Wer an einer Universität studiert, setzt sich grösstenteils mit Texten auseinander. Sie werden analysiert, reflektiert, zusammengefasst und auswendig gelernt. Bei diesem ständigen Input bleibt dabei oft wenig Raum für eine eher schöpferische Auseinandersetzung mit der Materie übrig. Doch was heisst Kreativität überhaupt? Und wo gibt es diese im Studium?
Einen Text über Kreativität zu schreiben, tut fast ein bisschen weh. Immerhin handelt es sich dabei um dieselbe Prozessgattung, die die inspirierendsten Werke der menschlichen Kulturgeschichte hervorbrachte. Eine erste Annäherung an den Begriff treffe ich damit bereits: Kreativität bezieht sich auf einen Prozess, eine Auseinandersetzung, die ich nun irrsinnigerweise in Form eines Blogbeitrags zusammenfasse.
Dennoch: ein paar historische Äusserungen lassen sich treffen. Der Begriff der Kreativität wurde vor allem in der Aufklärung und der Romantik-Epoche zum Wesensmerkmal des Genies erkoren. Dahinter verbarg sich die Vorstellung, dass einzelne, besonders begabte Menschen Wissen aus verschiedenen Feldern vereinen konnten, um Kunst und weitere neue Erkenntnisse aus ihnen zu schöpfen. Durch die inflationäre Verwendung des Worts wurde Kreativität inzwischen zur Ware. Entsprechend wird sie in den Stellenbeschreibungen vieler Berufe gefordert: Kreativität, der Kult der undurchschaubaren Ideenentwicklung.
Für mich selbst bedeutet Kreativität dabei, sich immer wieder erneut auf innerlich ungewohnte Weisen mit einem Thema auseinanderzusetzen – quasi als innere Inkubation einer Idee. Das muss sich dabei nicht auf einen klassischen Output wie ein Gemälde beschränken. Beispielsweise gibt es auch das Konzept der sogenannten aleatorischen oder kombinatorischen Kreativität: also innerhalb von festgelegten Schranken neue Wege und Umsetzungsformen zu finden. Ein textbasiertes Studium mag vielleicht tatsächlich nicht die beste Plattform sein, um Kreativität richtig auszuleben. Wer sich Kreativität (auch die aleatorische und kombinatorische) zu Herzen nimmt, dem sei trotzdem Folgendes mitgegeben:
Ein paar Ansätze zu Kreativität im Studium
- Kreativität im Arbeitsprozess: Hast du dich schon einmal mit deinem eigenen Arbeitsprozess auseinandergesetzt? Welche Angewohnheiten hast du? Und warum? Was lässt sich innerhalb deiner eigenen Schranken noch machen? Wer sich Zeit nimmt, seine alltäglichen Muster aus neuen Blickwinkeln unter die Lupe zu nehmen, findet dabei vielleicht auch seinen eigenen, wirklichen Groove.
- Kreativität in der Wissensorganisation: Neben Zusammenfassungen, Karteikärtchen und Mind Maps gibt es unzählige Arten, wie man Lernstoff organisieren kann. Warum nicht einfach mal eine «Lernskulptur» schnitzen? Das hört sich natürlich am Anfang etwas komisch an, wenn man nicht selbst auf die Idee gekommen ist. Gerade deshalb ist der eigene kreative Prozess wichtig, damit dessen Produkt auch zu deiner Denkart passt.
- Kreativität beim Schreiben und bei Referaten: Hier kommen wir einer klassischen, schöpferischen Tätigkeit am nächsten. Klar, eine juristische Schreibarbeit lässt kaum Platz für ausschweifende Metaphern und symbolische Vergleiche. Andere Themenfelder aber unter Umständen schon.