Dreieinhalb Wege vom Manuskript in den Buchhandel

Delia Christ veröffentlichte unter ihrem Pseudonym Delia Muñoz unter anderem den Fantasy-Roman Tigermädchen. | Bild: zVg

Dein grosser Traum ist es, deinen eigenen Roman im Buchladen zu sehen? Molekularbiologie-Studentin Delia Christ hat das bereits geschafft. In ihrem ersten Gastbeitrag hat sie beschrieben, wie es ihr gelingt, das Schreiben mit dem Studium zu vereinbaren. Nun erklärt dir Delia, wie du dein Buch in den Handel bringst.

Ein Manuskript zu beenden, ist ein tolles Gefühl. Doch gleichzeitig ist es der Anfang eines weiteren, holprigen Weges, wenn man seinen Roman veröffentlichen will. Wie kommt man von einem Word-Dokument auf dem Laptop zu einem ausgedruckten Buch im Buchhandel? Da gibt es viele Wege, von denen ich heute dreieinhalb erläutern werde.

Der klassische und gleichzeitig schwierigste Weg ist der Publikumsverlag. Ein Publikumsverlag ist ein Verlag, der bereits einen Platz auf dem Buchmarkt hat und an die grossen Buchhändler liefert – also zum Beispiel an Amazon, Thalia und Hugendubel. Ein Publikumsverlag bietet dem Autor professionelles Marketing, ein gutes Image und eine Möglichkeit in den Buchhandel. Aber aufgepasst: Zwar sind fast alle Bücher im Buchhandel von Publikumsverlagen, jedoch sind nicht alle Bücher von Publikumsverlagen im Buchhandel. Ebenso hat man bei Grossverlagen üblicherweise weniger Mitspracherecht bei Marketing, Cover und Korrektur. Und wenn man nicht bereits einen guten Namen in der Bücherwelt hat, verdient man nicht unbedingt eine goldene Nase daran.

Eine Alternative dazu ist ein Kleinverlag. Das sind Verlage, die meistens weniger Leute beschäftigen, häufig eher jung sind und sich noch in der Bücherwelt etablieren. Sie arbeiten mit einem kleineren Budget als Publikumsverlage und liefern nicht zwangsläufig an die grossen Buchhändler. Stattdessen liefern manche von ihnen an die Buchhändler ihres Vertrauens. Kleinverlage machen eher Werbung auf sozialen Medien als in Magazinen und stehen im engeren Kontakt zu den Leser*innen und Autor*innen. Daher hat man auch mehr Mitspracherecht, was Cover und Korrekturen angeht. Jedoch erwarten Kleinverlage in der Regel, dass der/die Autor*in ebenso Werbung betreibt für das Buch. Es ist also ein bisschen mehr Eigeninitiative gefragt.

Sowohl bei Publikums- als auch bei Kleinverlagen muss man sich als Autor*in bewerben. Dabei schickt man einen CV, eine Leseprobe und ein Exposé ein. Wenn der Verlag Interesse an einer Zusammenarbeit hat, meldet er sich in einer Frist von drei Monaten oder mehr zurück. Dann wird ein Vertrag unterschrieben und die Arbeit beginnt. Lektorat und Korrektorat geschehen in Zusammenarbeit mit dem Autor oder der Autorin. Die Verantwortung für Cover, Buchsatz, Veröffentlichung und Marketing übernimmt der Verlag. Als Autor*in hat man also, wenn das Manuskript mal steht, relativ wenig zu tun.

Nun, welchen Weg empfehle ich?

Es ist um einiges einfacher, in einen Kleinverlag zu kommen. Ohne Kontakte, 13’000 Follower auf Instagram, einem genialen CV oder sehr, sehr viel Glück kommt man nicht so schnell in einen Publikumsverlag. Publikumsverlage suchen meistens gar nicht nach neuen Autor*innen, erst recht nicht welche, die bloss eine Blindbewerbung per Mail schicken. Sie bekommen täglich viel zu viele Bewerbungen, um überhaupt alle lesen zu können. Bei einem Kleinverlag hat man entsprechend mehr Chancen.

Da kommt das «einhalb» ins Spiel: eine Agentur. Eine Agentur kann einem helfen, an gute Verlage zu kommen. Auch hier ist eine Bewerbung gefragt. Eine Agentur kann entweder der/die Autor*in direkt unter Vertrag nehmen oder nur ein bestimmtes Projekt. Dann übernimmt die Agentur die Suche nach einem Verlag. Um bei einer Agentur Chancen zu haben, sollte man also nicht selbst Verlage kontaktiert haben, sondern zuerst die Agentur anschreiben. Ebenso darf das Buch nicht schon irgendwo im Internet zu finden (und lesen) sein.

Was tun, wenn man keine Bewerbungen schreiben und monatelang auf Antworten warten möchte? Oder wenn man bei den Verlagen, die man sich gewünscht hätte, keinen Platz gefunden hat? Besonders für Nischengenres ist es schwierig, einen Verlagsvertrag zu bekommen. Jedoch gibt es eine weitere Möglichkeit: Self-Publishing.

Self-Publishing wurde vor allem mit dem Internetzeitalter sehr beliebt. Wie der Name es sagt, veröffentlicht man da das Buch selbst. Das bedeutet, man ladet die eBook- und/oder Print-Datei auf eine Online-Plattform wie Amazon (KDP), Neobooks oder Books on Demand (BoD) etc. hoch. Je nach Plattform wird das Buch dann bei verschiedenen Händlern im Buchmarkt verfügbar. Das Wichtigste ist, dass man von der Online-Plattform eine ISBN-Nummer bekommt, mit der jeder Buchhandel das Buch bestellen kann. Um das Buch zu veröffentlichen, muss man beim Self-Publishing das Cover, Lektorat, Korrektorat, Buchsatz und Marketing selbst übernehmen, bzw. sich professionelle Hilfe suchen. Dafür braucht man also ein gewisses Budget und viel Eigeninitiative.

Dafür hat man mehr Freiheiten – man kann die Form, den Inhalt und den Preis des Buches selbst bestimmen und hat einen besseren Beteiligungsprozentsatz an den Verkäufen. Ebenso kann man schneller veröffentlichen und behält alle Rechte am Text.

Mit einem Kleinverlag oder im Self-Publishing in den Buchhandel zu gelangen, ist etwas schwieriger. Jedoch habe ich schon sowohl im Kleinverlag als auch im SP veröffentlicht und stets einen Weg in die Läden gefunden.

Meine Bücher sind vielleicht nicht im Schaufenster vom Hugendubel ausgestellt, aber sie befinden sich in den Regalen von Buchhändlern in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Dafür braucht man kein Budget oder Agentur, sondern eine ISBN-Nummer und ein bisschen Mut: In den Buchhandel gehen und fragen oder schlicht eine Mail schreiben.

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