Student und Startupper – eine Prozessanalyse

Der Traum vom Startup klingt zunächst sehr attraktiv. Eine zündende Idee, ein guter Gedanke und schon hat man für den Rest seines Lebens ausgesorgt. Dass die Realität oft sehr viel anstrengender ist, sich Schweiss und Mühe aber auch lohnen können, beschreibt dieser Artikel. Wenn du wissen möchtest, wie eine Hand voll Studenten sich kennengelernt, organisiert und das Abenteuer Startup gewagt haben, dann solltest du jetzt weiterlesen.

Ich telefoniere mit Sebastian. Über Whatsapp haben wir uns für ein Interview verabredet. Er ist 26 Jahre alt, macht gerade seinen PhD in Business IT und hat mit einigen Freunden aus dem Studium das Startupprojekt Thinkfield gegründet. Thinkfield ist nicht das erste Startupprojekt von Sebastian. «Mit David, der auch den ursprünglichen Impuls für Thinkfield gegeben hat, habe ich bereits an einem anderen Startupprojekt gearbeitet. Das war damals aber leider nicht erfolgreich», berichtet mir Sebastian. Der Tatendrang sei ihnen aber damals nicht verloren gegangen und so holte David Sebastian erneut hinzu, als ihm die Idee zu Thinkfield kam.

Doch was ist Thinkfield überhaupt? «Thinkfield ist die visualisierte Form eines hierarchischen Netzwerkes. Auf einer freien Fläche kann der Benutzer seine Arbeiten, Programme und Ideen intuitiv anordnen. Dabei entstehen oft unbewusste Gewichtungen. Wenn ich etwas fett schreibe, so ordne ich diesem Element eine besondere Bedeutung zu. Wenn ich zwei Elemente besonders nah zueinander anordne, so ergibt sich aus dieser Nähe ebenfalls ein besonderer Bezug zwischen den Elementen. Thinkfield greift solche semantischen Konzepte auf und quantifiziert über Algorithmen schliesslich das, was ursprünglich nur ein Gefühl des Nutzers war», erklärt Sebastian.

Gemeinsam mit Christian, einem Bekannten aus dem Bereich Informationstechnik, stürzten sich die drei auf die Ausarbeitung ihrer Idee und gründeten die Thinkfield Liechtenstein Venture Cooperative. Mit der Gründung nahm die Teamarbeit am Projekt zusätzlich an Fahrt auf. «Die Zusammenarbeit ist immer ein Zusammenspiel unserer unterschiedlichen Biographien und Expertisen. David studiert Architektur und muss an seinem Arbeitsplatz eine Menge an unterschiedlichem Material organisieren. Das hat sicher auch die Idee Thinkfield geprägt. Ausserdem hat er durch sein Fach viele Optionen im Designbereich, welche er in das Projekt einfliessen lässt. Christian hat Informatik studiert und übernimmt viele Aufgaben bei der Programmierung. Ich selbst bringe mich häufig mit meinen Betriebswirtschaftserfahrungen ein. Klar ist aber auch, dass wir alle interdisziplinär arbeiten und uns in allen Bereichen der Entwicklung mit einbringen. Zur Unterstützung, auch beim Programmieren, haben wir ausserdem noch die zwei IT’ler Lukas und Jonas ins Boot geholt», beschreibt Sebastian und fügt noch hinzu: «Diese Vielfalt ist auch ein Qualitätsmerkmal unserer Zusammenarbeit. In meiner ersten Arbeit an einem Startupprojekt kamen alle Beteiligten aus der selben Fachrichtung. Da kann dann auch schonmal der Blick fürs Wesentliche verloren gehen.»

Wie klappt die Finanzierung?
Sebastian erklärt: «Die Ausgaben waren für uns Einzelpersonen stets überschaubar, aber man benötigt schon immer mal wieder eigenes Kapital und sollte auch nicht davor zurückschrecken, auch einmal für unterschiedliche Anforderungen zu investieren. Wir hatten das Glück, uns erfolgreich für ein Sponsoring bewerben zu können und wurden so, im Austausch für Firmenanteile, finanziell bezuschusst. Auch grosse Firmen unterstützen Startups, in der Hoffnung, dass sich diese Kooperation später auszahlt. Hier gilt es sich vorzuwagen, Kontakte zu suchen, aufzubauen und die eigene Werbetrommel zu rühren – nur so kann man schliesslich auch profitieren.»

