Fatljume Halili studiert im Master Englisch und Medienwissenschaft. Als Vorsitzende des Studierendenvereins Mind-Map setzt sie sich dafür ein, mehr Bewusstsein für psychische Gesundheit im (Uni-)Alltag zu schaffen. In ihrem Gastbeitrag erklärt sie warum.
Ein junger Mann sitzt im Rollstuhl und ringt damit, bergauf seine Balance zu behalten. Die junge Frau, die ihn begleitet, rollt ihre Augen und sagt: «It’s like you’re not even trying to walk.» Er erwidert, fast unhörbar: «But I’m trying.» Das kurze Video trägt den Titel «What if we talked about physical health the absurd way we talk about mental health?» und führt uns auf unterhaltsame Weise vor Augen, wie wir als Gesellschaft mit psychischen Leiden umgehen. Es geht nicht nur darum, Vorurteile oder Bemerkungen hervorzuheben, denen Menschen mit psychischen Leiden in ihrem Umfeld ausgesetzt sind. Das Video will vor allem auf die Absurdität des gesellschaftlichen Umgangs mit psychischen Leiden und deren Unsichtbarkeit aufmerksam machen.
Was wäre, wenn wir über psychische Gesundheit genauso sachlich und differenziert sprechen würden wie über unsere körperliche Gesundheit? Wenn wir also keine Scham oder Angst davor hätten, unser psychisches Wohlbefinden anderen mitzuteilen? Was wäre, wenn wir dann von anderen nicht gleich in eine Kategorie gesteckt werden, auf Unverständnis stossen und mit Vorurteilen konfrontiert werden?
Unsere psychische Gesundheit ist genauso wichtig wie unsere physische. Mittlerweile wird glücklicherweise anerkannt, dass die beiden Hand in Hand gehen und sich sogar gegenseitig beeinflussen. Warum ist es also immer noch ein Tabu, über psychische Leiden zu besprechen?
Psychische Störungen sind keine Charakterschwächen
Wahrscheinlich hängt dies vor allem damit zusammen, dass psychische Störungen fälschlicherweise mit Charakterschwächen gleichgesetzt werden. Man nimmt an, dass sich die betroffene Person selbst in diese Lage gebracht hat oder einfach nicht stark genug ist, mit dieser Situation umzugehen.
Psychisches Leiden ist deswegen so schwierig zu verstehen, weil es unsichtbar und ungreifbar scheint. Umso wichtiger ist es daher, über diese Dinge zu sprechen, ihnen Raum zu geben und zuzuhören, ohne gleich zu urteilen.
Es ist hilfreich, die psychische Gesundheit gleich zu behandeln wie die körperliche: sich darum kümmern, sie zu pflegen, sich bei Problemen Hilfe zu holen, sich Zeit zum Heilen nehmen. Schliesslich ist allen klar, dass man sich gesund ernähren und genug bewegen sollten. Dazu sollte man genügend schlafen und genug Wasser trinken und so weiter und so fort. Und was tut man nun für die eigene psychische Gesundheit?
Ein Anfang wäre es anzuerkennen, dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben und während des Studiums viel Stress ausgesetzt sind. Deshalb sind nicht nur Strategien wichtig, um den eigenen Stress zu managen, sondern auch das Aufbauen eigener Ressourcen, um in Krisensituationen widerstandsfähiger zu sein.
Wie das konkret aussieht, ist nicht so leicht festzumachen, jedoch lassen sich auch hier einige Grundpfeiler nennen: Offen über die eigenen Gefühle und die Lebens- oder Studiensituation zu sprechen ist schon der erste Schritt, das Leiden nach aussen zu tragen und sich so gegebenenfalls Hilfe zu holen. Ausserdem können Praktiken wie Yoga, kreative Aktivitäten und Bewegung dabei helfen, dem stressigen Alltag zu entfliehen.
Im Internet und in Ratgeberliteratur finden sich sehr viele Tipps, wie man die eigene psychische Gesundheit am besten pflegt. Am Ende ist es die Sache jedes Einzelnen, welche Ressourcen man für sich entdeckt oder welcher Ansatz am hilfreichsten ist. Wichtig ist, dass man damit auch schon beginnt, wenn es einem gut geht. Man macht schliesslich auch Sport oder ernährt sich ausgewogen, wenn man gesund ist.
Mind-Map: Mehr Bewusstsein schaffen
Als Studierendenverein möchten wir von Mind-Map mehr Bewusstsein für psychische Gesundheit im (Uni-)Alltag schaffen. Wir fungieren als Schnittstelle zwischen den universitären Anlaufstellen und allen Studierenden, Doktorierenden und Alumni und haben uns als langfristiges Ziel gesetzt, zur Entstigmatisierung der psychischen Gesundheit beizutragen.
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