Der Unisport findet nur noch digital statt, das Vereinstraining darf nicht stattfinden und die Fitnesscenter waren bis gestern geschlossen – alles wegen Corona. Wer sich fit halten will, der muss umdenken und kreativ werden. Die Beast-Blog-Redaktion zeigt dir, wie wir uns in dieser Zeit fit gehalten haben – oder eben nicht.
Während dieser oft eintönigen Tage bringt die sportliche Betätigung Abwechslung in den Alltag und Blut ins Gehirn. Auch wenn alles andere nicht vorwärts zu gehen scheint, merkt man immerhin im sportlichen Bereich schnell die kraftvollen Fortschritte. Sei es auch einfach Muskelkater an Stellen, wo man zuvor nur Sehnen und Knochen vermutet hatte. Kurzum: eine Spritze Adrenalin! Aber was tun?
Danial und die Kunst der Improvisation
Seit Jahren habe ich Sport immer direkt mit Kampfsport in Verbindung gesetzt. Kickboxen gefiel mir sehr. Irgendwann musste ich jedoch etwas Neues ausprobieren und bin dazu gekommen, mich im Fitnessstudio anzumelden. Natürlich ging der Spass nicht so lange, wie ich mir erhofft hatte, und so musste ich improvisieren.
Also habe ich mir eine Langhantel bestellt, Gewichte von einem Freund ausgeliehen und mir noch ein Expanderband geholt. Damit kann ich quasi alles trainieren und hab auch noch Spass dabei. Damit das auch abwechslungsreich bleibt, habe ich vor einigen Tagen mein altes Skateboard rausgekramt und bin fleissig dran, den Pop-Shove-it wieder zu lernen.
Ausserdem habe ich auch noch vor zu wandern. Da ich mich allein ziemlich sicher verirren würde, nutze ich die Zeit, um zu lernen, wie man einen Kompass liest. Das kommt als Hard Skill definitiv in meinen Lebenslauf nach der ganzen Krise.
Chris verfiel dem Jogging-Flow
Der Wegfall meiner sportlichen Routine trifft mich nach wie vor schmerzlich. 3 Monate n.Cor. (nach Corona) und der damit verbundenen Schliessung meines Fitnessstudios habe ich noch immer keinen gleichwertigen Ersatz für das Training dort gefunden. Das liegt vor allem daran, dass ich für die körperliche Ertüchtigung einen Tapetenwechsel und den Zugriff auf einen umfangreichen Gerätepool zu schätzen weiss.
Wenn ich ins Studio gehe, kann ich mir sicher sein, dass ich die nächsten 90 Minuten dort verbringen werde. Im Studio breche ich nicht einfach ab oder lehne mich faul zurück. Es gibt einen fixen Plan, ich kann die Trainingsstationen automatisiert mitzählen und meine Übungen kenne ich in- und auswendig. Diese Übungen habe ich über die Zeit zu meinen Freunden gemacht, hinsichtlich Ausführung, Passung ins Trainingskonzept und persönlichem Geschmack – und auch diese Freunde sind nun Opfer des COVID-Distancing geworden.
Einen neuen guten Freund, welchen ich hoffe, auch über die akute Pandemie-Situation hinaus behalten zu können, stellt in dieser Zeit das Joggen da. Angefangen habe ich vor eineinhalb Monaten und ohne grosse Jogging-Erfahrung mit einer Strecke von 5.2 Kilometern – zunächst aus der Stadt raus und dann rein in die örtliche Grünanlage. Mittlerweile jogge ich regelmässig 9,6 Kilometer Strecke mit etwa 130 Höhenmetern an einer Burgruine vorbei. Die Kulisse ist fantastisch, das neue Trainingsziel Halbmarathon wird greifbarer (mal abgesehen davon, dass Menschenansammlungen nicht erlaubt sind) und der «Flow», diese hundertprozentige Fokussierung auf Laufrhythmus und Körper, hat etwas beinahe Meditatives. Ich vermisse mein Studio, aber mittlerweile würde ich das Joggen ebenso vermissen.
Romina auf der Suche nach dem perfekten Ausgleich
Ich besuche normalerweise einmal die Woche mit zwei Freundinnen den Hip-Hop-Kurs des Unisports. Da Tanzen allein nicht so viel Spass macht und ich auch nicht den Platz eines Tanzstudios habe, bin ich zwischenzeitlich auf andere Sportarten umgestiegen. Angefangen habe ich mit einer Yogamatte und Kraftübungen, schliesslich steht der Sommer und damit die Bikini-Zeit schon fast vor der Tür.
Mittlerweile bin ich zum Vita Parcours im Wald umgestiegen, weil ich das Haus verlassen wollte und die freie Natur gut tut. Diese Woche ging ich hingegen nur spazieren, da mir jegliche Motivation für etwas Anstrengenderes fehlte. Was ich auf jeden Fall noch ausprobieren will, sind die Online-Angebote des Unisports. Da gibt es beispielsweise Videos zu Pilates, Fitness-Dance oder Body-Toning. Ich versuche den Sport in der Quarantäne abwechslungsreich zu halten, schliesslich ist dieser zum beinahe einzigen Ausgleich meines Alltags geworden.