Zum Schluss des Gespräches zieht Sebastian sein persönliches Fazit. «Die Arbeit an einem Startup verlangt einem eine Menge ab, zeitlich, finanziell, kräftemässig. Wenn ein Projekt schiefgeht, dann lernt man daraus und hakt es ab. Man sagt dazu gerne ‚fail fast and fail often‘. Auch Kompromissbereitschaft gehört dazu. Vielleicht muss man ein Semester länger studieren oder kann in den Semesterferien nicht in den Urlaub fahren. Da muss man sich einschränken können. Um einen starken Bruch nach dem Studium oder in Übergangsphasen zwischen Studiengängen und Abschlüssen zu vermeiden, rate ich allen, die sich in einem ähnlichen Prozess befinden, sich im Vorfeld damit auseinanderzusetzen. Ein klarer Plan für die Zukunft hilft, den Schaffensprozess nicht durch Veränderungen im Alltag zu behindern.»

Wer sich für das Projekt der jungen Startuptruppe interessiert wird hier fündig und kann sich auch gleich mit der zugehörigen App auseinandersetzen. Die Gründer sind froh um jedes Feedback und sehen in dieser nutzernahen Entwicklung viel Potenzial.

Durchstarten an der Universität Basel
An der Universität Basel hast du schnell, unkompliziert und kostenlos die Möglichkeit, dich umfangreich beraten und unterstützen zu lassen, solltest du dich auf den langen Weg von der Startup-Idee zur eigenen Firma wagen. Wie das genau funktioniert, erklärt Christian Schneider, Leiter des Fachbereichs Innovation und Entrepreneurship an der Universität Basel, in einem Interview:

Wenn ich als Student eine zündente Idee habe, wohin kann ich mich mit meiner Idee wenden?
Interessierte Studierende können sich ganz unkompliziert über die Kontaktdaten auf der Universitätswebsite an uns wenden. Grundsätzlich stehen wir auch für Interessenten und Interessentinnen zu Verfügung, welche nicht selbst in Basel studieren oder an der Universität tätig sind.

Was für eine Rolle übernehmen Sie im anschliessenden Prozess?
Einen grosser Teil unserer Aufgaben bezieht sich auf das Networking im Zusammenhang mit dem Vorhaben der Startup-Interessierten. Die Schweizerische Eidgenossenschaft sieht selbst keine finanzielle Bezuschussung für Startupunternehmen vor. Zwar gibt es einige Fördermöglichkeiten in der Schweiz, diese sind aber häufig fachbezogen, wie zum Beispiel die Botnar Foundation, welche Gesundheitsarbeit für Kinder finanziell fördert.

Wir helfen dabei Kontakte zu den entsprechenden Geldgebern, aber auch in die Industrie, zu Fachpersonen aus der Branche zu knüpfen. Ausserdem arbeiten wir interdisziplinär mit Innosuisse, der schweizerischen Agentur für Innovationsförderung, zusammen.

Wenn die Startup-Idee dann zunehmend Gestalt annimmt, stellen wir auch Räume zur Verfügung, welche von uns angemietet werden und von Startuppern zu guten Konditionen genutzt werden können. Zudem sind wir da, um die Interessen der Beteiligten zu schützen. So beraten wir, wenn es zum Beispiel um die Frage geht, ob das Projekt an einen Industriepartner verkauft werden soll, was bei Startup-Unternehmen häufig der Fall ist oder ob man die Umsetzung besser in eigenen Händen behält. Auch für den rechtlichen Rahmen vermitteln wir dann, zum Beispiel an Unitectra, der Technologietransfer-Organisation der Universitäten Basel, Bern und Zürich, weiter.

Welches Programm bietet ihr ausserdem für Startupinteressierte an?
Einmal im Monat veranstalten wir ein Entrepreneurs Meeting in Form einer Startup Village. Hier tummeln sich bei uns vor Ort Berater aus den unterschiedlichsten Fachbereichen und stehen mit Rat und Herzblut allen Interessenten für den offenen Austausch zu Verfügung.

Ausserdem bieten wir Semesterkurse an, welche Studierende umfangreich zum Thema Startup schulen. Die Plätze sind knapp und begehrt. Wer sich bewerben möchte, findet über die offizielle Website oder zu Beginn der Bewerbungsphase über den universitätsinternen E-Mail-Verteiler alle Informationen.
Zusätzlich arbeiten wir auch international, zum Beispiel mit Korea zusammen. Hier läuft gerade ein Consulting Projekt an, in welchem Studierende aus der Schweiz aufstrebende Startupper aus Korea beratend unterstützen und umgekehrt. Wer Interesse hat mitzumachen, darf sich gerne bei uns melden.

 

Wer sich noch weiter zum Thema Firmengründung einlesen möchte, dem bietet der Artikel zur Gründungsgeschichte von Benznote weiteres Material. Allen anderen wünsche ich viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Ideen.

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