Fleissige Bienen: Das Urban Bees Project Basel

Sabrina und Anaïs vom Urban Bees Project Basel | Bild: Rebekah Hoeks

Anaïs Galli (23, 6. Semester Biologie und Ethnologie) und Sabrina Gurten (22, 6. Semester Biologie) führen ein aussergewöhnliches Projekt neben der Uni durch: Das Urban Bees Project Basel. Wie das Projekt funktioniert, welche spannenden Themen euch in der Vortragsreihe des Projektes erwarten und wie ihr euch ganz einfach auch für Bienen einsetzen könnt, erfährt ihr hier.

Wann habt ihr angefangen, euch mit Bienen zu beschäftigen?
Anaïs:
Das FIBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) hat einen Bioimkerkurs ausgeschrieben. Sabrina hatte sich schon vorher mit Bienen beschäftigt und konnte mich dann überreden, mitzukommen. Es war wirklich toll. Während diesem Kurs haben wir gemerkt, dass wir es beide schön finden würden, uns weiterhin mit Bienen zu beschäftigen. Dabei kam die Idee des Gemeinschaftsimkern auf. Die Bienendichte ist in Basel jedoch bereits sehr hoch. Daher konzentrieren wir uns nun auf die Mithilfe bei bereits bestehenden Imkern.

Wieso sollte man sich mit Bienen auseinandersetzen?
Sabrina:
Gute Frage!
Anaïs: Sie haben durch ihre Bestäubungsleistung eine riesige Rolle im Ökosystem. Dazu gehören nicht nur die Honigbienen, sondern auch Wildbienen, welche teilweise andere Pflanzen als die Honigbienen bestäuben.
Sabrina: Durch die Intensivierung der Landwirtschaft wurde dieses Thema immer aktueller, auch die Situation mit dem Klimawandel. Wir sollten uns damit auseinandersetzen, wie wir die Bienen dabei schützen und fördern können. Uns liegt die Sensibilisierung des Einzelnen für das Thema am Herzen.
Anaïs: Dafür braucht es nicht einmal ein Feld, man kann auch auf dem eigenen Balkon starten oder im Garten.

Wie funktioniert euer Projekt?
Sabrina:
  Wir organisieren eine Vortragsreihe und Exkursionen geben. Viele wissen nur über die Honigbiene Bescheid. Uns ist es aber auch wichtig, dass die Rolle der Wildbiene betont wird.
Anaïs: Zurzeit ist das Projekt noch in der Planungsphase. Wir arbeiten dabei mit zwei Stadtimkern zusammen und auch mit Stefan Brenneisen, dem Dachbegrünungsexperten von Basel.

Welche Rolle spielt dabei denn der Standort «Stadt» bei eurem Projekt?
Sabrina:
Ein Grund für den Rückgang der Bienen ist das Nahrungsangebot. Bei einer Stadt kann dieses besser gewährleistet werden als auf dem Land, deshalb wollen wir das Angebot in Basel verbessern. Auf dem Land wird früh gemäht. In der Stadt ist das Nahrungsangebot hingegen ganzjährig und optimal.
Anaïs: Dadurch, dass in der Stadt die Pflanzen kaum mit Pestiziden oder Herbiziden bespritzt werden, ist das Nahrungsangebot genial für die Bienen.

Bild: Sabrina Gurten

Bild: Sabrina Gurten

Eure Vortragsreihe startet am 30. März. Was lernt man dort alles?
Anaïs:
Alles! Wir haben versucht, die Reihe möglichst vielfältig zu gestalten. Wir haben Referenten eingeladen, die einen speziellen Bezug zu Bienen haben. Der erste Vortrag ist zum Beispiel vom Leiter der Allergologie des Unispitals Basel. Da geht es darum, wie Bienengift im Körper wirkt oder wie eine Honigallergie entsteht. Auch der Demeter-Imker Günter Friedmann, der mit seinen 600 Bienenvölkern einen anthroposophischen Umgang pflegt, wird einen Vortrag halten.
Sabrina: Es gibt auch eine Veranstaltung zu Naturkosmetik, in der Honig oder Propolis benutzt werden. Wir haben versucht, das Thema breit zu fächern und nicht nur den biologischen Aspekt oder nur Imker vorzustellen.