Lisa stops talking and does some walking!
Es gibt Dinge, die will man schon seit gefühlten Jahrzehnten ausprobieren und noch bevor man sich überhaupt an die Planung gemacht hat, neigt sich das Jahr schon wieder dem Ende zu und eine neue Staffel steht auf Netflix an. So ging es mir mit Prancercise – doch dann kam die Quarantäne.
Irgendwann in den Tiefen der Nuller Jahre, als es noch kein Ding war, sich vor dem Rechner abzurackern, bin ich auf ein damals viral gegangenes Video von Joanna Rohrback gestossen und fasziniert hängen geblieben. Die Erfinderin und inbrünstige Verfechterin des Prancercising darf man sich wie ein Relikt der Vergangenheit vorstellen, eine Aerobic-Instruktorin, die heute noch tut, was damals in den 80ern alle taten: sich gut gekleidet mit Fussgewichten um die Fesseln und Walkman in den Ohren geschmeidig zu Musik bewegen.
In den Worten Rohrbacks ist Prancercise «a springy, rhythmic way of moving forward, similar to a horse’s gait and ideally induced by elation». Zu merkwürdigen Zeiten gehören auch seltsame Gewohnheiten, habe ich mir gedacht, und hüpfe seither locker leicht und etwas bizarr anmutend durch die leeren Münchner Strassen. Meine nächste Runde wartet auch bereits wieder auf mich, oder wie Joanna Rohrback es formulieren würde: «Let’s stop talking, and do some walking!»
Louis hat andere Prioritäten
Sport ist nicht mein Ding, da mache ich kein Geheimnis daraus. Da kann auch Corona nichts dran ändern. Ich geh gerne raus, gehe spazieren oder auch mal ein paar Stunden mit dem Velo um den nächsten grösseren Hügel – aber mich im Wohnzimmer nur um der Bewegung willen quälen? Macht mir keinen Spass. Dieser seltsame Fitnessdruck in einer Zeit, in der sowieso alles anders und ungewohnt ist, stört mich sowieso.
Abnehmwerbung auf Instagram oder YouTube melde ich konsequent als „unangebracht“. Es ist unangebracht, Menschen einzureden, sie müssten gefälligst fitter und dünner aus der Quarantäne rauskommen. Den Wunsch nach frischer Luft und mehr Natur verspüre ich dennoch zunehmend. Und darum geht es mir auch, wenn ich spazieren oder Fahrradfahren gehe; das Tempo und die Distanz ist mir egal. Ich freue mich vielmehr über bisher unentdeckte Orte, raschelnde Tierchen im Unterholz und schöne Sonnenuntergänge auf neuen Hügeln.
Bei Josie ist geteiltes Leid halbes Leid
Meine WG hat einen Trainingsplan für die ganze Woche erstellt, welcher an einer Tür aufgehängt ist und wo alle ihre Ideen einbringen können. Jeden Tag wird also einige Minuten lang zusammen geschwitzt, gekrampft und einander angefeuert. Das fördert unheimlich den Teamgeist und man kann zusammen über gewisse Kraftübungen lästern: «Wären die ‹Mountain climbers› meine Stiefmutter, hätte ich schon lange Berge versetzt…» (Bessere Witze sind in den Kommentaren gerne willkommen). Sich eine Trainingsgruppe anzuschaffen, kann ich deshalb nur wärmstens empfehlen, denn geteiltes Leid ist halbes Leid!
Die virtuelle Welt stellt sich in sportlicher Hinsicht für mich als Segen heraus. Denn dort gibt es zahlreiche Apps und das unendlich inspirierende YouTube, welche dir verschiedene Sportarten appetitlich machen können. Zum Beispiel ‹stähle› ich meine Muskeln gerne mit der kostenfreien Nike-Trainings-App, wo man sich die Trainings nach Minuten und unterschiedlichen Zielen aussuchen kann und sich sogar Trainingspläne für mehrere Wochen erstellen lassen kann. Wertfrei werfe ich hier in die Runde, dass auch Christiano Ronaldo eines seiner persönlichen Trainings mit den Benutzern teilt. Mit diesen Anleitungen braucht man dann nichts mehr zu überlegen, sondern einfach nur zu schwitzen.
Aber wieso nicht eine neue Sportart ausprobieren? Mein kleiner Bruder und ich haben das Projekt «Acroyoga» in Angriff genommen, nachdem ich halsbrecherische Übungen auf YouTube gefunden habe. Auch wenn die Durchführung der paarweise ausgeführten Yogapositionen bei uns beiden eher mit Schadensbegrenzung zu tun hat als Eleganz, sorgt es für viele herzliche Lacher. Aber wieso Acroyoga und nicht seine Füsse zu Salsa tanzen lassen? Sich auf sein Inneres konzentrieren und anfangen zu meditieren? Die scheinbar utopischen Klimmzüge trainieren? Den Spagat fokussieren? Es gibt vieles zu entdecken, um sich inspirieren zu lassen. Projekte halten uns am Leben, also einfach loslegen!