Zurück zur Normalität: Was Corona mit dem Studierendenalltag gemacht hat

Anja Iseli studiert Sprache und Kommunikation (Bild: Beast-Blog).

Nach zwei Jahren Pandemie können die Studierenden die Uni endlich wieder ohne Einschränkungen besuchen. Auch für Beast-Autorin Anja waren es spezielle zwei Jahre. Wie sich der Unialltag mit Corona verändert hat, erzählt sie aus ihrer Perspektive und hat auch gleich bei Kommilitoninnen und der Rektorin nachgefragt.

Ich habe zwar schon den Bachelor an der Universität Basel gemacht und kenne daher alle Tools, Räumlichkeiten und Abläufe. Aber fast keine meiner Kolleg*innen aus dem Bachelor haben mit mir den Master begonnen. Ich habe mich also gefreut, neue Leute zu treffen und nach einem Jahr Pause nach dem Bachelor wieder Universitätsluft zu schnuppern.

Allerdings konnte ich nur ein Semester vor Ort geniessen: In meinem zweiten Mastersemester wurden nach einigen Wochen alle Kurse auf Zoom verlegt. Zu Beginn empfand ich es, wie wohl viele meiner Mitstudierenden und der Dozierenden, als ziemliches Chaos. Es war schnell klar, dass sich Veranstaltungen nicht einfach 1:1 von Präsenz- auf Online-Unterricht umstellen liessen.

Ich war aber sehr positiv überrascht, als bereits ein Semester später, im Frühjahrsemester 2021, die Qualität des Unterrichts massiv angestiegen ist. Man hat gemerkt, dass sich die Dozierenden mit den Möglichkeiten von Zoom auseinandergesetzt und ihre Veranstaltungen entsprechend angepasst haben. So habe ich viele tolle Seminare besuchen und auch im Online-Unterricht viel lernen können. Schade fand ich aber dennoch, dass ich wenig neue Leute kennengelernt habe. Gerade als ich mit der Masterarbeit begonnen habe, hätte ich mir mehr Austausch mit Gleichgesinnten gewünscht. Es hätte gut getan, eine so grosse Herausforderung mit anderen Studierenden zu besprechen.

Schade finde ich, dass ich jetzt, wo alles wieder in Präsenz stattfindet, gar keine Veranstaltungen mehr belegen muss. Ich beende mein Studium im Sommer und bereite mich nun nur noch auf die Masterprüfungen vor. Das heisst, dass ich in meinem gesamten Master nur ein Semester Veranstaltungen vor Ort besuchen konnte. Das Studierendenleben, den Campus und auch die zahlreichen Veranstaltungen rund um die Universität Basel konnte ich also gar nicht geniessen.

Christin Kunnathuparambil studiert Rechtswissenschaften (Bild: zvg).

Ich habe bereits vor Corona mit meinem Studium begonnen und mir ist aufgefallen, wie sehr sich mein Rhythmus in der Zwischenzeit verändert hat. Während des Lockdowns fiel es mir schwerer, vor dem Laptop zu sitzen und auch die Dauer meiner Konzentration hat abgenommen. Umso glücklicher bin ich, nun wieder zurück in der Normalität zu sein.

Ich habe gelernt, wie wertvoll der direkte Kontakt mit den Kommiliton*innen und Dozierenden ist, und dass es mir hilft, Privates von der Uni getrennt zu halten, wenn ich den Weg an die Uni mache. Ich erkenne aber auch eine gewisse Zurückhaltung bei den Studierenden, was das Kontakteknüpfen anbelangt.

Die Online-Zeit hatte den Vorteil, dass ich meinen Alltag flexibler gestalten konnte, beispielsweise durch die Aufnahmen und Podcasts der Vorlesungen, die man zu jeder Zeit anschauen konnte. Allerdings war es schade, dass nicht alle Fakultäten die gleichen Massnahmen getroffen haben. Insbesondere hinsichtlich der Prüfungen: Teilweise konnte man, ohne eine Prüfung absolvieren zu müssen, in das nächste Semester steigen.

Corona hat dazu geführt, dass ich die sozialen Kontakte viel mehr schätze und pflege, aber auch das sorglose Studieren nicht mehr als selbstverständlich ansehe. Es gibt noch einige, die eine Maske tragen oder Abstand halten und eine gewisse Unsicherheit verspüren, aber das wird sicherlich seine Zeit brauchen bis die Angst wieder weg ist. Ich schätze es sehr, dass wir hier in der Schweiz vergleichsweise reibungslos weiterstudieren konnten und auch eine gewisse Vorsicht da war, nicht zu schnell alles auf Normalstand zu bringen.

Anna Wälti studiert Sprache und Kommunikation (Bild: zvg).

