Seit 551 Jahren in Basel: «D’Herbstmäss» und ihre Geschichte

Botschauto-Bahn
Vom «Botschauto» über das Riesenrad bis zur «Break-Dance»: Bei den vielen Bahnen kommt an der Herbstmesse jede*r auf seine Kosten (Bild: zvg/Kanton Basel-Stadt).

Am Samstag ist es wieder so weit: «Es isch Herbstmäss». In der Stadt duftet es nach frittiertem Gebäck und Raclette und die halbe Stadt schlendert gemütlich durch die Gassen der Messe. Und das schon seit 551 Jahren. Saskia hat recherchiert, wie es zu dieser Tradition gekommen ist.

Es riecht verlockend süss in den Strassen der Altstadt und beim Öffnen meines Fensters rieche ich bereits den Duft der gebrannten Mandeln, der sich vermischt mit dem Geschmack nach Frittiertem. So zumindest erinnere ich mich an die letztjährige «Herbstmäss»-Zeit. Mein Zimmer, nur wenige Meter vom Petersplatz entfernt, füllte sich in diesen Tagen öfters mit dem Geruch der Messe.

Die ersten Ideen für eine Messe in Basel wurden bereits früh geschmiedet. Leider jedoch war es zu dieser Zeit nicht sehr einfach, einen Jahrmarkt abzuhalten ohne Einverständnis des Kaisers.

Mässmogge

Mässmogge und Co. dürfen an der Herbstmesse nicht fehlen (Bild: zvg/Kanton Basel-Stadt).

Startschwierigkeiten

Zur Zeit der ersten Messe im 15. Jahrhundert gehörte Basel zum «Heiligen römischen Reich Deutscher Nation». Kurz zuvor beherbergte Basel ein grosses Reformkonzil über zwei Jahrzehnte, welches auch zur Gründung der Universität führte. Nach dem Ende des Konzils folgte eine Krise, denn im Ausland tobten Kriege. Ausserdem gab es Hungersnöte und Krankheiten, die die Stadt heimsuchten.

Man suchte daher krampfhaft nach einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in der Stadt. Ein Jahrmarkt sollte her. Um jedoch ein zu dieser Zeit benötigtes Messeprivileg zu erhalten, musste die Stadt erst einmal die Aufmerksamkeit des damaligen habsburgischen Kaisers Friedrich III. auf sich ziehen. Man versuchte es erstmals über Rom. Der damalige Papst Pius II. sollte dem Kaiser ein Empfehlen zukommen lassen, damit Basel das Messeprivileg erhielt. Einige Jahre zogen ins Land und nichts geschah.

Ein tüchtiger Bürgermeister

Das Schreiben ging in des Kaisers Händen unter und so brauchte es die Initiative des Basler Bürgermeisters Hans von Bärenfels. Er motivierte und überzeugte die Stadt selber und das Ausland von einem Jahrmarkt in Basel, sodass 1471 das Messeprivileg «für alle Zeiten» an die Stadt vergeben wurde.

Damals erlaubte der Kaiser sogar die Durchführung von zwei Jahrmärkten, einen im Frühling und einen im Herbst. Die Frühjahresmesse versank jedoch schnell in der Vergessenheit und so wurde nur die herbstliche Messe zur Tradition.

Bewegte Geschichte

Der Platz des Jahrmarkts hat sich über die Jahrhunderte mehrfach geändert. Zu Beginn fand er auf dem Münsterplatz statt, wechselte dann aber auf den Marktplatz sowie den Petersplatz. Heute findet die Basler Herbstmesse auf Peters-, Münster- und Barfüsserplatz und ebenso im Kleinbasel auf dem Kasernenareal und dem Messeplatz statt.

Genauso alt wie die Herbstmesse ist der Brauch des Messeglöckners, der über Jahrzehnte am 27. Oktober um 12 Uhr mittags die Messe einläutete. Heute bimmeln die Glocken jeweils am letzten Samstag im Oktober eingeläutet. Um 12 Uhr mittags sind dann für eine Viertelstunde alle Fahrgeschäfte gratis. Wer sich also ins Getümmel stürzen möchte und von dieser Freifahrt profitieren will, sollte sich den 29. Oktober dieses Jahr freihalten.

Karussell vor Münster

Alles begann auf dem Münsterplatz und auch heute findet die Messe noch an diesem Ort statt (Bild: zvg/Kanton Basel-Stadt).

Die Basler Herbstmesse heute

Heutzutage findet die Herbstmesse in fast ganz Basel statt. Auf Peters-, Barfüsser-, Messe- und Münsterplatz sieht man verschiedenste Attraktionen und auch im Kasernenareal stösst man auf Fahrgeschäfte und Rummel. Die zwei Wochen Herbstmesse vergehen oft wie im Flug und nach all den Lichtern und Attraktionen, kehrt Mitte November wieder Ruhe ein in den Strassen der Stadt.

Voller guter Erinnerungen und gefüllten Bäuchen mit «Mässmoggen», «Rosekiechli», «Beggeschmutz» und «Magemòrsèlle», beginnt die besinnliche Zeit des Jahres. Mit Vorfreude plangen die Basler*innen nun auf das nächste Jahr und freuen sich auf die Fahrgeschäfte und die Kulinarik.

abgebissener Beggeschmutz

Köstliche Verpflegung: ein «Beggeschmutz» (Bild: Benjamin Gfeller).

Zum Glück jedoch steht uns die diesjährige Herbstmesse noch bevor. Wenn ihr noch mehr über die Traditionen und diesjährigen Schauplätze wissen möchtet, werdet ihr auf der messeeigenen Internetseite fündig.

Saskia Durisch

Saskia Durisch

Neugierig und Unvoreingenommen durchs Leben ziehen: Diesem Motto versucht Saskia treu zu bleiben. Neben den faszinierenden Vorlesungen in der Biologie geniesst sie auch gerne ruhige Stunden im Garten oder eine Abkühlung beim Rhyschwimmen. Den kleinen und grossen Wundern des Lebens auf den Grund zu gehen und schriftlich weiter zu teilen ist ihre Passion. Daneben erlebt sie den üblichen Alltag einer jungen Erwachsenen mit vielen Interessen. Beim Gärtnern oder kochen im Studentenwohnheim, beim Wandern in den Bündner Bergen oder dem tanzen und Feiern auf Festen: Saskia ist bei allem gerne dabei und ihr wird selten langweilig.

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