Archäo.logisch – ein Podcast, der zum Denken anregt

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Mit ihrem Podcast wollen Sarah und Aaron ihren Zuhörer*innen die Archäologie näher bringen (Bild: Logo «Archäo-Logisch»/zvg).

Goldmünzen, Skelette, Grabräuber, Troja: Archäologie geniesst heute eine Existenz zwischen Mysterium und eiserner Wissenschaft. Zwei Studierende der Universität Basel wollen mit ihrem Podcast die Faszination dieser Disziplin näher bringen.

«Was ist nur unter diesem Weg versteckt?», «Wie sah das wohl früher aus? Gibt es noch Relikte davon?», «Wie waren die Gesellschaftsstrukturen damals?», sind Fragen, die ich mir oft stelle, während ich durch die Strassen laufe. Hast du dich schon einmal gefragt, wo Archäologie um uns herum überall eine Rolle spielt? Der «archäo.logisch» Podcast versucht diese Fragen zu klären und neues Wissen zu alten Tatsachen präsentieren.

Aaron und Sarah studieren an der Universität Basel Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie. Gemeinsam haben sie diesen Podcast gegründet und erzählen mir, wie das Projekt entstanden ist und was sie den Zuhörern alles bieten wollen.

Das neue Fernsehen

Ob «Zeit Verbrechen», «The Joe Rogan Experience», «Gemischtes Hack» oder «Fest & Flauschig»: Podcasts sind zum Medium der Stunde erwachsen. Feierlich kann man also sagen: «Podcasts killed the TV-Star». Schon seit Beginn des Internets hat sich das Konsumverhalten vom blossen Rundfunk hin zu «On-Demand» Diensten entwickelt. Der Ansturm von Alt und Jung auf Podcasts ist gross – und das zurecht: Denn egal, ob man gerade nur unterhalten werden möchte oder den Wissensdurst stillen will – mit nur einem Klick taucht man in eine Welt ein, die ein bisschen langsamer ist als unsere: Gedanken bekommen Zeit zum Atmen und Podcast-Gäste können dann komplexe Sachverhalte runterbrechen, statt in nur drei Minuten Sendezeit Gott und die Welt erklären zu müssen.

Wie es zu dem Podcast kam

Sarah und Aaron waren in der Vergangenheit schon in der Öffentlichkeitsarbeit und Museen tätig und sind beide waschechte Podcast-Fans. In ihrer Freizeit redeten sie oft über Podcasts. Die zündende Idee kam dann wie von allein: Wir machen einen Archäologie-Podcast. «Im deutschsprachigen Raum gab es damals noch nichts in dieser Art», erklären die beiden.

Archäologie ist eine sehr interdisziplinäre Wissenschaft und beherrbergt Archäobotantiker*innen, Anthropolog*innen, Ärchäozoolog*innen, Geophysiker*innen und auch Genderwissenschaftler*innen, um nur ein paar zu nennen.

Es kam zu einer Kooporation mit der Archäologie Schweiz, ein in der Schweiz ansässiger Verein, der aus Archäologie-Interessierten und Fachleuten (z.B. Professor*innen) besteht. So konnten Sarah und Aaron auch gleich Kontakte zu den Fachleuten knüpfen.

Die Ziele des Podcasts

«Wieso ist Archäologie heute immer noch interessant?» ist eine der Fragen, die aufgegriffen werden sollen. «Pfahlbauten» waren in der jüngsten Geschichte eine der Entdeckungen in der Schweiz und umliegenden Gebieten, die quasi einen Hype ausgelöst hatten. Holzsäulen im Wasser, wie man sie zum Beispiel von Indonesien kennt, wurde um die Alpen herum gefunden. Dieses Beispiel zeigt, wie man selbst heute immer wieder neue Entdeckungen machen kann, die das Bild auf die eigene Kultur ändern kann. Die zweite Folge des Archäo-Podcasts beschäftigt sich mit diesen Pfahlbauern.

