dort aber nicht viel vom Uni-Leben mitbekommen. Ich bin danach auch direkt wieder nachhause, da ich keine weiteren Veranstaltungen hatte», erzählt Lena.

Für Daniel, der ebenfalls begonnen hat, Medien-und Wirtschaftswissenschaften zu studieren, war der erste Tag an der Universität dann doch eher chaotisch. «Es war alles sehr eng geplant und gab viele Zeitüberschneidungen. Daher hatte ich hatte nicht wirklich Zeit mich zurechtzufinden. Ich hatte eine Einführung für das Studienfach Wirtschaftswissenschaften im Kollegienhaus und danach direkt ein Proseminar über Zoom. Da hatte ich erstmal Mühe, mich mit dem Internet zu verbinden und einen passenden Raum zu finden. Am Schluss bin ich dann im Park gelandet und mehrmals aus dem Internet rausgeflogen. Am Ende des Tages war ich zwar überfordert, aber auch voller Vorfreude auf das bevorstehende Studium.»

Hast du Mitstudierende kennengelernt? Falls ja, wie hast du mit ihnen Kontakt aufgenommen?
Eros hat die Chancen während der Pausen genutzt, um seine Mitstudierenden kennenzulernen. «Während der Vorlesungen oder Seminare sass man wegen den Schutzmassnahmen so weit auseinander, dass es keine Möglichkeit gab, sich kurz zu unterhalten oder etwas nachzufragen. Speziell für mich war, dass man etwas Druck hatte, Leute kennenzulernen, weil man wusste, dass es vielleicht in ein paar Wochen so nicht mehr möglich ist. Mein Gedanke war: Wenn ich jetzt keine Leute kennenlerne, dann werde ich niemanden in der Uni haben.»

Für Lena war es anders. Sie kannte schon zwei Mitstudierende, mit denen sie bereits das Gymnasium besucht hatte. Der einzige neue Kontakt, den sie noch während der Präsenzveranstaltungen aufbauen konnte, war nach einer Vorlesung. «Ich bin nach einer Vorlesung noch im Pharmazie-Gebäude geblieben und habe mit jemandem gelernt, den ich schon kannte. Eine Mitstudierende hat uns reden gehört und ist auf mich zugekommen, um mich etwas über das Thema, das wir gerade besprochen hatten, zu fragen. Wir haben uns noch weiter darüber unterhalten, dass wir beide niemanden kennengelernt haben und danach unsere Instagram-Namen ausgetauscht. Aber in Kontakt geblieben sind wir nicht mehr, da alles zu Online-Vorlesungen gewechselt hat.»

 Was hat dir gefehlt?
Bei Daniel waren es vor allem die spontanen Begegnungen in der Zeit zwischen den Vorlesungen oder im Ausgang. «Zudem wäre ich in der Lernphase lieber in der Bibliothek gewesen anstatt zuhause.»

Auch Eros fehlen die Uni-Partys: «Ich war jetzt im ersten Semester an keiner Studierenden-Party und werde das nächste Semester wahrscheinlich auch nicht an eine gehen können. Das ist natürlich sehr schade.» Lena vermisst neben dem Ausgang auch den allgemeinen Austausch mit Mitstudierenden. «Mir fehlt, dass ich nicht in einen Raum sitzen kann und einer Vorlesung zuhören kann, sondern alleine vor meinem Computer sitze. Es ist monoton und die Abwechslung fehlt, sich in einem anderen Raum aufzuhalten und sich mit anderen austauschen zu können. Klar hat man die Handynummer von manchen Leuten, aber es ist trotzdem nicht das Gleiche, wie sich nach einer Vorlesung auszutauschen.»

Welche Vorteile bringt dir das Online-Studium?
«Am Anfang war ich nicht so überzeugt vom Online-Studium, da man einfach nur alleine zuhause war und der Kontakt zu den anderen Leuten gefehlt hat», so Eros. Mit der Zeit habe er aber auch die positiven Seiten daran gesehen: «Ich konnte mir dadurch den Weg vom Aargau nach Basel ersparen. Das sind rund zwei Stunden am Tag.»

Auch für Lena bringt das Online-Studium einen Vorteil: «Die Vorlesungen wurden teilweise zu Beginn der Woche hochgeladen. So konnte ich mir meine Zeit gut einteilen und hatte dann am Ende der Woche mehr Zeit für mich.»

Hast du Tipps für diejenigen, die ihr Studium jetzt online beginnen müssen?
«Viele Tipps gibt es nicht. Die Regeln sind sehr klar», meint Eros. «Ich würde aber probieren, sich oft in den Zoom-Meetings zu melden und auch aktiv an den Breakout-Rooms teilzunehmen. Dadurch konnte ich neue Leute kennenlernen.»

Für Daniel ist die Planung sehr wichtig: «Mein Tipp: Plant auch die Veranstaltungen, die zeitfensterunabhängig angeboten werden, in die Woche fest ein. Sonst lauft ihr Gefahr, diese dann am Wochenende nachholen zu müssen.»

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