In welchen Brunnen gehen wir heute? Über die Besonderheiten der Stadt Basel

Brunnen am Gemsberg
Ein Bijou Basels: die zahlreichen Brunnen. Hier das Exemplar am Gemsberg (Bild: Anja Iseli).

Wer schon lange in Basel lebt, verliert vielleicht das Auge für die kleinen besonderen Bijous dieser Stadt. Anja Iseli sieht sie noch immer: Die 26-Jährige lebt seit 2020 in Basel und staunt immer wieder über das kulinarische Angebot, den zuverlässigen ÖV und die waghalsigen Brunnen-Badenden.

In Basel hat man die Qual – oder eher das Vergnügen – der Wahl, denn die Stadt hat so einiges zu bieten. Das meiste ist grossartig, einiges lässt einem aber stutzen. Auch wenn ich schon seit Jahren in Basel studiere, fallen mir, seit ich in die Stadt am Rhein gezogen bin, immer wieder zahlreiche Besonderheiten auf. Sei dies zum Freizeitangebot, zur Kultur oder zum öffentlichen Verkehr. Was mich zu Beginn zu verwundern vermochte, möchte ich mittlerweile keine Sekunde mehr missen.

Vom Land nach Basel

Klar, wenn man vom Land in die Stadt zieht, ist das Angebot immer überwältigend. Und wenn ich sage «vom Land», dann meine ich einen Ort, an dem der Bus nur alle 30 Minuten fährt und wo die einzigen «Restaurants», die Essen liefern, Dönerbuden sind. In Basel ist das ganz anders. Das kulinarische Angebot ist fast schon zu gross, um eine Auswahl zu treffen. Mittlerweile führe ich eine Liste an Restaurants und Cafés, die ich besuchen möchte und die mit jedem Spaziergang durch die Stadt länger wird.

Auch Fahrplan checken wird in Basel plötzlich unnötig, denn das Tram fährt eh alle paar Minuten. Selbst spät abends nach dem Ausgang stellt sich nicht mehr die Frage «und wie kommen wir jetzt nach Hause?» Weil a) der Event nicht mehrere Dörfer weit entfernt stattfindet und b) man immer irgendwo ein Verkehrsmittel findet (im Notfall ein E-Scooter – auch das übrigens eine ganz neue Erfahrung).

Blick auf Spalentor und Tram

Wer vom Land kommt, ist immer wieder über das ausgedehnte Basler ÖV-Netz überrascht (Bild: Anja Iseli).

Die Parks: Ein ganz neues Erlebnis

Wie toll die Parks in Basel sind, habe ich sofort realisiert, vor allem, weil ich direkt neben einem wohne. Zum Joggen ist das ideal. Ich habe auch schnell gemerkt, dass offenbar ein unausgesprochener Konsens herrscht, wenn es um die Laufrichtung geht. Nur beim ersten Mal bin ich in die «falsche» Richtung gejoggt – danach habe ich mich sofort angepasst. Auch dem Park-Sport schlechthin, dem Tischtennis, bin ich rasch verfallen. Neu für mich war allerdings, dass man sich in Bikini oder Badehose in den Park legt, um sich zu sonnen. Über Mittag ein bisschen braun werden – eigentlich gar keine schlechte Idee.

Noch viel erstaunlicher fand ich, dass im Park sogar Geburtstage und alle möglichen anderen Feste gefeiert werden. Ziemlich schnell musste ich mir aber auch hier eingestehen: Das ist ganz schön clever. Der nächste Geburtstag wird auf jeden Fall im Park gefeiert, statt alle Gäste ins Wohnzimmer zu quetschen.

Abkühlen im Brunnen, echt?

Okay, sich im Bikini in den Park zu legen, ist das eine. Aber wer badet in einem Brunnen? Sehr viele Leute, wie ich in Basel festgestellt habe. Dass die Brunnen dafür extra sauber gehalten werden, erfur ich erst später. Und dass dies offenbar eine langjährige Tradition hat auch. Es gibt sogar eine Karte mit den besten Brunnen in der Stadt und die Auswahl ist nicht klein! Ich muss sagen, der Gedanke an einen Apéro im kühlen Nass klingt verlockend und irgendwie auch besser machbar, als ein Glas Weisswein im Rhein zu trinken. Ich komme aber noch nicht umhin, etwas blöd aus der Wäsche zu schauen, wenn ich an im Brunnen badenden Menschen vorbeigehe. Damit oute ich mich wahrscheinlich nach wie vor als Auswärtige.

Brunnen am Leonhardsgraben

Baden im Brunnen? In Basel eine Selbstverständlichkeit, für Auswärtige etwas gewöhnungsbedürftig (Bild: Anja Iseli).

Die Kulturhaupstadt und ihre Museen

Nichts Neues, aber dennoch etwas Besonderes ist die hohe Museumsdichte. Wo fängt man da an? Bei den Klassikern Tinguely, