Am 8. und 9. Oktober finden an der Universität Basel die Mental Health Days statt, ein zweitägiges Event zur Entstigmatisierung von psychischer Gesundheit im universitären Alltag. Im Interview mit den Organisatorinnen Anja Zimmer, Denise Kaufmann und Linda Brandt vom Studierendenverein Mind-Map erfährst du, warum mentale Gesundheit auch die Universität etwas angeht, wie Corona die Planung beeinflusst hat und was du an den Mental Health Days keinenfalls verpassen solltest.
Der Studierendenverein Mind-Map fördert seit drei Jahren das Bewusstsein von psychischer Gesundheit an der Universität Basel. Für alle die euch nicht kennen, was zeichnet eure Arbeit aus
Anja: Wir sind ein Studierendenverein, der für mehr Bewusstsein für psychische Gesundheit einsteht. Das tun wir, indem wir Events zum Thema organisieren. Zudem versuchen wir bereits bestehende Anlaufstellen sichtbarer zu machen und eine vermittelnde Rolle einzunehmen. Falls die Hürde für jemanden zu gross ist, sich bei bestimmten Anlaufstellen zu melden – zum Beispiel aus Unsicherheit, wo man sich melden kann, oder aus Scham -, bieten wir Hilfe an, zum Beispiel mit einer Übersicht der Anlaufstellen auf unserer Webseite. Wir versuchen auch über digitale Kanäle mehr Sichtbarkeit für das Thema zu schaffen und gegen die Stigmatisierung anzukämpfen. Mir ist jedoch wichtig, zu betonen, dass wir keine Selbsthilfegruppe sind. Natürlich stossen auch Leute aus Betroffenheit zu uns, und da versuchen wir dafür zu sorgen, dass wir aufeinander achten, aber wir sind keine Fachpersonen.
Denise: Uns ist zudem die Vernetzungsarbeit sehr wichtig. In den vergangenen drei Jahren haben wir ein Netzwerk aus unterschiedlichen Studierendenvereinen und Organisationen aufgebaut, sowohl in Basel als auch national, mit denen wir zusammenarbeiten.
Die Mental Health Days im Oktober finden an zwei Tagen statt und weisen ein dichtes Programm auf. Ist es das erste Mal, dass ihr einen so grossen Anlass durchführt?
Anja: Ja genau, normalerweise organisieren wir zwei bis drei kleinere Events pro Semester.
Weshalb habt ihr den Entschluss gefasst, einen grösseren Event zu organisieren?
Denise: Bei unserem letzten Event 2019 haben wir gemerkt, dass das Interesse da ist. Wir haben angefangen zu recherchieren und Leute anzufragen. Da wurde uns schnell klar, dass wir vermutlich auch einen mehrtägigen Event durchführen könnten…
Anja: Es war uns auch wichtig, unsere Ideen etwas zu bündeln. Bei unseren Events haben wir jeweils gemerkt, dass wir tausende Ideen haben und ständig spannende Leute und Organisationen kennenlernen, die wir gerne gesammelt präsentieren wollten. Damit möchten wir auch darauf hinweisen, was wir als Studierendenverein bereits erreicht haben.
Inwiefern hängt die Planung und Durchführung der Mental Health Days mit der aktuellen Situation zusammen? Ist ein solcher Event gerade jetzt nach über einem Jahr globale Pandemie besonders wichtig?
Linda: Tatsächlich hatten wir die Mental Health Days bereits vor Corona geplant und auch bereits Geld gesprochen bekommen. Die Pandemie hat den Wunsch, einen solchen Event an der Universität Basel durchzuführen, jedoch verstärkt.
Anja: Wir haben während der Pandemie ein eigenes Angebot ins Leben gerufen, ein Online-Austauschformat «Let’s talk!», in welchem sich Studierende mit zwei erfahrenen Life Coaches austauschen können. «Let’s Talk» ist Teil des offiziellen Corona-Supports der Universität Basel und geht im Herbstsemester in die zweite Runde.
Was ist das Ziel der Mental Health Days?
Denise: Ein grösserer Event hilft sicherlich, die Sichtbarkeit für das Thema zu steigern, auch bei den Studierenden. Uns ist es wichtig, dass die Leute nicht denken, wir würden einfach ein bisschen über Gefühle reden. Vielmehr soll klar werden, dass wir uns auch wissenschaftlich mit dem Thema auseinandersetzen. Zudem war es uns wichtig, die Universität Basel wach zu rütteln und darauf zu bestehen, dass mentale Gesundheit auch in den Wissenschaften und gerade in der akademischen Welt wichtig ist.
Was sind eure persönlichen Highlights im Programm? Auf welche Referent:innen freut ihr euch besonders?
Linda: Das ist echt schwierig…Aufgrund meiner Interessen freue ich mich am meisten auf das Referat von Dr. Naeomi Shepherd zum Thema «Depression & Selbstfürsorge», auch auf die Yoga-Lektion freue ich mich sehr, weil ich glaube, dass Yoga die mentale Gesundheit positiv beeinflussen kann.
Anja: Ich habe mir das noch gar nie überlegt, weil ich schockverliebt ins ganze Programm bin. Ich freue mich besonders auf den Input von Marc Inderbinen zu Mental Health und LGBTQIA+. Doch mein ganz persönliches Highlight ist unser interner Abend, das gemeinsame Axtwerfen. Ich mache das schon seit einiger Zeit als Hobby und wollte das schon lange Mal mit dem Verein machen und dort auch erzählen, warum mir das so gut tut.
Denise: Ich freue mich sehr auf die Podiumsdiskussion, weil ich dynamische Formate schätze und hoffe, dass dabei auch das Publikum miteinbezogen wird. Ebenfalls herauszuheben ist das Referat von Robin Rehmann, eine Schweizer Bekanntheit in der Mental-Health-Szene. Dass ein Mann öffentlich über ein Thema wie Selbstfürsorge spricht, ist leider noch immer nicht alltäglich.
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