Wir melden uns mit einem Gastbeitrag zurück aus der Weihnachtspause: Wenn bei dir beim Gedanken an die Uni ein amerikanischer College-Film vor deinem inneren Auge abläuft, schafft Tamara Abhilfe. Sie schreibt, wie es wirklich an der Uni Basel läuft.
Es gibt so einige Dinge, die man vor seinem Studium anders erwartet. Vielleicht liegt es daran, dass man sich zuvor zu wenig informiert hat oder aber weil man genau dieses eine Bild vom Studium im Kopf hat, welches uns von Filmen und Büchern vorgegaukelt wird. Das sind die vier Dinge, die an der Uni Basel anders ablaufen, als du sie erwartest:
1) Überfüllte Vorlesungssäle
Beim Stichwort Uni erwartete ich einen Saal mit Hunderten von Studenten, die interessiert oder auch nur mit halbem Ohr dem Dozenten zuhören? Es ist wohl die Vorstellung, die unbedingt auf Platz eins gehört, wenn es darum geht, dieses Bild zu zerstören: Sicherlich, ein grosser Teil des Studiums findet wirklich im Vorlesungssaal statt. Was dir vorher nur niemand sagt, ist, dass man in den meisten Studienfächer auch ganz viele Seminare belegen muss. Das darf man sich dann so ein klitzekleines bisschen wie Schulunterricht vorstellen. Es besteht aber wirklich nur ein Hauch von Ähnlichkeit. Die Seminare sind dazu da, dass die Studierenden auch interaktiv mit dem Dozierenden diskutieren, die unterschiedlichen Gedanken und Meinungen auszutauschen und neue Ergebnisse zu erarbeiten. Fun Fact am Rande: Selbst deine Verwandten haben wahrscheinlich die gleiche Vorstellung davon. Somit darfst du immer wieder von Neuem erklären, wenn du danach gefragt wirst, wie es so ist in einer Vorlesung zu sitzen, dass man eigentlich gar nicht so viele Vorlesungen hat.
2) Der natürliche Feind des Lotterlebens
Von der Existenz der Seminare ist der Bogen nicht weit zum nächsten Punkt zu spannen: Die Anwesenheitspflicht. Wird von Studium gesprochen, ist oft von Lotterleben der Studierenden die Rede. Die ein oder andere durchgefeierte Nacht oder geschwänzte Vorlesung gehören zum Studium zwar dazu, doch bei den Seminaren steht auch Disziplin auf dem Programm. Man darf nicht mehr als zweimal fehlen, sonst gilt das Seminar als nicht bestanden. Die grösste Angst am Anfang: Was ist, wenn ich mehr als zweimal krank bin? Doch je nach Immunsystem passiert das tatsächlich eher selten. Somit werden die Seminare regelmässiger besucht als die Vorlesungen. Doch Vorsicht! Auch bei den Vorlesungen gibt es Professoren, die stichprobenartige Anwesenheitskontrollen machen. Wer wirklich studieren will, kann zwar nebenher ein Lotterleben führen, doch zu sehr ausarten darf es auch wieder nicht.
3) Das Heiligtum der Studierenden: Die Legi
Die Legi braucht man, um Rabatte abzustauben und sie gewährt den Zugriff auf unzählige Bücher: fürs Schreiben von den geliebten (oder auch eher verhassten) Seminararbeiten unerlässlich. Hält man im ersten Semester die Legi der Uni Basel in der Hand, denkt man sich: „Wow, dieses orange, voll cool. Sicherlich hat jedes Semester eine andere Farbe.“ Im zweiten Semester wird man in seiner Vermutung dann noch bestätigt: Die Legi ist passend zum Frühling nun grün! Doch, liebe Erstis und Farbliebhaber, ich muss euch leider enttäuschen. Unsere Legi wird nie coole Farben wie gelb, rot, blau, lila und wie sie alle heissen tragen. Sie wechselt schlicht und einfach jeden Herbst und jedes Frühjahrsemester zwischen grün und orange. Schade drum!
4) Freunde fürs Leben
Ja, man lernt an der Uni viele neue Leute kennen. Schnell bildet sich ein neuer Bekannten- und Freundeskreis. Diese Vorstellung ist ansatzweise richtig. Aber es ist eben nicht wie in der Schule: Dort hat man sich jeden Tag gesehen, sass zusammen in einer Klasse und hatte zusammen ganz viel Spass. Im Gegensatz dazu ist Uni deutlich individueller und das hat Auswirkungen. Jeder füllt seinen eigenen Stundenplan mit den Veranstaltungen, die ihn eben interessieren. So kann es sein, dass man sich ein Semester lang ganz häufig sieht; im anderen Semester dafür fast gar nicht. Seine Freundschaften darf man also nicht allzu sehr vom aktuellen Stundenplan abhängig machen . Schliesslich gibt es auch freie Zeit, die man mit den Leuten verbringen kann, mit denen man sich verbunden fühlt. Nur tritt hier wiederrum das Amerika-Klischee nicht ein: Dass sich alle immer zufällig beim Mittagessen in der Mensa treffen, ist ebenfalls nicht der Fall. Da muss man sich schon verabreden und jeweils wieder schauen, ob die Freistunden miteinander übereinstimmen, denn es gibt auch oft Veranstaltungen zur Essenszeit. Die Uni ist eben kein Amerika-wie-im-Film-College.
Diese vier Punkte sind sicherlich nicht repräsentativ für jeden Studiengang. Doch vielleicht macht ihr ähnliche Erfahrungen. Aber bevor sich jetzt wieder ganz viele falsche Bilder vom Studium in eurem Kopf bilden, schaut doch einfach selbst, wie es ist zu studieren.