Habt ihr schon mal vom Offenen Hörsaal gehört? Die Uni Basel bietet Asylsuchenden und Flüchtlingen damit einen akademischen und sozialen Austausch. Sandy, Graham und Andrina erzählen, wie sie sich im Offenen Hörsaal engagieren.
Der Offene Hörsaal ist ein Verein, der sich seit vielen Jahren für den Zugang zur Bildung einsetzt. Er engagiert sich seit 2016 für die Chancengleichheit von Asylsuchenden und Flüchtlingen an der Uni Basel. Mehr als 400 Programme gibt es zur Auswahl, aus denen die Asylsuchenden und Flüchtlinge mit einem akademischen Hintergrund wählen können. Für die Teilnehmenden ist das Angebot kostenlos.
Der Offene Hörsaal leistet einen wertvollen Beitrag dazu, Menschen in der Not eine Perspektive zu geben. Die rund 10 bis 20 Teilnehmenden besuchen die Vorlesungen als Hörer*innen. Sie erwerben zwar keine Kreditpunkte, bekommen aber es durch das Programm eine Tagesstruktur können sich weiterbilden und auch Hilfe suchen bei den Helfer*innen des Offenen Hörsaals.
Ich habe mich mit drei dieser Helfer*innen getroffen und sie gefragt, wie sie zu ihrem Engagement gekommen sind und weshalb ihnen der Offene Hörsaal so wichtig ist.
Sandy Cheung
Sandy studiert Soziologie und Englisch. Sie engagiert sich beim Offenen Hörsaal, weil sie sich für einen guten Zweck einsetzen möchte: «Vor allem während des Ukrainekriegs habe ich gemerkt, wie ich das Bedürfnis hatte zu helfen – so wie viele andere Menschen auch. Es gibt Momente, wo wir auf Widerstand stossen und uns sehr durchsetzen müssen, um Hilfe zu erhalten. Aber das gehört dazu und ist nicht etwas, woran wir die Freude am Engagement verlieren», sagt sie.
Sandy erzählt, wie sie selber für sich herausgefunden hat, eine gute Balance zu haben zwischen Privatleben und dem Engagement: «Ich habe klare Grenzen gesetzt, wo und wie ich erreichbar bin. So kann ich dafür sorgen, nicht zu sehr auf persönlicher Ebene von den Schicksälen betroffen zu sein. Ich denke das ist etwas, was jede Person, die sich irgendwo ehrenamtlich engagiert, beachten muss.»
Graham Heath
Graham studiert an der Uni Basel Geschichte und Geografie. «Ich habe auf Instagram gesehen, dass sie beim Offenen Hörsaal jemanden suchen, um Gespräche auf Deutsch mit den Teilnehmer*innen zu führen. Ich wollte mich neben dem Studium für etwas Gutes engagieren und habe so Kontakt aufgenommen.»
Graham erzählt mir, wie sehr er sich verbunden fühlt. «Ich empfinde die Arbeit nicht als zeitraubend, weil ich nicht das Gefühl habe meine Freizeit «opfern» zu müssen, sondern ich kann dabei sein und mein Pensum flexibel handhaben.»
Graham ist froh, den Leuten zu helfen: «Wir sind alle ehrenamtlich dabei und machen all das neben dem Studium und der Arbeit. Anderorts wird unsere Arbeit von Sozialarbeiter*innen und spezifisch ausgebildeten Personen erledigt und diese Erfahrungen bereits als Student machen zu können, schätze ich sehr.»
Andrina Sommer
Andrina ist Masterstudentin in Europäischer Geschichte in globaler Perspektive. «Ich habe durch die Arbeit beim Offenen Hörsaal realisiert, wie die Bildungspolitik in Basel funktioniert. Wir stecken alle viel Zeit in die Realisation unserer Projekte. Und wie es in der Politik so ist, ist das alles auch mit Rückschlägen verbunden – nebst den vielen erfreulichen Momenten natürlich.»
Andrina hat sehr eindrucksvoll erzählt, wie sich ihr Blick auf die Möglichkeit, Bildung zu haben, verändert hat. «Uns stehen sehr viele Wege offen mit der Matur und auf der anderen Seite gibt es wiederum Leute, die so dankbar sind, überhaupt einen Zugang zu Bildung zu erhalten. In dieser Hinsicht habe ich sicher sehr viel dazugelernt und freue mich sehr, hier einen Beitrag zu leisten.»
Voraussetzungen für den Offenen Hörsaal gibt es eigentlich keine ausser Sprachkenntnissen in Deutsch auf Niveau B1-Stufe. Aber auch hier sind die Verantwortlichen kulant: «Wenn kein B1 nachweisbar ist, versuchen wir die Interessierten anderweitig durch Sprachkurse oder Veranstaltungen auf Englisch im Programm aufzunehmen», erklärt Graham.
Hier könnt ihr mehr erfahren und auch Kontakt aufnehmen mit dem Offenen Hörsaal.