Zwischen Religion und Studium

Muslime haben, im Gegensatz zu anderen Weltreligionen, vorgegebene Gebetszeiten. Sie beten fünf Mal täglich. Für muslimische Studierende liess sich ihr Glaube bisher nur schwer mit dem Alltag an der Universität verbinden. Durch einen überkonfessionellen Gebetsraum in den Räumlichkeiten der skuba wird die Kombination von Studium und Salāt, dem Ritualgebet in Richtung Mekka, erleichtert.

Im Frühjahr 2013 reichten muslimische Studierende eine Petition bei der Universität Basel ein. Sie setzten sich für die Einrichtung eines multireligiösen Ortes zum Gebet ein. Für sie war das Einhalten der Gebetszeiten während des Semesters bisher kaum möglich. Sie beteten oft zwischen den Regalreihen der Bibliothek für Nahoststudien. Dies kostete aber verständlicherweise viel Überwindung und führte nicht selten bei Mitstudierenden zu Verwunderung.

Für Gläubige anderer Religionen gab es allerdings bereits Einrichtungen in unmittelbarer Nähe – die evangelisch-reformierte Peterskriche, die Römisch-Katholische Universitätsseelsorge in der Herbergsgasse 7 und das Jüdische Zentrum auf der Lyss. Nicht die Petition selbst, aber das Verständnis für das Anliegen bewegte die Uni dann zum Handeln „ (d)enn Initiativen wie jene der Universität Basel, einen Gebetsraum für muslimische Studierende einzurichten, sind gerade was wir in unserer Gesellschaft brauchen, um zweierlei zu verdeutlichen: Einerseits ist der Islam ein Teil auch der westlichen Kultur geworden, und es ist wichtig, jene erdrückende Mehrheit von Musliminnen und Muslimen, die ihre Religion in einem Geist der Freiheit ausüben, unter uns willkommen zu heissen; andererseits tragen wir gerade durch eine inklusive Politik zum Abbau allfälliger noch bestehender Vorurteile auf beiden Seiten bei.“ so Rektor A. Loprieno.

Auf Seiten der Universität sprachen sich auch Pater Dr. Christoph Albrecht und Pfr. Dr. Luzius Müller für eine solche Einrichtung aus. Sie begleiteten die Initiative bereits ab der Planung „(…) und sahen so die Möglichkeit gegeben, besser interreligiös zusammenarbeiten zu können, was in der Folge auch geschah“, so Dr. Müller.

Die Empore des Skuba-Lernraumes stellte sich schnell als ideale Örtlichkeit für den gegebenen Zweck heraus. Die Lage ist sehr zentral (Petersgraben 45, direkt gegenüber des Kollegienhauses) und zudem konnte sie mit kleinen Anpassungen zweckgerecht umgebaut werden. Die Umgestaltung des Raumes fand während des Frühjahrssemesters 2014 statt. So wurde beispielsweise die Brüstung der Empore erhöht, um die Akustik zu verbessern. Ein Vorhang trennt nun den Gebetsbereich von der Ruhezone, die noch diesen Monat fertig möbliert werden soll. Ausserdem ermöglicht ein weiterer Vorhang die Trennung des Gebetsbereiches in zwei Teile, damit Männer und Frauen getrennt voneinander beten können. Durch die hellen Vorhänge gelangt trotzdem noch genügend Licht in die anderen Bereiche des Lernraumes. Pfeile auf dem Teppich des Gebetsbereiches geben die Richtung nach Mekka an. Es wurde also versucht, möglichst alle Anforderungen an einen Raum für das muslimische Gebet zu berücksichtigen.

Zu Beginn des Herbstsemesters 2014 wurde der Raum eingeweiht. Die überwiegend weiblichen muslimischen Studierenden, die sich anfänglich für die Petition einsetzten, sind begeistert. Der Raum entspricht optimal ihren Bedürfnissen. Sie haben nun die Möglichkeit, Studium und Glauben zu kombinieren, und sind erfreut über die Toleranz der Universität aller Glaubensrichtungen gegenüber. Sie hoffen, dass immer mehr muslimische Studierende von dem Angebot erfahren und in Zukunft nutzen werden.

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