Auch gesellschaftlich relevante Themen wie die Geschlechterfrage diskutiert der Podcast. «Jägerinnen und Sammler?» ist die dritte Folge des Podcasts und im Diskurs mit Prof. Dr. Brigitte Röder – eine Expertin in diesem Feld – wird die klassische Rollenverteilung gemeinsam dekonstruiert. «In der Archäologie werden auch viele naturwissenschaftliche Methoden angewendet, wie etwa die aDNA, dass ist die Untersuchung von meist über hundert Jahren alter DNA oder der Isotopenanalyse […], sehen Sie das dann auch als neues Potential für die Geschlechterforschung an?», fragt Sarah und Prof. Röder antwortet: «[…] Mir fällt ein Beispiel ein für eine DNA-Analyse, die ziemlich Furore gemacht hat in den Medien, weil es eben auch unsere Erwartungen völlig durchkreuzt hat, die sogenannte „Kriegerin von Birka“, aus der Wikingerzeit. Das Skelett lag über hundert Jahre im Museum […] und dann war […] völlig klar -», «Es ist ein Mann?», wirft Sarah ein, worauf Dr. Röder weiter ausführt: «Ja genau, es hiess […] er ist ein stolzer Wikingerkrieger […]. Und dann kam irgendjemand auf die Idee, eine DNA-Analyse zu machen und es kam „Frau“ (dabei) heraus. Die Gegenreaktionen waren so heftig, dass […] sogar noch eine zweite Analyse nachgeschoben werden musste – », «Man wollte das wohl nicht (wirklich) wahrhaben.», sagt Sarah, «Ja, bis man halt einfach mal zur Kenntnis nehmen musste, dass dieser Krieger nun halt mal eine Kriegerin ist. Dieses Beispiel zeigt, dass gerade naturwissenschaftliche Analysen sehr dabei helfen können, […] Erwartungshaltungen aufzubrechen.».

«Durch Inputs verschiedenster Geisteswissenschaften, wie z.B. der Geschlechterwissenschaften, erhält die Archäologie viele neue Denkanstösse», sagen mir Aaron und Sarah. Ein weiteres Ziel des Podcasts sei, sagt mir Aaron, «dass Raum für Meinungsfreiheit geschaffen werden soll.».

Was euch erwartet

Auf meine Frage hin, was gerade die Schweiz interessant macht und wie man überhaupt auf Befunde – also archäologische Strukturen – stösst, sagt Aaron: «Es werden oft Satellitenbilder gemacht, z.B. von Geophysikern, und man kann durch genaues Hinsehen erkennen, ob etwas interessantes versteckt ist. Oft ist es aber auch nur Zufall». Was die Archäologie über die heutige Zeit sagen kann, wird theoretische Archäologie genannt, die praktische beschäftigt sich hauptsächlich mit Ausgrabungen und bei der experimentellen geht es darum, Gegenstände aus der Vergangenheit nachzustellen und Funktionen zu verstehen.

Und was gibt es jetzt alles in der Schweiz und wie kann man sich informieren? «Die Schweiz ist sehr gut aufgestellt. Die meisten Kantone haben eine Kantonsarchäologie, dort kommt vieles zusammen. Wir Archäologen denken in grossen Zeitskalen. Typisch für Basel sind Gräber, jedoch haben wir schon Mammuts, Faustkeile (erste Werkzeuge aus der Steinzeit), Funde von den Kelten, Römern, aus dem Mittelalter, aber auch aus der Neuzeit gefunden – quer durch alle Epochen also. Man kann zusammenfassend sagen: Je weiter man zurück geht in der Zeit, desto weniger gibt es, aber ab der Steinzeit kann man schon vieles finden.».

Eine letzte Frage, die ich noch unbedingt stellen musste: «Was ist euer Lieblingsthema?». Ich bekomme Antworten, die mich komplett überrascht haben:

Aaron: «Das Frühmittelalter.»

Sarah: «Holz!»

Ich lache, dann fügt Sarah hinzu: «— und die Römer!». «Da bin ich aber beruhigt als Laie», sage ich.

Weitere Informationen zu dem Podcast und der Archäologie: 

Der Podcast

Archäologie Schweiz

Pfahlbauern

Infostellen zur Basler Archäologie

Archäologische Führer durch die Schweiz

Danial Chughtai

Der Versuch, absolute Erkenntnis zu erlangen, führte Danial Chughtai zum Physikstudium. Dass dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist, merkt er besonders abends um sieben - bei der vierten Tasse Kaffee. Wenn er nicht gerade ein neues Album hört, sich in fremde Vorlesungen verirrt oder überlegt auf Tee umzusteigen, ist er damit beschäftigt, seine Klamottenauswahl auf Vordermann zu bringen. Gerne vergnügt er sich mit den einfachen Dingen des Lebens; wenn's sein muss bei einem Roadtrip quer durch Europa.

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