Nachdem ich nach Basel gezogen bin, fielen sie mir zuerst nur vereinzelt, dann immer mehr auf: Die mit Fliesen gestalteten Pac-Man-Gespenster an Wänden, Stromkästen und über Strassennamenssschildern. Überall in der Stadt entdeckte ich sie. Irgendwann fing ich mich an zu fragen, woher diese kleinen Invasion der bunten Gespenster in Basel rührt. Nach einer kleinen Recherche fand ich den Urheber. Ich fragte mich, an welchen Kunstwerken ich sonst noch unbewusst vorbeilaufe und begab mich offenen Auges auf eine Tour durch Strassen und Orte, in denen ich mich fast täglich aufhalte.
Eines vorweg: Diese „Liste“ ist keinesfalls der Versuch einer vollständigen Aufzählung der Street-Art-Kunstwerke in Basel. Sie soll viel mehr dazu anregen, im Alltag nach inspirierenden Dingen auf der Strasse Ausschau zu halten.
Startpunkt: Barfüsserplatz
Mein künstlerischer Spaziergang fängt beim Barfüsserplatz an. Hier finde ich eines der bereits erwähnten Pac-Man-Gespenster. Der Künstler dahinter nennt sich Invader und ist einer der bekanntesten anonymen Street Art-Künstler, die es gibt. Nicht nur in Basel brachte er die Figuren an den Wänden an, seine Mosaike sind international in über dreissig Städten zu finden. In Basel hinterliess er im Rahmen der ArtBasel 2013 vierundzwanzig Stück der Mosaike – heute sind noch ein Dutzend gut erkenn- und sichtbar.
Steinenbachgässlein und Gerbergässlein
Im Gerbergässlein findet sich das übergrosse und beeindruckende Graffiti „Rockstars“. Die auf der über 50 Meter langen Fassade verewigte Geschichte der Elektrizität befindet sich im Steinenbachgässlein. Beides sind Werke von Art4000.
An der Wand gegenüber des letzteren genannten Werkes lässt sich die „Hochhaussilhouette“ von Thomas Schmid betrachten, daneben das Graffiti „Kelim“ an der Fassade des gleichnamigen Restaurants, unterschrieben mit Joe & Tarek. Tarek Abu Hageb ist (neben Smash 137) Basels berühmtester Graffiti-Künstler, unter anderem gestaltete er die Heuwaage-„Bunterführung“. Die künstlerischen Auftragsgraffitis liegen im Steinenbachgässlein dicht aneinander mit nicht identifizierbaren Werken. Bei genauerer Betrachtung der Gassenwände tragen zum Beispiel einige unauffällige blaue Flecken den kuriosen Schriftzug „Armer Elefant mit Aids“, sind aber leider ohne Unterschrift.
Polizeiwache Clara und Hammerstrasse
Weiter geht es über die Wettsteinbrücke nach Kleinbasel. Die Brücke wurde im Sommer 2013 selber zum Kunstobjekt von Strickfanatiker: Ganze Teile des Geländers waren mit bunten Baumwollmustern umhüllt worden. Bei der Polizeiwache Clara entdecke ich dann den riesigen „Fingerabdruck“ aus dem Jahr 1981, ein Auftragswerk von Jean-Pierre Zangger, der seit 1966 ein unabhängiger Künstler ist. Auf dem Weg zum nächsten Punkt finde ich in der Hammerstrasse ein weiteres Invader-Mosaik und eine Installation von Lukas Hofkunst, der unter anderem für seine Erotikmalerei bekannt ist. Die unscheinbare Installation ist zwar weniger Street-Art im herkömmlichen Sinne, hat aber eine essenzielle Gemeinsamkeit mit dieser: Ein Bild auf der Homepage von Hofkunst zeigt, dass das Werk früher beleuchtet wurde und dadurch sehr grell erschien. Mit der heutigen Unscheinbarkeit hat dies nichts zu tun, aber Vergänglichkeit gehört zur Street Art dazu. Dies wird mir beim nächsten Ort, an dem ich innehalte, stark bewusst.
Wiese
Auf dem Weg zum Hafen komme ich zunächst am Horburgpark in der Mauerstrasse vorbei, der einen sogenannten Legal Spot darstellt. Das heisst konkret: Hier darf man sich als Graffiti-Künstler legal austoben, was in der Stadt sehr selten ist. Jedoch bedeutet das auch, dass die Graffitis regelmässig übersprayt werden und keines länger erhalten bleibt. In der Westquaistrasse an der Wiese findet man dann nochmals internationale Kunst, nämlich die vom brasilianischen Künstler Zezão, der die charakteristisch blauen Wellenformen am Anfang seiner Karriere nur in Kanalisationen verewigte. Heute besprayt er meist Orte, an denen man sich ungern wiederfindet. Er hat die wunderschönen Murals, die man an einer Brücke und einem Toilettenhäuschen bei der Wiese vorfindet, gestaltet.
Endpunkt: Klybeckquai
Zum Schluss lande ich beim Hafen, von dem ich einen Katzensprung entfernt wohne, und lasse noch einmal alle bunten Farben und Formen auf mich wirken. Der Rheinhafen scheint eine Art Hochburg des Graffitis in Basel zu sein. Wie im Klybeckquai die Schiffscontainer, Holzkonstruktionen und Wohnwagen zu einem kleinen Dorf an Bars und Restaurants zusammengemixt wurden, so verhält es sich auch mit den Graffitis, die bunte, inspirierende und verrückte Motive an den Wänden bilden.
Wenn ihr Lust habt, selbst Basler Street Art zu entdecken, hier findet ihr den Spaziergang zum Nachgehen (mit zwei Geheimtipps, die nicht im Artikel vorkommen):
Weitere Street-Art-Hotspots in der Umgebung wären zum Beispiel das Schänzli nahe des St.Jakob-Stadions (dort entdeckt man auch Graffitis von Smash 137) oder die Brückenpfeiler der A98 in Lörrach.
Wenn ihr euch dafür interessiert, was sich sonst so in Basel an Street Art finden lässt, dann ist das Buch „StreetArt Basel und Region“ von Kai Hendrik Schlusche sehr empfehlenswert. Für Informationen über die klassischen Installationen und Skulpturen in Basel klickt ihr euch am besten hier durch.
2 Kommentare
Di, 3. Mai 2016 / 10:29 Uhr
That is so cool! I had been wanting to find out about street art in Basel..will save this mapa nd post to go visit all these places myself:)
Di, 3. Mai 2016 / 11:20 Uhr
sowohl die Beschreibung des Rundganges als auch der Buch-Tipp zur StreetArt Basel & Region sind super