„Ich war begeistert, als ich die erste Vorlesung besuchen konnte.“ (Husein, Flüchtling aus Syrien)

Das Projekt «Offener Hörsaal» startet erfolgreich

Seit drei Wochen haben sich 21 ganz besondere Gäste unter uns Studierende gemischt. Sie kommen aus sechs verschiedenen Krisenregionen der Welt und haben im Rahmen des Projektes Offener Hörsaal die Chance erhalten, an unserer Uni Vorlesungen zu belegen. Jeder der Geflüchteten hat an seiner Seite einen oder zwei Buddies, die ihm dabei helfen, sich an der Uni zurechtzufinden. Auch ich unterstütze einen geflüchteten Syrer dabei, sich an der Uni einzuleben.

Die Uni als Möglichkeit der Integration
Husein hat in Syrien vier Jahre Geologie studiert. Seit eineinhalb Jahren ist er nun in der Schweiz. Die Zeit hat er genutzt, um Deutsch zu lernen. Dies hilft ihm nun sehr, da er auch Vorlesungen besuchen kann, die auf Deutsch gehalten werden. Zwei Vorlesungen darf er im Rahmen des Hörerprogramms belegen. Kreditpunkte erhält er dafür zwar nicht, er ist trotzdem froh über die ihm gebotene Möglichkeit. Um zur Uni zu kommen, nimmt er die zwei Stunden Pendeln aus dem Aargau gerne in Kauf. „Ich hoffe, ich kann mehr über die Bildung in der Schweiz lernen und wie ich erreichen kann, mein Studium hier fortzusetzen“, erklärt er mir. Seine ersten Wochen an der Uni sind sehr gut verlaufen: „Ich war begeistert, als ich die erste Vorlesung besuchen konnte. Gleichzeitig hatte ich ein bisschen Sorge, weil ich niemanden vorher kannte.“ Genau deswegen basiert das Projekt «Offener Hörsaal» stark auf dem Buddy-System. Seamus vom Projektteam erklärt: „Am Anfang des Semesters haben die Teilnehmenden zum Teil noch ein wenig Hilfe von den Buddies bei den administrativen Aufgaben benötigt. Inzwischen finden sich aber die meisten Teilnehmenden sehr gut an der Uni zurecht und die Buddies sind nun vermehrt für den Austausch während des Studienalltags da.“ Husein ist nicht nur froh, dass er sich in den Vorlesungen der Geowissenschaften wieder in die Thematik einarbeiten kann, sondern auch, dass er neue Leute kennenlernt und sein Deutsch anwenden kann.

Die Zukunft ist noch offen
Das Projekt kommt gut an. „Das Feedback war bis jetzt durchwegs positiv. Die Teilnehmenden und Buddies sind zum Grossteil zufrieden. Wir haben auch die Unterstützung von diversen Dozierenden“, erklärt Seamus. Ob das Projekt weitergeführt wird, ist noch nicht ganz klar. „Wir hoffen, dass die Universität uns bei einer längerfristigen Implementierung unterstützen wird. Ansonsten werden wir verschiedene Stiftungen um Gelder bitten müssen.“ Zur Zeit werden die Kosten durch das Preisgeld des BOOST-Wettbewerbes der Fachstelle für Nachhaltigkeit getragen. Im Mai wird entschieden, wie es mit dem Projekt weitergeht. Bis dahin sind noch mehrere Events wie zum Beispiel Filmabende geplant, die für alle Interessierten offen sind. Am 29. 3. findet ein erster Anlass im Unternehmen Mitte Stadt. Drei Teilnehmende des Offenen Hörsaals werden von ihrer Flucht in die Schweiz, den Alltag hier und auch von ihrer Heimat erzählen. So bietet sich auch für Nicht-Teilnehmende die Gelegenheit, unsere neuen Mitstudierenden kennenzulernen.

Auch an anderen Unis sind Projekte ähnlicher Art in Vorbereitung, die sich von der Idee in Basel haben inspirieren lassen. So wird es vielleicht bald selbstverständlich, dass Geflüchtete ihr unterbrochenes Studium fortsetzen können. Dies ist ohne Unterstützung nicht nur wegen der Kosten schwierig. Der Hauptgrund, warum sich Geflüchtete nicht normal immatrikulieren, sind die fehlenden Dokumente. Bestätigungen der ehemaligen Unis sind oft zurückgelassen oder gestohlen worden und schwierig zu erhalten. Doch der erste Schritt für die Integration von Geflüchteten mit akademischen Hintergrund ist getan und ein voller Erfolg. Husein und die 20 anderen Teilnehmer sind auf jeden Fall sehr motiviert. Und wir Buddies auch!

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