Aktuell sind wir viel mehr auf die digitalen Medien angewiesen, als manchen von uns lieb ist. Dies betrifft auch die Jobsuche. So hatte ich das Vergnügen, vor zwei Wochen mein Bewerbungsgespräch über Google Hangouts abzuhalten. Wie ich mich angestellt habe und was man hätte besser machen können, liest du im folgenden Blogpost.
Ich habe mit Birgit Müller und Naoual Astitouh vom Career Service Center der Uni Basel gesprochen. Gleich zu Beginn soll gesagt sein, dass die Firmen aktuell Leute brauchen und auch einstellen, auch wenn die Corona Situation nicht einfach ist. In diesem Blogpost werde ich mich auf das Videokonferenz-Bewerbungsgespräch beschränken. Naoual möchte aber ergänzen, dass es unterschiedliche Online-Bewerbungstools gibt und diese zu differenzieren sind. Für die Vorbereitung solltest du dich also informieren, um welche Form des virtuellen Bewerbungsgesprächs es sich handelt.
Mein Bewerbungsgespräch über Google Hangouts
Bereits als ich meine Bewerbung geschrieben habe, wusste ich, dass das Bewerbungsgespräch wegen Corona digital ablaufen würde. An einem Dienstagmittag im April bekam ich dann den Anruf, dass sie mich gerne persönlich via Google Hangouts kennenlernen würden. Die Freude war gross, doch auch die Unsicherheit bezüglich meines ersten digitalen Bewerbungsgesprächs machte sich breit. Birgit tröstet mich damit, dass ich nicht allein bin: «Für manche Studierende ist das virtuelle Bewerbungsgespräch eine grössere Hürde als das persönliche Bewerbungsinterview. Für andere hingegen ist es genau umgekehrt.» Ich habe danach in meinem Freundeskreis herumgefragt, ob sich jemand mit Google Hangouts auskennt. Ein guter Freund von mir sagte, er kenne sich aus, und würde mit mir das Programm austesten. Am Tag des Bewerbungsgesprächs, pünktlich um 13:55 Uhr, loggte ich mich also ein und wartete auf meine beiden potenziellen neuen Arbeitgeber. Das Gespräch dauerte eine knappe Stunde. Anschliessend war ich erleichtert und auch etwas stolz, dass alles funktioniert hat.
Ich habe Naoual und Birgit gefragt, wie man mit der Situation am besten umgeht, wenn der eine Gesprächsführer bereits da ist und man noch auf den anderen wartet. Birgit rät mir: «Wenn dann beide da sind, kannst du beispielsweise sagen, dass du bereits die Möglichkeit hattest, fünf Minuten mit Herr xy zu sprechen.» Naoual ergänzt, dass es auch sehr branchenabhängig ist. Sie erklärt mir: «Es ist etwas anderes, ob du dich in der Medienbranche oder bei einer Bank bewirbst. Da sind andere Kompetenzen und Themen gefragt. Schlussendlich willst du für die Stelle interessant wirken.»
Die Tücken des virtuellen Bewerbungsgesprächs
Ich habe Naoual und Birgit gefragt, was sie als typische Dos und Don’ts klassifizieren würden. Naoual beginnt: «Die Dos sind klare Sätze, vernünftiges Licht, angemessene Begrüssung und Verabschiedung sowie Nachfragen, wenn du etwas nicht verstanden hast. Zusätzlich solltest du auf entsprechende Kleidung achten.» Zu den Don’ts gehören für Naoual stottern oder unprofessionelle Hintergründe sowie das Erfinden von Antworten, wenn du keine weisst. Birgit gibt noch zu bedenken: «Ich würde sagen, die Gefahr besteht auch darin, dass man es zu locker nimmt. Bei seinen Freunden schaltet man sich kurz dazu. Bei einem Bewerbungsgespräch hingegen gilt es ernst, es geht darum, eine Stelle zu bekommen – oder eben nicht. Das sollte man schon seriös angehen.» Trotz der Tücken bringt das virtuelle Bewerbungsgespräch auch Vorteile. Naoual beginnt: «Du kannst dich beispielsweise auf Stellen bewerben, die entweder im Ausland sind oder in der Schweiz weiter weg von deinem Wohnort, ohne extra hinfahren zu müssen.»
Zu den Tücken der Technik können das Licht, die Kamera oder der Ton gehören. Auch das Gerät kann einen Unterschied machen. Beim Laptop ist es wichtig, sicherzustellen, dass man mit seinem Gegenüber auf Augenhöhe sprechen kann. Beim Handy hingegen sollte man sich vorher eine geeignete Halterung überlegen, so dass man das Smartphone nicht die ganze Zeit halten muss. Beim Ton sollte man ausprobieren, ob man besser mit Kopfhörern oder ohne spricht. Es klingt zwar banal, dennoch können diese Vorbereitungen entscheidend sein. Die Fragen bei einem virtuellen Bewerbungsgespräch werden sich ungefähr mit denen eines normalen Bewerbungsinterviews decken. Schliesslich geht es auch im virtuellen Bewerbungsgespräch darum, dich kennenzulernen und herauszufinden, ob du zur Stelle passt. Zudem schadet es nicht, sein Gegenüber zu googeln und allenfalls das Linkedin oder Xing Profil anzuschauen, um ungefähr zu wissen, mit wem du es zu tun hast.
Die Vorbereitung ist das A und O
Birgit rät mir: «Ich würde erst einmal das Tool selbst ausprobieren. Beim Video sollte man zusätzlich testen, was man alles auf dem Video sieht und wie man selbst aussieht.» Auch mir persönlich hat dieser Testlauf am Abend zuvor sehr geholfen. Dieser ermöglicht es dir, dich mit den Tools vertraut zu machen, bevor die Situation ernst wird. Hilfreich sind ausserdem Notizblock und Stift. Birgit fährt fort: «Für die online-Bewerbung ist eigentlich noch viel mehr zu tun als für ein normales Bewerbungsgespräch. Denn man muss auch die ganze Technik austesten. Einer der wichtigsten Tipps ist ausserdem beim Eintritt und Austritt darauf zu achten, ob man mich noch sieht oder hört.»
«Es ist wichtig, sich angemessen vorzubereiten. Beispielsweise ist es gut, wenn man auf dem Laptop den CV bereithält. Bei den meisten Videokonferenztools kann man ganz einfach den Bildschirm teilen, das können die Unternehmen im Gespräch für sich nutzen», erklärt Birgit. Wichtig für ein erfolgreiches virtuelles Bewerbungsgespräch ist eine starke Internetverbindung. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn du das Gegenüber schlecht verstehst oder umgekehrt. Ein ruhiger Ort im Haus oder der Wohnung zu suchen gehört ebenfalls zu einer guten Vorbereitung. Schliesslich willst du nicht von einem Mitbewohner, der Katze oder der Familie gestört werden. Neben den ungewollten Gästen könnte aber auch ein ungewollter Hintergrund problematisch werden. Achte also bei deiner Zimmerwahl auch auf potenzielle Störfaktoren im Hintergrund. «Ich bin eine Verfechterin der weissen Wand, so dass du wirkst und nicht der Hintergrund», fügt Birgit an.
Falls du also gerne dein virtuelles Bewerbungsgespräch üben möchtest oder du noch persönliche Fragen hast, so kannst du dich jeden Montag von 10-12 Uhr beim digitalen Drop-in an Naoual oder Birgit vom Career Service Center der Uni Basel wenden. Man kann sich per Mail, per Telefon, via Zoom oder Webex melden.