(Um-)Wege zum Studium

Matura, vielleicht noch ein Zwischenjahr und dann an die Universität – Bei Zahnmedizinstudentin Núria war der Weg zum Studium nicht ganz so geradlinig. Wie auch Umwege zum Ziel führen können, beschreibt sie in ihrem Gastbeitrag.

Mein Weg zur Uni führte um viele Kurven und mehr als einmal musste ich einen steilen Berg erklimmen oder Steine aus dem Weg räumen. Mit 15 Jahren habe ich die obligatorische Schule abgeschlossen und ich hatte erst einmal genug. Ich wollte raus. Raus in die grosse Welt, Englisch lernen, neuen Leuten begegnen, Freundschaften schliessen und reifer werden.

So packte ich meine Koffer und machte mich auf in das Land der (un-)begrenzten Möglichkeiten. Zehn Monate verbrachte ich quasi am Filmset von High School Musical – diesen Eindruck habe ich jedenfalls nun, ein paar Jahre später, wenn ich Bilder von damals betrachte. Ich kehrte zurück mit einem Rucksack voller neuer Erfahrungen und war in der Zwischenzeit gefühlte fünf Zentimeter in die Höhe geschossen.

Die Faszination für Medizin hatte mich schon Jahre zuvor gepackt. Also kehrte ich der klassischen Schulbank den Rücken und schlug mich während drei Jahren mit ulzerierenden Wunden, Urinproben, Blutentnahmen und mehr oder weniger freundlichen Patienten rum, bis ich meinen ersten, brauchbaren Abschluss „Medizinische Praxisassistentin EFZ“ in der Tasche hatte.

Traumberuf Hebamme?
Nun stand mein Sprungbrett bereit für einen Hüpfer in die Zukunft. Die Berufsmatur eröffnete mir den Weg zur Fachhochschule, an der ich lernen wollte, wie man eine Frau in Erwartung betreut, die Lage des Kindes im Bauch der Mutter ertastet und nicht zuletzt, wie man das einschneidende Erlebnis der Geburt professionell leitet und begleitet. Obwohl ich bis anhin dachte, meinen Traumberuf gefunden zu haben, machte sich nach einigen Monaten ein Gefühl breit, nicht den richtigen Weg gewählt zu haben. Ich gab meiner Intuition nach, um dem Wunsch, Zahnärztin zu werden, nachzugehen. Seitdem habe ich es nicht bereut.

Beschwerlicher Aufstieg
Ich wollte den Berg des Zahnmedizinstudiums besteigen, doch mit der Berufsmatur beasass ich nicht die nötige Ausrüstung, um an einer Universität aufgenommen zu werden. Auf dem Wegweiser stand: „Passerelle, 1000 Stunden Selbststudium bis zum Gipfel“. So marschierte ich los, machte hie und da einmal eine Pause und lernte, mir meinen Energie-Proviant achtsam einzuteilen. Von Zeit zu Zeit drohte mich das Gewicht meines Rucksacks voller Bücher mit Aufschriften wie „Differential- und Integralrechnung“, „Geographie“ oder „Physik“ schier unter sich zu begraben.

Doch ich war Teil einer guten Seilschaft und so bestand keine Absturzgefahr. Schlussendlich hat sich die Mühe gelohnt – im September 2016 stand ich endlich auf dem langersehnten Gipfel. Mit dem Gipfelbuch unter dem Arm marschierte ich weiter zur Universität. Dort erwerbe ich mir seit einem Jahr das nötige Rüstzeug, um in Zukunft als Zahnärztin Patienten behandeln zu können.

Auch wenn mir der lange Marsch zur Bergspitze noch eine ganze Weile in den Knochen sass, so war der Neuanfang mit interessanten Kommilitoninnen und Kommilitonen an der Universität wohltuender Balsam für meinen Muskelkater. Doch natürlich war es nicht nur der Muskelkater, den ich von meiner Passerelle-Bergtour mit nach Hause brachte, sondern auch viele weitere Dinge, die mir während des Studiums immer wieder gute Dienste leisten würden.

Mutige erste Schritte
So habe ich gelernt, mir anstehende Aufgaben, auch wenn sie zu Beginn kaum bezwingbar erscheinen, sinnvoll aufzuteilen und ich konnte mein Durchhaltevermögen und meine Disziplin mehrmals auf die Probe stellen. Ausserdem verlangte der abrupte Richtungswechsel eine eingehende Ergründung meiner Wünsche und Vorstellungen für mein Leben, auch abseits vom Karriere-Trail. Dies festigte meinen Wunsch Zahnärztin zu werden, was auf mir noch bevorstehenden Durststrecken sicher von Bedeutung sein wird. Nicht zuletzt habe ich erkannt, dass es immer diverse Wegweiser gibt, die in verschiedene Richtungen zeigen. Die Schwierigkeit besteht lediglich darin, den für sich passenden Pfad zu finden und darauf mutig den ersten Schritt zu wagen.

 

Mehr übers Studium der Zahnmedizin erfahrt ihr hier.

 

Núria Zellweger

Wenn sich Núria nicht gerade mit Medizin oder klinischer Forschung beschäftigt, ist sie sehr gerne unter Freund*innen, mit dem Touren- oder Rennrad unterwegs oder übt sich an neuen Arien. An freien Tagen zieht es sie in die Berge oder für einen gemütlichen Kaffee in die Stadt. Auch ausgedehnte Kochabende mit Freund*innen, Musik und ein gutes Buch vermögen ihren Serotoninspiegel zu steigern.

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