Studium, Achtung: Marsch!

Kompanie halt! Nicht Problem meiner Stufe! In Richtung meiner Hand! Negativ! Positiv! Nef (= Nicht erfüllt)! Die Sprache des Militärs, die Regeln des Militärs. Kein junger Schweizer kommt darum herum, sich einmal in seinem Leben mit diesen Ausdrücken auseinanderzusetzen, die Folge: Orientierungstag und Rekrutierung. Falls man nicht als untauglich eingestuft wird, erhält man ein Dienstbüchlein, ein neuer treuer Begleiter, welcher alle Aktivitäten des Wehrpflichtigen dokumentiert. Doch nicht jeder möchte das Dienstbüchlein gänzlich gegen die Fachliteratur des Studiums eintauschen. Deshalb stellt sich die Frage: Wie lassen sich Studium und Militärdienst kombinieren?

Es bestehen verschiedene Optionen für junge Menschen die den Militärdienst absolvieren müssen oder wollen (soll es ja bekanntlich auch geben). Am Orientierungstag selber kann man bereits ein Wunschdatum angeben, an welchem man die Rekrutenschule absolvieren möchte. Keine Angst, wenn man am Orientierungstag mit zarten achtzehn Jahren noch nicht weiss, was die Zukunft bringt, gibt es noch weitere Optionen, wie beispielsweise die Dienstverschiebung. Mit einem Dienstverschiebungsformular lässt sich die Rekrutierung sowie die Rekrutenschule fürs Erste verschieben, die Beantragung ist aber mit viel Bürokratie verbunden und kostet sicher einiges an Geduld.

Das Militär häppchenweise

Ausserdem ist es möglich, den Militärdienst zu fraktionieren. Hört sich vielversprechend an! Das Fraktionieren des Dienstes erlaubt es Studierenden die Rekrutenschule aufzuteilen, da sich das Studium und die Rekrutenschule in den Kalenderwochen 38/39 überschneiden. Man holt die zwei verpassten Wochen im Rahmen der Gesamtdienstleistungspflicht einfach später nach, wenn man keine spannenden Vorlesungen besuchen kann. So muss man auf nichts verzichten und kleine Portionen lassen sich besser verdauen.

Die Empfehlung der Schweizer Armee

Beim Recherchieren für diesen Artikel ist mir aufgefallen, dass die Variante des Fraktionierens bei der Schweizer Armee nicht sonderlich beliebt zu sein scheint. Denn die Schwierigkeit der Organisation wird immer wieder betont und gleichzeitig werden Begriffe wie «Zwischenjahr» und «vor Beginn des Studiums» fettgedruckt hervorgehoben. Die Präferenzen des Militärs sind also ziemlich offensichtlich. Dem Militär scheint es am liebsten, wenn man ein Zwischenjahr einlegt, dabei den Durchdiener absolviert oder sich innerhalb eines Jahres bis zum Leutnant ausbilden lässt. Manchmal lässt sich der Stellungskrieg zwischen Studium und Militär auch ganz ohne Fraktionierung einfach mit ein paar Tagen Urlaub lösen, dafür muss man allerdings frühzeitig mit den Verhandlungen beginnen.

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Die Schweizer Armee hat ein Motto: Je früher, desto besser. Damit spielen sie nicht auf die Rekrutierung von Kindern an, sondern auf die Organisation und Transparenz der Militärdienstplanung. Bei einem allfälligen Dienstverschiebungsgesuch wird erwartet, dass jenes 14 Wochen vor Dienstbeginn eingereicht wird. Alles was später eintrifft, wird schwierig umzusetzen sein, der Kampf ist schon entschieden. Meiner Meinung nach darf aber keine Papierschlacht unausgefochten bleiben, so lange sie es jemandem ermöglich das gewünschte Studium zu beginnen. Deshalb: Drucker laden und aus allen Tonern feuern!

Militärdienst in der Medizin

Einzig die Militärärzte sowie Zahnärzte und Apotheker haben einen Dienstausbildungsplan, der auf das Studium abgestimmt ist. Man fängt mit einer Rekrutenschule (fünf Wochen) an und kann nach bestandenem Numerus Clausus mit der ersten Kaderausbildung (sechs Wochen) fortfahren, welche im ersten Jahr des Studiums oder vor Beginn besucht werden muss. Danach folgt noch ein zweiter Kaderkurs sowie ein praktischer Dienst: Alles zusammen nimmt das 20 Wochen in Anspruch.

Das tolle an dieser Ausbildung ist, dass man viel medizinisches Wissen und praktische Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen wie der Katastrophenmedizin, der Nahttechnik oder  bei chirurgischen Noteingriffen erlernt. Dafür erhält man Zertifikate, die auch im zivilven Ärztealltag nützlich sein können. Hier lässt sich Studium und Militär sehr gut kombinieren, ohne dass eines davon zu kurz kommt.  Und das Beste: Alles ganz ohne Papierschlacht.

In der militärpflichtigen Schweiz kommt man wohl oder übel irgendwann mit dem Militär in Kontakt, darum mach das Beste draus! Aber denk dabei ein Jacques Tati’s Worte:

Das Militär ist eine Pflanze, die man sorgfältig pflegen muß, damit sie keine Früchte trägt.

1 Kommentar

  1. Eric Franklin
    Mi, 19. Juli 2017 / 11:22 Uhr

    Die Fraktionierung der RS macht wirklich wenig Sinn. Der Rekrut kann dann jedoch knapp die Grundausbildung in den Semesterferien hinter sich bringen, doch muss er nach einem Semester wieder zurück zum Kasernenton. Darauf hat niemand Lust. Auch erschwert die Verbandsausbildung (der 2. Teil der RS) die Teilnahme an Wiederholungsprüfungen, geschweige denn den Erfolg. Deswegen nimmt Mann sich lieber ein Jahr für die Bürgerpflicht.

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