Zwischen Liebe zur Musik und Beruf – ein DJ-Portrait aus Basel

Dan Whyte | Bild: Jakob, instagram.com/jakobyte

«Music is life itself. What would this world be without good music? No matter what kind it is», schrieb Jazz-Legende Louis Armstrong einem in Vietnam stationierten Fan. Kein Wunder, dass manche Menschen Musik zum Beruf machen. Einer davon ist Dan Whyte. Im Interview erzählt der Basler Produzent und DJ, wie sich seine Liebe zur Musik entwickelte und was ihn mittlerweile auch beruflich mit der Musik verbindet.

Dan Whyte ist DJ, Producer und Veranstalter. Ausserdem arbeitet er als Lightjockey im Nordstern, einem Technoclub in Basel. Sowohl Dan als auch wir vom Beast-Blog finden es in der aktuellen Pandemielage wichtig vorab klarzustellen, dass kulturelle Veranstaltungen immer im Rahmen der wegen Corona notwendigen Beschränkungen durchgeführt werden und die Gesundheit der Teilnehmenden oberste Priorität hat.



Wie wird man mit Mitte zwanzig DJ, Producer, Veranstalter und Lichttechniker in einem?
Das kann ich gar nicht so nicht genau erklären. Durch Wünsche, Kontakte, durch die Arbeit, man könnte das Ganze auch philosophisch betrachten. Ich finde die Frage so zu breit.

Wo würdest du anfangen, wenn du einen Anfang wählen müsstest?
Zuerst einmal: Musik lieben! So sehr, dass man sie selbst kreieren möchte. Eigentlich lässt sich das alles durch meine Liebe zur Musik erklären.

Und wo hat diese Liebe ihren Anfang?
Das war bei mir in einem Alter, in welchem ich meinen eigenen Geschmack entwickelt habe. Ich würde sagen, dass das bei mir so mit elf Jahren war. Mein Cousin hat mich damals zur Musik gebracht. Er hat mir Musik gezeigt, die ausserhalb des normalen Rahmens war.

Was meinst du damit?
Damals habe ich in meinem Umfeld hauptsächlich Musik im Radio gehört: Moby, Pink Floyd, Heather Small, Cat Stevens, oder ich bin in Geschäften über CDs gestolpert. Ich bin ein Kind, das noch beide Welten kennt, digital aber eben auch Musik als physischen Gegenstand. In der Zeit damals, als mein Cousin mir Musik geschickt hat, da habe ich das erste mal elektronische Musik gehört – andere Musik, nicht das, was ich vorher gehört hatte. Die hatte er damals aus dem Internet besorgt. Ausserdem habe ich auf BBC Radio 1 – ich bin in England aufgewachsen – zu dieser Zeit, abends sehr interessante Musik gehört, welche meinen Horizont ebenfalls erweitert hat. DJs wie Annie Mac, Pete Tong und die Drum-and-Bass Show mit Fabio und Grooverider, später dann mit DJ Friction, haben mich inspiriert.

Wie hat dich England musikalisch geprägt?
Elektronische Tanzmusik ist sehr gross in England, auch damals schon im Radio. Ausserdem war ich mit 16 auf meinem ersten Electronic-Music-Festival in London. Ich habe in England bereits aktiv begonnen nach Musik zu suchen und bin schliesslich auf Dubstep gestossen. Mit dem Dubstep wollte ich dann auch wissen, wie man Musik produziert. Diese Musik hat mich so gereizt, diese Töne, dass ich wissen und lernen wollte, wie man solche Töne macht. So sehr, dass ich schliesslich das geworden bin: DJ, Produzent und Lichttechniker. Meine musikalische Ader kommt auch nicht von ungefähr, ich habe bereits mit sechs Jahren angefangen Trompete zu spielen.

Wie hast du begonnen, selbst Musik zu machen?
Mit 16 habe ich mir eine Freeversion von Frooty Loops runtergeladen, ein Musikproduktionsprogramm. Damit habe ich meine ersten Versuche gemacht. Nach einem Jahr bin ich dann auf Ableton umgestiegen und habe mithilfe sehr rudimentärer Youtube-Videos gelernt, wie man Sound damit designt: Drum Loops aus verschiedenen Drum Samples, um Beats zu kreieren und auch schon erste eigene Tracks. Mit Synthesizern habe ich Melodien kreiert.

Musik war anfangs ja Hobby, wie wurde sie zu deinem Beruf?
Ich hatte schon immer den Wunsch, Musik zum Beruf zu machen. Auch deswegen habe ich mein Wissen um die Musikproduktion konstant erweitert, und mache auch heute kontinuierlich damit weiter. Meine erste berufliche Schnittstelle hatte ich in einer Tontechnikerausbildung in Deutschland, das kam mit meinem Umzug 2013. Meine ersten Auftritte waren dann auf «inoffiziellen» Parties, damals noch ohne Bezahlung, aber immer mit Liebe für die Sache. Über eigene Veranstaltungen und einen wachsenden Kreis von Kontakten aus der Szene bin ich schliesslich 2019 als Lichttechniker im Nordstern gelandet. Diese Zeit zwischen Parties und Anstellung im Nordstern war für meine musikalische Entwicklung sehr prägend. Ich denke, dass viele Künstler Zeit brauchen, sich zu entwickeln und ich glaube auch, dass man sich diese Zeit als Künstler nehmen sollte, gerade in unserer schnelllebigen Zeit.

Und schaffst du es, dir diese Zeit jetzt noch zu nehmen? Du bist ja mittlerweile neben der Lichttechnik im Nordstern auch andernorts für Veranstaltungen und Auftritte gebucht.
Ja, auf jeden Fall. Ich entwickle mich noch ständig weiter und probiere mich aus, wenn ich alleine zuhause produziere, aber auch im Studio 353, einem Kollektiv aus verschiedenen Musikproduzenten und DJs. Unter diesem Kollektiv organisieren wir auch Veranstaltungen in der Kascheme in Basel. Wir, das sind Kaleiko, WNZL, Monte Forte und Frank Apollo, machen zusammen Musik und organisieren öffentliche Parties. Dort spielen wir dann auch unsere im Studio gemeinsam produzierte Musik.

Hat sich das Künstlerleben durch die Covid-Pandemie verändert?
Ganz klar, es gab viel weniger Veranstaltungen. Durch diese wegfallenden Möglichkeiten ist es gerade für die jungen Leute, also die, die noch gar nicht richtig Fuss gefasst haben in der Szene, besonders schwierig, sich zu entwickeln. Für mich hat sich verändert, dass ich viel mehr Zeit im Studio verbracht habe. Ich war fast täglich am Produzieren. Das hat sich auch auf meine Fähigkeiten ausgewirkt. Bis vor einem Jahr habe ich kaum mit Vocals gearbeitet, mittlerweile arbeite ich an mehreren Projekten, Techno, House und HipHop, eben auch mit Gesangseinbindung.

Hat euch das getroffen, dass Veranstaltungen nicht mehr möglich waren?
Extrem. Im Nordstern hatte ich von heute auf morgen keine Arbeit mehr; keine Veranstaltung, kein Licht. Im Kollektiv ging es dafür immer weiter, wir sind enger zusammen gewachsen. Aber das Zusammensein mit Leuten auf der Tanzfläche, zusammen zu schwitzen, Leute zu sehen mit lachenden Gesichtern, das Leben zu zelebrieren, das fehlt. Das wünsche ich mir von allen Dingen am meisten zurück. Kurz hatten wir es schon zurück. Bevor die Clubs wieder schliessen mussten, hatten wir eine erfolgreiche Veranstaltung, die Clubnacht 353, in der Kascheme.

Hat man den Leuten die Pandemie-Situation angemerkt?
Das war eine merkwürdige Mischung, gleichzeitig Sehnsucht und doch das Wissen, dass es noch nicht vorbei ist. Ich denke, diese Ambivalenz war zu spüren.

Wie geht es bei dir weiter?
Für das Kollektiv hoffentlich im März mit unserer nächsten Veranstaltung in der Kaschemme. Ende Januar geht es bereits wieder mit den ersten Veranstaltungen im Nordstern weiter. Persönlich werde ich Ende Februar eine neue Single veröffentlichen, schaut gerne auf meinem Instagram-Profil und auch auf unserer Studio-Seite vorbei.

 


Wenn du jetzt noch nicht genug von Musik aus Basel hast, dann lädt dich Blogger Philip ein, in seiner Sammlung Basler Musikkünstler weiter zu stöbern.

1 Kommentar

  1. Mike Obermeier
    Fr, 14. Januar 2022 / 14:02 Uhr

    Toller Beitrag und super Enblick in die Entwicklung eines jungen Künstlers!

    Ich wünsche Dan und dem Interviewer, Christoph viel Erfolg auf ihrem Weg!

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