Pharmazeuten und Kunstgeschichte

Der Erwerb von „ausserfakultären Punkten“

Weihnachtszeit ist Prüfungszeit – das gilt auch im Pharmazentrum. Nebst Pharmakologie und Toxikologie widmet sich der eine oder andere Pharmaziestudent zurzeit auch Fächern wie Kunstgeschichte oder Internettechnologien. Klingt komisch? Ganz so ungewöhnlich ist das nicht.

An der Uni gehört der Erwerb von Punkten in einem Wahlbereich grundsätzlich zur Tagesordnung – in welchem Rahmen dies liegt, wird von den Fakultäten individuell gehandhabt. Ziel dieses Wahlbereichs ist, „dass Studierende in einem kleinen Rahmen ausserhalb ihres Fachs liegende Kenntnisse oder Kompetenzen nach freier Wahl erwerben können“, so Prof. Dr. Maarten J. F. M. Hoenen, Vizerektor der Uni Basel für Lehre und Entwicklung. Der Erwerb von „ausserfakultären Punkten“ ist für (Pharma-)Studierende Fluch und Segen zugleich – wieso das so ist? Kommt ganz auf den Blickwinkel drauf an:

Horizonterweiterung: „Rein wirtschaftlich gesehen“, „also psychologisch betrachtet“, „aus epidemiologischer Sicht“ – beim Small-Talk brillieren, in hitzigen Diskussionen punkten oder aber beim Vorstellungsgespräch mit Zusatzwissen und Ergänzungsleistungen begeistern; dank ausserfakultären Punkten wird man für Horizonterweiterung sogar belohnt.

Zeitknappheit: Der Erwerb von Punkten im Wahlbereich fördert, wohl ungewollt, die eigenen Organisationsskills. Aufgrund von dichtgedrängtem und eher starrem Stundenplan sind Doppelbelegungen schon fast unausweichlich. Um dies bei der Planung zu umgehen, stellt sich immer wieder die Frage: Wieso kann im Vorlesungsverzeichnis eigentlich nicht nach Zeit gesucht werden?

Der Minimalist: Frei nach dem „tapferen Schneiderlein“ lautete mein Motto beim Belegen des Wahlbereiches doch auch schon: so viele Fliegen auf einen Schlag wie möglich – oder der Erwerb möglichst vieler Punkte mit minimalem Aufwand. Wer sucht, der findet: 30 Stunden theoretischer Aufwand pro Punkt hin oder her, ECTS-Punkte in den verschiedenen Fächern können bezüglich Aufwand nicht verglichen werden.

Motivation: Wer etwas gerne macht, macht es auch gut – und scheut den Aufwand nicht. Wann sonst bietet sich die Gelegenheit,  Norwegisch zu lernen oder ein Musik-Seminar besuchen zu können? Das ganze Uni-Angebot liegt einem zu  Füssen – und wartet nur darauf, dass man es nutzt!

Kontakte knüpfen: Dass die Veranstaltung entweder äusserst spannend oder aber einfach zu bestehen ist, merkt man, wenn sich der letzte verfügbare Platz in einer allgemein bekannten „ausserfakultären Veranstaltung“ auf der Treppe befindet. Es existieren sonst wohl kaum Vorlesungen, bei welchen man mit Studierenden aus so vielen verschiedenen Fakultäten in Kontakt kommt.

Abwechslung: Man sitzt. Hört zu. Macht Notizen. Aus diesem Uni-Alltagstrott auszubrechen, dazu bietet der Erwerb von ausserfakultären Punkten Gelegenheit. Warum nicht mal eine Exkursion? Einen Samstags-Ganztages-Kurs? Oder ein Herbarium selbstständig zusammen stellen?

Wie stark der Wahlbereich gewichtet wird, ist von Fakultät zu Fakultät unterschiedlich. Ich kann nur von meinen Erfahrungen im Pharmazie-Studium berichten – wie ist es eigentlich in anderen Fakultäten?

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