No printer needed: Die Vorteile eines Tablets im Studium

Tablet mit handschriftlichen Rechnungen (Danial Chughtai)
Irgendwann musste auch unser Autor akzeptieren, dass die Füllfeder gegen das Tablet den Kürzeren zieht (Danial Chughtai).

Ich war immer eher ein konservativer Mensch, was das Studieren anging. Füller, Papier und Tafeln waren mir schon immer lieber als digitale Notizen und PowerPoint-Präsentationen. Jedoch unterliegt das Studieren, wie viele andere Dinge auch, einem zeitlichen Wandel. Die forcierte Digitalisierung durch die Pandemie hat meine Sicht auf die Dinge verändert: Warum habe ich mir jetzt ein Tablet für das Studium geholt und wie hat sich mein Arbeitsverhalten damit verändert?

Januar 2020 v. C. (vor Corona)

Ich sitze in der Bibliothek und schreibe munter vor mich hin. Das siebenundzwangigste Blatt mit falschen Rechnungen heute. «Mist! Die Tinte ist wieder leer», denke ich mir. Während ich meinen Füller aufschraube und eine Tinte raussuche, fällt mir die Lösung – nach zwei Stunden gegen die Wand rechnen – ein. Ich kann es nicht fassen, schnappe mir ein neues Blatt, schreibe ein paar Zeilen Formeln hin und die Aufgabe ist gelöst. «Mal wieder so viel Müll», denke ich mir, während ich den Stapel Blätter in das Altpapier-Körbchen werfe.

Einige Lockdowns später

Die Bibliothek hat mit gewissen Vorgaben wieder geöffnet. Ich habe viele Zoomvorlesungen und Druck/Scan-Tiraden hinter mir. In der Vergangenheit wurde mein Rucksack mit jeder Woche schwerer und meine Stimmung gedrückter. Jetzt ist alles so semi-digital abrufbar, aber trotzdem fliegen mir die Blätter um die Ohren. Viele Dozierenden sind schon wegen Zoom-Vorlesungen auf Tablets umgestiegen. Mit einem Blick durch die Bibliothek schweifend, fällt mir auf: Viele haben kein Blätterchaos mehr. Sie schreiben alle auf Tablets und durchsuchen ihre Tasche nach Ladekabeln statt Tintenpatronen. Für mich der Moment der Entscheidung: «Jetzt reicht’s! Ich hole mir auch ein Tablet!».

Was man für Möglichkeiten hat (Hardware)

Nach einer kurzen Recherche sind mir die verschiedenen Hersteller des Tabletmarktes, aber auch die dünne Auswahl aufgefallen: Während in der Vergangenheit die meisten Hersteller neben Smartphones auch Tablets angeboten haben, gibt es heute quasi nur noch drei: Microsoft, Apple und Samsung. Für welches sich man entscheidet, ist etwas abhängig davon, was man benötigt (hat man zum Beispiel noch keinen Laptop, kann ein Microsoft Surface durchaus sehr sinnvoll sein, da man hier quasi einen Laptop bekommt, auf dem man auch Notizen machen kann). Jedoch ist mir schnell aufgefallen, dass von der Leistung her die Apple Tablets im Moment mehr bieten als die Konkurrenz (auch wenn diese stetig aufholt). Also habe ich mir ein iPad Air (2020) geholt, was zwar kein billiger Spass war, aber für mich alles mitbringt, was ich benötige.

Was man für Möglichkeiten hat (Software)

Viel wichtiger als der Hersteller des Gerätes ist jedoch die Software, die man benutzen möchte, um handschriftliche Notizen zu machen. Sie sollte gewisse Funktionen wie das Einbinden von PDF-Dateien, das Strukturieren von Vorlesungen und Seminaren (z.B. in Ordnern) und möglicherweise Synchronisation der Dateien beinhalten.

