Die Tessinerin Tania Pedimina ist vor drei Jahren für ihr Biologie-Studium nach Basel gezogen. In ihrem zusammen mit der Beast-Redaktion verfassten Gastbeitrag beschreibt sie, wie es ist, in einer Fremdsprache zu studieren.
Wir machen uns im Alltag normalerweise keine Gedanken über die Sprache, die wir sprechen, nehmen die Wörter, die wir benutzen, als gegeben hin und merken erst, wie wichtig es ist, sich mündlich oder schriftlich ausdrücken zu können, wenn wir es eben gerade nicht können.
2016 bin ich fürs Studium aus dem Tessin nach Basel gezogen und habe gemerkt, was es bedeutet, wenn man sich nicht flüssig ausdrücken kann: Beklemmung und Frustration sind an der Tagesordnung. Anfangs hatte ich mein Wörterbuch stets im Gepäck und nur der Gedanke daran, dass mich jemand etwas auf Deutsch fragen könnte, löste Panik in mir aus.
In 45-minütigen Prüfungen brauchte ich rund 10 Minuten, um alle Wörter nachzuschlagen, damit ich den Kontext der Fragestellung erschliessen konnte. Ich verstand in der Vorlesung kaum etwas und wenn Dozierende im Dialekt gefragt haben, ob sie Hochdeutsch reden müssen, verstand ich meist die Frage nicht einmal.
Drei Jahre später traue ich mich nun, auch am Telefon Deutsch zu sprechen (und danke meinen Gesprächspartnern dafür, die nötige Geduld für mein gemurmeltes Deutsch aufzubringen). Ich benötige mittlerweile auch deutlich weniger Zeit, um die Fragen zu verstehen und habe deshalb auch mehr Zeit für die Antworten. Und ich probiere, den Basler Dialekt zu verstehen. Aber ganz so weit bin ich dann doch noch nicht.
Ich gebe zu: Ich bin nicht sehr sprachbegabt und auch in meiner Muttersprache eher schüchtern. Ich dachte trotzdem, dass ich mich schneller daran gewöhnen würde, eine andere Sprache zu hören und zu sprechen. Ich habe die Realität unterschätzt.
Das liegt auch daran, dass einem die Lehrpersonen in der Sekundarschule noch viel helfen. Ich hatte keine Angst zu sprechen, da ich wusste, dass mir die Lehrpersonen im Zweifelsfall auf die Sprünge helfen würden.
In der Uni überkam mich in den Seminaren dann die Angst, mich zum Narren zu machen. Ich hatte eigentlich die Antworten parat, doch konnte ich sie nicht auf Deutsch geben. Schnell galt ich als diejenige, die die Antwort schlicht nicht wusste und auch bei Gruppenarbeiten wurde ich als diejenige wahrgenommen, die die Zusammenarbeit verlangsamte.
Mit der Zeit habe ich aber sehr nette Menschen kennengelernt, die mir geholfen und sich sehr viel Mühe gegeben haben, die sprachlichen Barrieren zu überwinden. Ich habe auch dank ihnen mittlerweile gelernt, mich weniger darum zu scheren, was andere Leute über meine Sprachkenntnisse denken.
Die Angst, mich zum Narren zu machen, hat abgenommen. Immer öfter versuche ich nun, mir nicht den Kopf zu zerbrechen, wie ich etwas korrekt ausdrücke, sondern rede einfach. Mit der Zeit ist meine Sicherheit gestiegen. Mein Mitschrieb besteht nicht mehr aus tausenden Übersetzungen, sondern aus Erklärungen und Erläuterungen.
Deshalb mein Rat an alle, die nicht in ihrer Muttersprache studieren: Habt keine Angst zu sprechen und habt Geduld mit euch selbst. Die Zeit wird kommen, in der ihr euch in der Fremdsprache sicher fühlt, kein Wörterbuch an die Prüfungen mitnehmen müsst und keine Übersetzungsapp mehr braucht.