Meine erste Basler Fasnacht

Nach eineinhalb Jahren als Basler Studentin war es endlich so weit: Die Zeit für meinen ersten Morgestraich und meine erste Basler Fasnacht waren gekommen. Pünktlich um vier Uhr morgens erloschen die Lichter und es ging los. Doch von Anfang an.

Eigentlich wollte ich ja schon letztes Jahr gehen, aber das hat leider nicht geklappt. Deshalb musste ich eben mit Erzählungen auskommen. Vieles hab ich schon gehört über die grösste Fasnacht der Schweiz. Was genau es aber bedeutet, wenn eine Stadt von Fasnachtlern übernommen wird, wusste ich noch nicht. Schon zwei Wochen vorher holte ich mir die (fast) obligatorische Blaggedde, heftete sie stolz an meine Jacke und mischte mich somit unbemerkt unter alle Fasnachtsbesucher, die seit Wochen in Basel an ihrer Blaggedde zu erkennen waren.

Endlich Morgestraich
Und dann ging es am Montagmorgen los – viel zu früh für meinen Geschmack, aber so ist das eben. Nach nur ein paar Stunden Schlaf suchten wir uns einen Platz. Dem waren einige Diskussionen vorausgegangen. Zum Glück war ich mit echten Baslern unterwegs. Schliesslich einigte man sich auf den Marktplatz. Die restliche Zeit ging schnell vorbei und prompt war es vier Uhr und ich fragte mich, welcher Mitarbeiter der Stadtwerke wohl die Ehre hatte, die ganze Innenstadt zu einem kollektiven „Ooooooh“ zu bringen, indem er diesen einen Knopf drücken durfte, der alle Lichter auslöschte. Daraufhin wurden die Gesichter der Menschen nur noch von den Laternen der Cliquen beleuchtet, die wirklich toll anzusehen waren. Vom Spähskandal über den Bauwahn in Basel bis zur Wehrpflicht wurden alle möglichen „Sujets“ mit viel Kreativität und Zeichentalent präsentiert. Begleitet wurde alles von den Piccolo-Flöten und Trommeln der Cliquen. Irgendwann wurde uns kalt und der Hunger kam. Als es langsam hell wurde, haben wir es tatsächlich geschafft uns in eines der überfüllten Restaurants zu quetschen, um eine Zwiebelwähe zu geniessen. Eigentlich wollte ich ja mal die Mehlsuppe probieren, doch mir wurde dringend davon abgeraten. Etwas geschafft gingen wir uns nochmals ein paar Stunden ausruhen.

Und weiter geht’s
Nachmittags ging es weiter mit den „Cortèges“. Wagen um  Wagen zog an uns vorbei. Die Piccolo-Flöten wurden durch Trompeten und Posaunen ersetzt. Im Gegensatz zum Morgestraich war nun die Stimmung ausgelassener und das Publikum wurde mehr einbezogen. Überall hörte man „Waggis, Waggis!“- Rufe. Auch wir ergatterten Orangen, Schokolade, viele Rosen und noch viel mehr Räppli, also Konfetti, von den Waggis mit den riesigen Masken, die hier Larven genannt werden. Nach mehreren Stunden bei strahlendem Sonnenschein ging es schliesslich nach Hause.

Es war wirklich ein toller erster Fasnachtstag.  Basel bleibt noch ein bisschen im Ausnahmezustand während der „drey scheenschte Dääg“. Schliesslich gibt es noch Gugge-Konzerte, Schnitzelbängg oder die Laternen-Ausstellung am Münsterplatz. Ich werde wohl noch länger an die Fasnacht erinnert, auch wenn sie dann vorbei ist: von dem grossen Blumenstrauss und von meinem kaputten Hut, den ein Waggis hatte stehlen wollen. Und Wochen später werden irgendwo doch nochmal Räppli auftauchen und ich denke wieder an meine erste Basler Fasnacht.

 

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