Ich habe zu Beginn OneNote benutzt. Diese App ist kostenlos und bietet eine geräteunabhängige Synchronisation aller Dateien. So lassen sich Aufschriebe auch im Browser oder am PC öffnen. Jedoch hatte die App den Nachteil, dass man nicht eine Seitengrösse (beispielsweise A4) voreinstellen kann, sondern die Notizen sich auf einer quasi «unendlich grossen» Leinwand befinden und immer weiter ergänzt werden können. Was für mich ein Nachteil ist, da ich viele Dinge auf A4 Format abgeben muss, kann für andere Student*innen ein Vorteil sein, da Aufschriebe mit neuen Gedanken immer weiter vertieft werden können. Anstatt das ganze Zimmer mit einem roten Pfaden zu überspannen, um einen Kriminallfall zu lösen oder den Krebs-Zyklus des menschlichen Stoffwechsels zu verstehen, kann man also inzwischen auf Apps ausweichen.

Seit ich dieses Problem festgestellt habe, nutze ich die App GoodNotes. Sie hat zwar ein bisschen Geld gekostet (in Dönereinheiten: 1), jedoch habe ich jetzt alle Aufschriebe überall (auch auf dem Handy) und konnte Notizbücher erstellen, die neben dem Vorlesungsskript als PDF meine eigenen Notizen und Anmerkungen beinhalten und daher wie eine organische Lebensform vor sich hinwachsen. Ich muss nichts mehr drucken und nichts mehr scannen, kann meine Aufschriebe vervollständigen und, sobald ich fertig bin,  das fertige Paper als PDF erstellen und direkt per Email schicken oder irgendwo hochladen. Neben dem fehlenden organisatorischem Mehraufwand entfällt inzwischen auch das Problem, an alles denken und/oder mitnehmen zu müssen. Sobald ich das Gerät bei mir habe, habe ich immer alles dabei.

Mit gratis Cloudspeicher kein Datenverlust

Um das Ganze noch gut zu ergänzen, lohnt es sich, über das asknet-Softwareportal eine Microsoft Email zu erstellen via Office356, da man als Studierender 1 TB OneDrive Cloudspeicher bekommt. Somit lassen sich alle möglichen Daten mit OneDrive synchronisieren und man muss sich keine Sorgen über Dateiverlust machen.

Das Schreibgefühl

Hand aufs Herz: Für jemanden wie mich, der immer sehr viel Wert auf das Schreibgefühl gelegt und daher auch Jahre nach der 4. Klasse mit einem Füller geschrieben hat, war das eine grosse Umstellung. Von einer kratzenden Füllerspitze auf Papier hin zu Plastik auf Glas – wie bin ich damit umgegangen? Die Umgewöhnung ging schneller als ich zu Beginn dachte. Im direkten Vergleich zu OneNote (und anderen Apps, die ich ausprobiert habe), hat GoodNotes sehr viele Möglichkeiten, das Schreibgefühl einzustellen. Für mich kommt das Gefühl inzwischen einem Füller gleich, was Schriftbild und Druck angeht. Zusätzlich habe ich vor wenigen Tagen eine neue matte Displayfolie installiert, die das Gefühl von Papier nachahmt und die Schreibhaptik verbessert (man spürt wieder ein Kratzen), jedoch leidet die Anzeigequalität des Bildschirms minimal darunter.

Fazit

Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieser teure Spass sich für mich gelohnt hat. Jeder, der noch auf handschriftliche Notizen setzt und sich von Altlasten wie dem Drucken befreien möchte, sollte sich überlegen, ob so eine Investition das Studieren und Leben nicht vereinfacht.

Danial Chughtai

Der Versuch, absolute Erkenntnis zu erlangen, führte Danial Chughtai zum Physikstudium. Dass dieses Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist, merkt er besonders abends um sieben - bei der vierten Tasse Kaffee. Wenn er nicht gerade ein neues Album hört, sich in fremde Vorlesungen verirrt oder überlegt auf Tee umzusteigen, ist er damit beschäftigt, seine Klamottenauswahl auf Vordermann zu bringen. Gerne vergnügt er sich mit den einfachen Dingen des Lebens; wenn's sein muss bei einem Roadtrip quer durch Europa.

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