Eat pray study

Ein Gastbeitrag von Anna Riva

Sie sind immer da. Wenn ich morgens früh mit Augenringen komme, um die mich ein Panda beneiden würde, sind sie schon fleissig am Waren ablegen und Türen öffnen, und auch nach einem mörderischen, unendlichen Unitag räumen sie mit derselben Energie des Morgens auf, ein freundliches Lächeln auf den müden, aber zufriedenen Gesichtern. Die Verkäuferinnen der Cafeteria sind eine Konstante der Uni, die wir Studenten oft zu wenig schätzen und für naturgegeben halten. Dennoch schulden wir ihnen so viel, was sich nicht mit Gipfelis oder Gurkensalat messen lässt: Nicht bloss unser physisches Überleben, sondern auch unseres geistiges Wohlbefinden. Am Morgen gibt mir nämlich häufig nur der Kaffeegeruch die nötige Motivation, nicht nach Hause zurückzukehren und unter die Bettdecke zu schlüpfen. Und nachmittags wird die Cafeteria zum Zentrum der universitären Movida, die Tische sind überfüllt und die Luft dröhnt nach Studentengelächtern. Wem gehören aber die netten Gesichter, die uns den ganzen Tag anlächeln? Was haben die Verkäuferinnen zu erzählen, was jenseits des klassischen „Zwei Franken, bitte“ geht? Wie finden sie uns Studenten? Das habe ich versucht herauszufinden, in einem spannenden Gespräch mit Wilma Schmiederer, der „Bossin“ der Cafeteria.

So oft habe ich mich mit Freunden an die Tische der Cafeteria hingesetzt, und dennoch fühle ich mich heute zum ersten Mal hier, als hätte mich diese sympathische Frau zu sich nach Hause eingeladen. Und in einem weiteren Sinne sind wir schon bei ihr zu Hause. Frau Schmiederer arbeitet nämlich seit fünf Jahren hier und kennt ihr Kolleginnenteam seit damals. Dass sie ein eingespieltes Team bilden, sehe ich ihnen alltäglich an, sie betont es aber an dieser Stelle nicht ohne einen gewissen Stolz. Denselben Stolz zeigt sie, indem sie von der breiten Auswahl an Leckereien spricht, die tagtäglich dem gequälten Studentenmagen vom Cafeteriatisch winken und um die sie sich selber kümmert, in dem edlen Versuch, den Fast-food gewöhnten Studierenden ein möglichst abwechslungsreiches Menü zu bieten.

Dagegen schwächt ihr Lächeln ein wenig ab, wenn sie von der Infrastruktur redet. Sie wünschte sich grössere Räume, wo sich die Leute nicht immer im Weg stehen. Die letzte Renovierung sei vor etwa zehn Jahren gewesen, und die Versuche, die fleissigen Studierenden in andere Lernräume umzuleiten, sind bedauerlicherweise gescheitert oder haben den gewünschten Erfolg nicht erreicht. Besonders über den Mittag sei das Bedürfnis nach mehr Platz am stärksten zu spüren. Bis allerdings die Hektik sich nur zur Semesterzeit beschränkt, könne man ruhig damit weiter leben: In den Uniferien vermissen die Verkäuferinnen sogar den Stress und die Lebenslust der Studenten. Studenten, die in den meisten Fällen sehr nett und höflich zu ihnen sind und die gerne zwei Wörter austauschen, wenn das Damoklesschwert des Unidrucks nicht über ihnen schwebt.

Auf meine letzte Frage, ob sie mit ihrer Arbeit zufrieden ist, antwortet Frau Schmiederer mit einem entschlossenen Ja. Sie tut alles, damit wir Studenten schöne Erinnerungen von der Cafeteriastunden haben. Besonders freut sie sich, wenn die Studierenden in der Weihnachtszeit kleine Geschenke mitbringen, greifbares Zeichen (und leider ungenügend) einer treuen, langjährigen Freundschaft. Dies besiegelt den unausgesprochenen Pakt, die wertvollste Beziehung zwischen Studenten und Verkäuferinnen der Cafeteria der Uni Basel.

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