Jedes Semester wird bei uns Medizinstudierenden mit einer grossen Multiple-Choice-Prüfung (MC) abgeschlossen. Am Ende des Frühjahrssemesters steht neben dem MC zusätzlich auch noch der sogenannte OSCE auf dem Prüfungsprogramm. OSCE steht bei uns nicht für die «Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa», sondern für «Objective structured clinical examination». Nicht besonders selbsterklärend.
OSCE – Was ist das?
Der OSCE ist eine Prüfungsform, die speziell für medizinische Fächer entwickelt wurde. Es gibt ihn nicht nur in Basel, sondern an vielen medizinischen Fakultäten auf der ganzen Welt. Ziel ist es, auch die praktischen Fertigkeiten der Studierenden zu überprüfen und ihr Wissen nicht nur schriftlich abzufragen.
Konkret handelt es sich beim OSCE um eine Art Postenlauf: Die Studierenden gehen von Tür zu Tür. An jeder Tür hängt eine Beschreibung der Situation, die den Geprüften hinter der Tür erwartet. Meistens stehen hier auch Aufgabenstellungen. Beispielsweise soll man mit einem Patienten in einer Hausarztpraxis eine Anamnese (Befragung) durchführen und ihn dann aufgrund dieser gezielt körperlich untersuchen.
Hinter der Tür wartet dann je nach Aufgabe ein Schauspielpatient, den man dann befragt und untersucht. Natürlich kann der aber viele körperliche Befunde, wie zum Beispiel ein verdächtiges Herzgeräusch, nicht vorspielen. Ein Prüfer, der ebenfalls im Raum anwesend ist, gibt dann zu diesen Dingen Auskunft.
Für das Lesen und Durchführen der Aufgabe hat man je nach Studienfortschritt unterschiedlich viel Zeit. Bei uns waren es in diesem Jahr (Ende achtes Semester) acht Minuten. Nach acht Minuten wechselt man den Posten (zwei Minuten Pause) und hat dann wiederum acht Minuten für den nächsten Posten. So geht es weiter, bis man alle Türen hinter sich hat.
Wie bereitet man sich auf eine solche Prüfung vor?
Ähnlich wie beim späteren Berufsalltag als Mediziner, weiss man in dieser Prüfungssituation nie, was als nächstes auf einen wartet. Die Vorbereitung auf den OSCE gestaltet sich dementsprechend schwierig. Ein paar Tipps kann ich trotzdem geben: am besten wiederholt man die wichtigsten Untersuchungen und vor allem auch die Organsysteme und praktischen Fertigkeiten, die im jeweiligen Jahr auf dem Lehrplan standen. Das Lernzentrum Medizin an der Klingelbergstrasse stellt verschiedene Modelle zur Verfügung, an denen man beispielsweise Nähen, Blasenkatheter legen oder Blut abnehmen üben kann. Orthopädische oder medizinische Untersuchungen kann man gut m an seinen Kommilitonen, Verwandten oder Freunden üben.
Trotz allem ziemlich stressig
Auch gut vorbereitete Studierende kommen im OSCE unter Zeitdruck. Die ganze Aufgabe in jeweils nur acht Minuten zu erledigen, stellt oft eine grosse Herausforderung dar, unter der die nötige Genauigkeit leidet. Erschwerend hinzu kommt, dass die Prüfung nur mithilfe einer Checkliste bewertet wird und man nach ungefähr vier Wochen lediglich die erreichte Punktzahl erfährt. Das heisst, man erhält vom Prüfer kein direktes oder detailliertes Feedback zu den einzelnen Posten. Es ist also theoretisch möglich, dass man während seiner ganzen Studienzeit am OSCE immer wieder die gleichen Fehler macht, ohne es zu wissen. Hier besteht meiner Meinung nach noch Verbesserungspotenzial in der Prüfungsdurchführung.