Computerspiele, die einem ganz nebenbei etwas beibringen, sind schon seit längerer Zeit ziemlich in. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als kleines Mädchen total begeistert davon war, wenn wir in der Schule das Globi-Matheprogramm am Computer spielen durften und so fast unbemerkt Kopfrechnen lernten. Die Universität Basel hat sich nun an einem Lernspiel beteiligt, das sich aber nicht nur an Kinder, sondern auch an Erwachsene richtet.
Darin geht es aber nicht um Mathe, sondern um Geschichte – genauer gesagt um Basler Lokalgeschichte. Das vom Fachbereich Kunstgeschichte der Universität Basel mitentwickelte Online-Game „Surviving Basel 1610“ möchte dem Spieler den Merianplan näherbringen. Beim Merianplan handelt es sich um eine von Matthäus Merian im 17. Jahrhundert erstellte Ansicht der Stadt. Als Forscher diesen Plan in einem CAD-Programm visualisieren wollten, um sich besser vorstellen zu können, wie die Stadt früher ausgesehen haben könnte, kamen sie auf die Idee, diese Visualisierung in Form eines sogenannten „Serious Games“ auch einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Serious Games sind Spiele, in denen es nicht nur um Spass, sondern auch um die Vermittlung von wissenschaftlichen Inhalten geht. Ursprünglich kommen sie aus dem angelsächsischen Raum, wo diese Form der Wissensvermittlung schon in vielen Museen eingesetzt wird. „Surviving Basel 1610“ ist nun eines der ersten Schweizer Serious Games.
Vom Kunsthistoriker zum Game Designer
Dr. des. Noah Regenass, mit dem ich mich für die Recherche zu diesem Artikel getroffen habe, arbeitet als Kunsthistoriker an der Universität Basel. Zusammen mit dem Historischen Museum Basel und der Firma the Good Evil ist er der Vater des Spiels. Er hat viele Stunden seiner Freizeit dafür geopfert, dass Fakten im Spiel wissenschaftlich korrekt dargestellt werden: Jedes Kleidungsstück und Detail im Spiel wurde historisch richtig wiedergegeben und abgebildet.
Next Level?
Das Game ist als Click-Adventure aufgebaut und existiert momentan als Prototyp mit zwei Stationen. Der Spieler hilft der Spielfigur Konrad den Arzt Felix Platter zu finden und die gerade ausgebrochene Pest zu bekämpfen. Vielleicht wird die Arbeit am Spiel weitergeführt – Interesse ist sicher vorhanden und von vielen Leuten haben die Entwickler positives Feedback erhalten. Allerdings ist die Entwicklung des detailgetreuen Spiels sehr teuer und die Finanzierung noch nicht abschliessend geklärt.
Trotz dem relativ schnellen und abrupten Ende würde ich euch empfehlen, euch das Spiel mal anzuschauen. Ihr wisst dann alle sicher, was der Merianplan ist (das wusste ich vorher nicht!) und somit hat das Spiel auch schon einen Teil seines Zwecks erfüllt. Übrigens: In der UB ist in der Vitrine zum Lesesaal eine kleine Ausstellung über „Surviving Basel 1610“ zu sehen.