Das Entwerfen und Verwerfen einer Ausstellung

Bild: Lukas Meili

Seit zehn Jahren führt der Fachbereich der Klassischen Archäologie der Universität Basel im süditalienischen Francavilla Marittima eine Lehrgrabung durch. Studentin Tamara hat dort letztes Jahr mitgeholfen, ein Kindergrab freizulegen. Nun ist sie Teil des Projektteams, das die Ergebnisse und Methoden des Forschungsprojekts in einer Ausstellung in der Universitätsbibliothek Basel präsentiert. Warum es gar nicht so einfach ist, eine Ausstellung zu entwerfen, erklärt sie in ihrem Gastbeitrag:

Eigentlich schätze ich mich als sehr kreative Person ein. Früher hat sich dieser Charakterzug in Kurzgeschichten niedergeschlagen, heute zeigt er sich eher in spontanen, aber sehr intensiven Kreativitätsanfällen in Form von Bastel- und Gestaltungsarbeiten. Aber wie das eben mit der Kreativität ist, bleibt sie gerade dann aus, wenn man sie braucht. Sie ist scheu, launisch und sehr unzuverlässig.

Manche Menschen aber scheinen so ihre Tricks zu haben, um sie aus der Reserve zu locken. Das ist jedenfalls mein Eindruck von Jenni und Lukas, die als Atelier Degen+Meili recherchieren und Ausstellungen konzipieren. So auch im Auftrag des Fachbereichs der Klassischen Archäologie der Universität Basel: Zum 10-jährigen Jubiläum unserer Ausgrabungskampagne in Francavilla Marittima planen Jenni und Lukas zusammen mit uns Studierenden eine Ausstellung dazu in der UB.

Ich bin eine dieser Studierenden, die zum einen selber an der Ausgrabung teilgenommen hat und die nun an der Konzipierung dieser Ausstellung beisst.

Denn die Idee unserer Kleingruppe für unseren Bereich musste gerade verworfen werden. Gescheitert waren wir an der Grundfrage, was wir in unserem Bereich ausstellen wollen. Da wir auf die Originalfunde aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. als Schauobjekte verzichten müssen, konzentrieren wir uns mehr auf die Ausgrabung selbst als das Ausgegrabene. Dabei soll unsere Kleingruppe die auf der Grabung verwendete Technik vorstellen. Wir haben uns aber zu schnell in die Ideensuche gestürzt und uns bald mit einem Konzept zufrieden gegeben, uns aber schlecht mit unserer thematisch benachbarten Gruppe abgesprochen. So haben sich unsere Bereiche inhaltlich zu sehr überschnitten.

Zurück auf Anfang
Während wir noch unserem, wie wir dachten, ganz guten Grobkonzept nachtrauern, sprudeln bereits neue Ideen aus Lukas und Jenni raus. Die Kreativität unserer Dreiergruppe hingegen fällt im Moment etwas karger aus.

Langsam komme ich auch ein bisschen ins Schwitzen, was unserem Terminplan betrifft, denn ganz so viele Sitzungen haben wir nicht mehr bis unser Konzept fertig sein muss. Zweifel kommen auf, ob das überhaupt noch etwas wird und ich frage mich, wie es wohl den vier anderen Kleingruppen so ergeht.

«Tiefpunkte gehören zum Entwerfen einer Ausstellung dazu», so Jennis weise Worte aus der ersten Sitzung, die mir wieder einfallen. Das Konzipieren einer Ausstellung ist ein Prozess, in dem viele Ideen kommen und gehen, bis die richtige dabei ist. Und das merke ich nun selber.

Kreativität auf Knopfdruck scheint auch eine Übungssache zu sein: Was ich mir in solchen Momenten sehnlichst wünsche, ist bei Jenni und Lukas an der Tagesordnung. Sie koordinieren schliesslich nicht nur einen Teilbereich wie wir Studierenden, sondern denken alle mit durch, prüfen die Konzepte und fügen dann alles, was wir Laien liefern, zu einer funktionierenden Ausstellung zusammen, ganz schön beeindruckend. Und auch inspirierend.

Ihre Kreativität vermag es auch unsere wieder zu entfachen: Und tatsächlich, inmitten dieses ganzen Prozesses von Ideen sammeln und Ideen verwerfen, haben wir schlussendlich eine Ausstellung entworfen. In dieser vermitteln wir Studierende Erfahrungen und Erlebnisse aus Francavilla Marittima, die wir selber unter kalabrischer Sonne gesammelt haben.

Die Ausstellung «Kulturen im Kontakt. 10 Jahre Basler Ausgrabungen in Francavilla Marittima, Kalabrien» kann vom 13. April bis zum 9. Juni 2019 in der Universitätsbibliothek Basel von Montag bis Samstag zwischen 8:30 und 22:30 mit freiem Eintritt besucht werden. Öffentliche Führungen finden am 16. April um 18:15 und am 22. Mai um jeweils 18:15 Uhr statt und werden von an der Ausgrabung wie auch Ausstellung beteiligten Studierenden durchgeführt. Ein Themenabend mit einer Führung von Prof. Martin A. Guggisberg durch die Ausstellung wird am 15. Mai um 18:15 Uhr veranstaltet. Weitere Führungen sind auf Anfrage möglich.

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