Weshalb es sich lohnt, neben dem Studium ehrenamtlich zu arbeiten

Anne-Marlen
Anne-Marlen ist Teamleiterin bei «Discuss it» (Bild: zvg).

Warum solltet ihr euch ehrenamtlich engagieren? Drei Studierende erzählen, was ihre Motivation für ihr Ehrenamt ist, wie sie diese Tätigkeit in ihren Alltag integrieren und was sie dabei fürs Leben gelernt haben.

Im Jahr 2020 haben laut dem Bundesamt für Statistik 41% der Schweizer Wohnbevölkerung (ab 15 Jahre) institutionalisierte und/oder informelle Freiwilligenarbeit geleistet. Eine beachtliche Zahl, sind das im Durchschnitt doch 4,1 Stunden pro Woche, die die Leute für ihr Engagement aufgewendet haben. Im Folgenden erzählen Anne-Marlen, Jan und Leo von ihrem ehrenamtlichen Engagement neben dem Studium.

Anne-Marlen: Teamleiterin bei «Discuss it»

«Discuss it ist ein gemeinnütziger, politisch neutraler Verein, der sich für die Förderung der politischen Bildung von Jugendlichen einsetzt. Als Teamleiterin des Teams Basel-Stadt/ Basel-Land koordiniere ich die Teammitglieder in der Organisation von Podien an Gymnasien und Berufsschulen. Wir laden Politiker*innen verschiedenster Parteien ein, um an den Schulen eine partizipative Diskussionsveranstaltung mit den Schüler*innen oder den Lernenden durchzuführen. Wenn in der Organisation dieser Events etwas nicht so rund läuft, bin ich die Ansprechperson für unser Regionalteam.

Als ich zur Schule ging, gab es keine solchen Programme zur Förderung der politischen Bildung. Das ist sehr schade, da wir in der Schweiz so viele Partizipationsmöglichkeiten haben. Es sollte meiner Meinung nach nicht vom Zufall abhängen, ob sich junge Menschen mit politischen Themen befassen. Durch mein Engagement bei Discuss it möchte ich jungen Menschen den Mut und die Mittel auf den Weg geben, ihre Meinung zu äussern.

Meine Arbeit als Teamleiterin hat mich insbesondere gelehrt, den Mut zu haben, auf meine Fähigkeiten vertrauen zu können. Es ist nicht immer so, dass andere es besser wissen oder besser können. Man darf auch als junge Person manchmal die Führung übernehmen und korrigieren. Dadurch konnte ich lernen, schwierige Gespräche zu führen und Konflikte konstruktiv zu lösen.

Für mich ist mein ehrenamtliches Engagement ein guter Ausgleich zum Studium und der Arbeit. Discuss it hat zudem ein tolles Vereinsleben und ich finde es macht unglaublich Spass, mit vielen engagierten Menschen an einem Strang zu ziehen.»

Jan: Leiter in der Pfadi Emmenbrücke

Jan Hösli

Jan hat als Pfadileiter gelernt, Verantwortung zu übernehmen (Bild: zvg)

«Seit sechs Jahren bin ich bei der Pfadi Emmenbrücke als Leiter, das heisst als Betreuer von Kindern und Jugendlichen, tätig. Bei uns können die Kinder sich austoben und ihre Freizeit in der Natur verbringen. Da ich selbst bereits als 12-Jähriger an den kreativen Anlässen teilnehmen durfte, möchte ich diese grossartigen Erfahrungen nun auch an die jüngere Generation weitergeben.

Durch meine Rolle als Leiter habe ich gelernt, Verantwortung zu tragen und selbstbewusst vor einer Gruppe zu stehen. Wir haben ein familiäres Gruppenverhältnis, in dem wir uns auch entfalten können.

Im Biologiestudium hat man teilweise einen sehr eingeengten, geregelten Block auf die Welt. In der Pfadi hingegen kann ich meine Kreativität ausleben und über den Tellerrand gucken. Diese beiden Gegensätze schaffen, wie ich finde, eine ziemlich ausgewogene Balance im Alltag. Es gibt Zeiten, beispielsweise während der Prüfungsphase, in denen ich nicht an jeder wöchentlichen Veranstaltung dabei sein kann. Da muss ich das Studium vor die Pfadi setzen. Aber das ist in der Regel kein Problem, da wir genug Leiter*innen sind.

Mein schönstes Erlebnis in der Pfadi war eine Nachtwanderung, bei der wir am Ende an einen Teich gelangten, wo wir einen genialen Blick auf den klaren Sternenhimmel hatten. Das werde ich so schnell nicht vergessen.»

Leo: Exkursionsleiter bei Bebbi Babbler

Leo Amrein

Leo hat als Exkursionsleiter bei den «Bebbi Babbler» einiges über Vögel gelernt (Bild: zvg).

«Ich bin in der ornithologischen Jugendgruppe «‹Bebbi Babbler» dabei und unterstütze die Organisation von Exkursionen und grösseren Reisen, um Vögel und andere spannende Lebewesen zu beobachten. Da wir genügend Leiter*innen sind, bin ich nur in unregelmässigen Abständen mit dabei. Das ist für mich entlastend und die Exkursionen an der frischen Luft bieten eine gute Abwechslung in stressigen Zeiten.

Ich finde es sehr schön, eine persönliche Faszination nicht nur für sich zu behalten, sondern auch mit anderen jungen Menschen zu teilen. Durch mein Engagement kann ich andere Menschen zum Denken und Diskutieren anregen. Das ist mir insbesondere bei Themen wie Natur, Vögel und Umwelt sehr wichtig. Zudem sind viele Mitglieder auch ausserhalb der Jugendgruppe gute Freunde von mir geworden.

Mein Highlight bei den ‹Bebbi Babbler war eine Reise in die Camargue in Südfrankreich. Knapp eine Woche lang war das Leitungsteam mit acht Kindern auf der Suche nach spannenden Vogelarten. Für die Kinder war die Reise ein einmaliges Erlebnis, da sie viele Vogelarten zum ersten Mal sahen.

In der Jugendgruppe konnte ich vieles über zahlreiche Tier- und Pflanzenarten lernen, was mir auch im Biologiestudium von Nutzen sein kann. Zwar ist diese Artenkenntnis nicht mehr ein grosser Bestandteil meines Studiums, es hilft mir jedoch ab und zu, gewisse Inhalte besser oder schneller verstehen zu können. Zudem konnte ich durch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gewisse pädagogische Grundsätze lernen, die mir vielleicht für eine spätere Tätigkeit als Lehrperson hilfreich sein werden. Ich kann mir auch eine berufliche Zukunft im Bereich der Umweltbildung vorstellen.»

Die Möglichkeiten, sich neben dem Studium zu engagieren, sind fast grenzenlos. Wenn du dich inspirieren lassen möchtest, findest du hier eine Liste der studentischen Organisationen an der Universität Basel.

Andrina Schmitz

Während ihres Auslandaufenthalts in Kolumbien wurde Andrina klar, dass Politik gar nicht so langweilig ist, wie sie dachte. Seither gehören Diskussionen über aktuelle Themen genauso zu ihrem Alltag wie dunkle Schokolade und Grapefruitsaft. Wenn sie nicht gerade Sport treibt, kalte Pasta isst oder neue Pflanzen kauft, hat sie wahrscheinlich gerade genug vom Stadtleben und verzieht sich in die Berge, um ihr Gleichgewicht zwischen Alpenrosen und Steinböcken wiederzufinden.

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