Ich habe meinen Master in Sprache und Kommunikation im Herbstsemester 2020 begonnen. Damals wurden teilweise noch Kurse in Präsenz angeboten. Aufgrund der hohen Inzidenz wurde aber bereits ab etwa Mitte Semester bei allen Veranstaltungen auf Zoom gewechselt. Für mich bedeutete dies, nur wenige Mitstudierende persönlich treffen zu können. Kennengelernt habe ich meine Kommiliton*innen vor allem, wenn es in Seminaren Gruppenaufträge gab, für die man zusammenarbeiten musste. Ich fand allerdings, dass die Studierenden sehr offen waren, auch wenn man sich nur über Zoom oder E-Mail anschreiben konnte.

Allerdings war es gar nicht so einfach, Kommilition*innen zu kontaktieren, da es keine Teilnehmendenlisten auf ADAM gibt. Dies hätte ich mir, zumindest für die Zeit der Online-Lehre, gewünscht. Es hätte den Austausch unter den Studierenden vereinfacht. Schwierig habe ich auch die Kontaktaufnahme zu den Dozierenden empfunden. Man konnte nicht einfach in der Pause oder nach der Veranstaltung mit Fragen auf sie zugehen. Es haben sich zwar alle Dozierenden viel Mühe gegeben, die Seminare so interaktiv wie möglich zu gestalten, vor allem mit fortschreitendem Online-Unterricht. Jedoch bin ich froh, dass sie nun wieder vor Ort stattfinden, da ich in Präsenz viel mehr aus den Veranstaltungen mitnehmen kann.

Ich hatte schon letztes Semester einige Seminare und Vorlesungen vor Ort, jedoch war die Lage noch sehr angespannt, man trug eine Maske und musste das Zertifikat zeigen. Ausserdem war man nie sicher, ob alles wieder auf Online-Unterricht umgestellt werden muss. Dieses Semester ist nun viel entspannter, Studierende und Dozierende freuen sich, wieder vor Ort zu sein. Man merkt aber schon, dass alle noch etwas vorsichtiger sind. Die meisten halten auch in den Räumlichkeiten Abstand und setzen sich nicht direkt nebeneinander. Trotzdem glaube ich, dass wir alle einiges vom Online-Unterricht mitnehmen konnten. Besonders als Pendlerin schätze ich es beispielsweise, dass Sprechstunden mit Dozierenden über Zoom nun gängig sind.

Rektorin Andrea Schenker-Wicki (Bild: Universität Basel).

Die Pandemie war für die Universität Basel eine grosse Herausforderung – an vielen Fronten. Das oberste Gebot war der Schutz und die Gesundheit der Universitätsangehörigen. Doch wichtig war gleichzeitig auch, das Studieren weiterhin gewährleisten zu können und die Forschung, wenn immer möglich, weiter zu betreiben. In dieser ausserordentlichen Situation haben die Studierenden und Dozierenden grosse Flexibilität bewiesen.

Ich bin stolz, wie schnell sich im Frühjahr 2020 alle auf die unbekannte Situation eingestellt haben. Ebenso erfreulich ist, dass wir als Organisation die Erfahrungen nutzen konnten, um Abläufe zu verbessern und so agil und zielgerichtet durch die Pandemie zu kommen. Und selbstverständlich hat die Universität Basel auch einen Digitalisierungsschub durchgemacht, von dem alle Universitätsangehörigen profitieren können.

Allerdings – bei aller Begeisterung für die Effizienz von Zoom-Meetings und den Vorteilen des Home-Office: Eine Lehrveranstaltung in Präsenz oder ein Meeting vor Ort haben einfach eine andere Qualität. Ich meine damit nicht nur die Kommunikation, die vor Ort viel facettenreicher ist als über den Bildschirm. Ich meine auch die zwischenmenschliche Ebene, diese spontanen Begegnungen, der kurze Schwatz an der Kaffeemaschine. Oder das spontane Zusammensitzen, wenn jemand eine Idee hat und diese rasch besprochen werden soll. Jetzt, wo das alles wieder möglich ist, spüren wir erst, wie sehr uns das in den vergangenen zwei Jahren gefehlt hat!

Daher bin ich sehr froh, dass wir uns alle wieder auf dem Campus treffen können. Und das scheint nicht nur mir so zu gehen. Ich sehe an der Universität Basel fröhliche, unbekümmerte Menschen, die das Leben ohne Einschränkungen wieder in vollen Zügen geniessen wollen. Ich verstehe allerdings auch diejenigen, welche die neuen Freiheiten noch mit etwas mehr Vorsicht geniessen und sich weiterhin mit Masken schützen. Wichtig ist, dass wir uns gegenseitig mit Verständnis und Respekt begegnen.

Anja Iseli

«Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen» – das soll einst Samuel Butler gesagt haben. Ob das tatsächlich stimmt, kann Anja zwar nicht beurteilen, den Inhalt würde sie aber genau so bestätigen. Neben ihrer Begeisterung für alles, was mit Sprachen und Kommunikation, ihrem Studienfach, zu tun hat, bruncht sie leidenschaftlich gerne, liebt gemütliche Cafés und fürchtet sich davor, mit dem Velo in den Tramschienen stecken zu bleiben.

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