Ihr führt das Projekt neben dem Studium durch. Funktioniert das?
Anaïs
(lachend): Mal besser, mal schlechter, jetzt gerade weniger. Es bringt sehr viel Arbeit mit sich und wir haben momentan jeden Tag Meetings. Wir hoffen, dass wir nach dem Anfang der Vortragsreihe etwas zur Ruhe kommen.
Sabrina: Am Anfang war es schwieriger, andere Leute zu motivieren.
Anaïs: Jetzt haben wir aber Leute gefunden, die viele tolle Ideen haben. Der Umfang des Projektes wurde dadurch sehr viel grösser als ursprünglich gedacht, was die Arbeit aber schön und spannend macht.

Welche Möglichkeiten gibt es für mich und meine WG, Bienen zu unterstützen?
Anaïs:
Wenn du zum Beispiel einen Balkon hast, kannst du bienenfreundliche Pflanzen sähen, welche im Spätsommer noch blühen. Damit deckst du die Zeit ab, in der Bienen Nahrung brauchen. Wir produzieren auch «Guerillakugeln». Das sind Lehmkugeln, in denen sich die Samen bereits befinden. Die kannst du einfach irgendwo ins Gras werfen. An südexponierten Stellen kannst du auch eine Nisthilfe für Wildbienen aufstellen.
Sabrina: Wichtig ist, dass du die richtigen Pflanzen auswählst. Es gibt auch solche, bei denen nur Hummeln an den Nektar kommen. Am besten sorgt man für Vielfältigkeit.
Anaïs: Wir planen zusammen mit der Stadtgärtnerei gerade einen Katalog, in dem solche bienenfreundliche Pflanzen aufgeführt werden. Wenn man zudem einen Garten hat, ist es super, kleine Sandhaufen stehen zu lassen. Bodennister fühlen sich dort wohl.
Sabrina: Es gibt die Nisthäuschen, die man sich anschaffen oder basteln kann, aber viele Wildbienen (dreiviertel aller Arten!) sind Bodennister, und ihnen bringen diese Nisthilfen nichts.
Anaïs: Die Nisthilfen werden häufig auch nicht gut genug ausgefeilt. Die Bienen verletzen sich dabei sehr schnell. Das Ziel wäre es für uns, auch Nisthilf-Kurse anzubieten.

Was wäre denn die simpelste Nisthilfe, die ich basteln könnte?
Sabrina:
Am einfachsten ist sicherlich, mit Bambus zu basteln. Am besten benutzt man Bambus mit zwei bis acht Millimeter Durchmesser. Diesen muss man dann zuschneiden, an den Enden glatt feilen und eine grössere Dose damit ausfüllen. Wichtig dabei ist auch, dass eine Seite der Dose geschlossen sein muss. Es sollte an einem Ende kein Licht reinkommen. Oder noch einfacher: Weiches, morsches Holz hinstellen. Es gibt Holzbienen, welche im Holz nisten und sich ihre Gänge selber graben.

Bild: Sabrina Gurten

Bild: Sabrina Gurten

Was sind Zukunftspläne für das Projekt?
Anaïs:
Einmal den Sommer mit allen Vorträgen durchbringen. Projekte wie die Dachbegrünung oder auch geplante Bienenpatenschaften werden danach weiterlaufen. Wir werden auch einen Verein gründen, werden selber aber wahrscheinlich nicht mehr so aktiv sein wie jetzt.
Sabrina: Ziel ist jetzt aber zunächst, Wissen über die Problematik und mögliche Lösungen zu verbreiten. Die Biene ist noch zu sehr als böses, stechendes und angstmachendes Tier bekannt, und wir wollen zeigen, dass diese Berührungsängste unbegründet sind.

 

Die Vortragsreihe startet am 30. März. Man kann sich laufend von Sabrina und Anaïs informieren lassen, wenn man sich bei urbanbeesprojectbasel@gmail.com meldet. Ausserdem findet man auf der Facebookseite des Projektes mehr Infos.

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