Der Text ist fertig geschrieben, mit Erleichterung und Freude gleichzeitig wird das letzte Wort getippt. Nun ist die Geschichte oder der Aufsatz beendet. Doch jetzt kommt der schwierige Teil – das Überarbeiten. Den eigenen Text zu korrigieren kann anspruchsvoll sein und ebenso viel Zeit beanspruchen wie das Verfassen selbst. Gastautorin Delia Christ gibt Tipps, wie ihr eure Texte sinnvoll überarbeitet.
Sowohl Aufsätze für die Uni, die Arbeit, als auch literarische Texte oder Romane müssen überarbeitet werden, bevor sie an Leser*innen weitergegeben werden. Als ersten Schritt würde ich das Überarbeiten in vier Teile aufteilen:
- Checkliste
- roter Faden
- Stil und Rechtschreibung
- Grammatik
Üblicherweise gehe ich das Überarbeiten von Texten in dieser Reihenfolge an. Rechtschreibung und Grammatik korrigiere ich also als letztes, wenn am Text als Ganzes nichts mehr geändert wird. Dann also los!
Erstellen einer Checkliste
Vor allem bei längeren Texten gibt es meist gewisse Kriterien, die erfüllt werden müssen. Seien das Vorgaben für den Aufsatz oder Szenen einer Geschichte, die in dieser Reihenfolge erzählt werden müssen. Als erstes überprüfe ich also, ob ich alle Kriterien erfüllt habe. Steht wirklich eine Schlussfolgerung am Ende? Habe ich den Charakter richtig eingeführt?
Diese Art der Überarbeitung kann auch länger dauern, erst recht, wenn ich gewisse Teile vergessen habe. Um die Angst vor dem «Verschlimmbessern» zu überkommen, ist es hilfreich, eine Kopie des Dokuments zu machen. So habe ich immer noch die alte Version zur Hand, falls ich doch den Originaltext wiederherstellen möchte.
Bleibt der rote Faden erhalten?
Als nächstes lese ich den Text ein zweites Mal durch, um andere, kleinere Logikfehler zu finden. Dabei achte ich mich darauf, ob es im Text Widersprüche gibt oder ob Informationen fehlen. Ist die Augenfarbe des Protagonisten plötzlich anders? Habe ich auf einmal das Wort anders definiert als zuvor? Auch bei Aufsätzen oder Protokollen ist es ein wichtiger Punkt, zu kontrollieren, ob der Text in sich Sinn ergibt. Für den Überblick hilft die Kommentarfunktion von Word oder schlicht ein Notizbuch.
Stil und Lesefluss
Nun, da der Text vollständig ist, keine Widersprüche mehr hat und alle Informationen geliefert sind, geht es an den Schreibstil. Dazu muss ich wieder an den Anfang des Dokuments scrollen und alles neu durchlesen. Nun geht es weniger darum, was der Text genau sagt, sondern wie er es sagt. Hier achte ich auf Wortwiederholungen und umständliche Sätze. Füllwörter und überflüssige Adjektive lösche ich.
Persönlich empfinde ich das als den schwersten Teil der Überarbeitung, da ich vor allem bei längeren Texten schnell fehlerblind werde. Sätze, die ich selbst schreibe, machen für mich als Autorin meistens Sinn. Doch nicht immer ist es für die Leser*innen klar, was gemeint ist.
Es sind also Strenge und eine gewisse Distanz zum Text gefordert. Dabei hilft es mir, Regeln aufzustellen: Lange Sätze streiche ich farbig an, Wortwiederholungen, Füllwörter und überflüssige Adjektive lösche ich direkt. Generell finde ich es einfacher, einen Satz neu zu schreiben, als ihn zu korrigieren: also ruhig löschen und neu formulieren!
Rechtschreibung und Grammatik
Zuletzt kommt der Feinschliff. Diese Überarbeitungsrunde ist einerseits standardisiert, da sie klaren Regeln folgt. Andererseits ist es auch die mühsamste Runde, nicht nur, weil sie als letztes kommt, sondern auch, weil sie enorm detailliert und präzise sein muss. In dieser Überarbeitung muss ich den Text langsam lesen, beinahe Satz für Satz. Nur so fallen Rechtschreib- oder Grammatikfehler auf in einem Text, den ich schon fast auswendig kann.
Nicht immer kann ich der automatischen Korrektur des Schreibprogramms trauen – ich konsultiere lieber den Duden oder andere, zuverlässige Quellen. Auch hier kann ich schnell fehlerblind werden – da kann es helfen, die Arbeit in Etappen aufzuteilen.
Einerseits kannst du die Überarbeitung des Textes in dieser Reihenfolge durchführen und jedes Mal den Text von vorne überarbeiten. Um die Sache jedoch etwas abwechslungsreicher zu gestalten, könntest du auch die letzten drei Schritte kombinieren: Nachdem die gröbste Korrektur (Schritte 1-2) steht, kannst du abschnitt- oder kapitelweise Schritte 3-4 durchführen. Dies lohnt sich vor allem bei längeren Texten oder Romanen, um die Arbeit weniger eintönig zu gestalten.
Alles in allem kann es durchaus eine spannende Arbeit sein, einen Text zu verfeinern – besonders in der letzten Phase, wenn du langsam die Ergebnisse sieht. Viel Spass bei der nächsten Textüberarbeitung.