Wieso eigentlich nicht. Während die Herbstmesse fröhlich vor sich hin lärmt, geht es an der Weinmesse auffällig kultiviert zu und her. Davon braucht man sich aber nicht abschrecken lassen.
Die Weinmesse ist schon eine unglaublich stilvolle Angelegenheit. Diese klinisch-weissen Messestände, die dezenten Ledersofas. Dann die vielen Weinkennerinnen und Weingeniesser, die mit einer grossen Ernsthaftigkeit an ihrem Wein nippen und nach dem ersten Schluck unentschlossen zur Decke schauen. „Möchten Sie vielleicht einen etwas Trockeneren versuchen?“
Doch, auf den ersten Blick wirkte die ganze Sache ein wenig versnobt. Ausserdem machen mich dunkle Anzüge und Stöckelschuhe nervös. Krawatten beispielsweise assoziiere ich immer gleich mit Kontoauszügen und Tischmanieren (was natürlich Blödsinn ist). Tatsächlich ist die Weinmesse halb so wild:
Es geht nicht primär darum, so zu tun, als hätte man eine Ahnung von Wein (was ich insgeheim befürchtet hatte). Man muss den Wein nicht gegen das Licht halten, wenn man nicht mag, man muss ihn nicht schwenken und nicht seltsam damit gurgeln, es sei denn man möchte das. Es ist auch völlig ok, einfach zu einem Stand zu gehen, ahnungslos, wie man eben ist, und die Weinhändler all die Sachen zu fragen, die man schon immer wissen wollte. Wieso gibt es keinen Chianti aus dem Wallis? Wieso um Himmelswillen kostet dieser Wein hier 29.90 und der andere hier 67 Franken? Gibt es wirklich keine guten Bio-Weine? Und wieso ist Amarone so beliebt?
Die Händler, die wir an der Messe angetroffen haben, waren alle sehr nett, obwohl wir wie Studenten und damit nicht besonders kaufkräftig aussahen. Wir haben uns durch den Rioja durchprobiert, haben gemerkt, dass es wirklich einen Unterschied macht, ob der Wein im Eichenfass gelagert wurde oder nicht. Dann Weine aus der Westschweiz, dann Barolo, Chianti, und schliesslich meinen Favorit: Brunello di Montalcino, aus der Sangiovese Traube. Wirklich etwas ganz Feines, selbst für eine Banausin wie mich. Sollte ich mal was zu feiern haben, werde ich diesen Wein holen und zwar bei „Da Sabatino“, dem nettesten Weinhändler überhaupt, der uns unendlich viele Sachen erklärt hat.
Wir sind ein bisschen schlauer aus der Messe heraus gekommen, als wir hineingegangen sind. Auch ein bisschen angetrunkener – es lohnt sich wirklich, etwas zu essen, ehe man sich durch die 4500 Weine durchprobiert. Oder man kombiniert die Weinmesse mit der Feinmesse, wo man auch etwas über Käse & Co. lernen kann.
1 Kommentar
Fr, 1. November 2013 / 10:03 Uhr
Brunello di Montalcino! Ich glaube wer die Eleganz eines solchen Weines schätzt ist keine Banausin!
Salute!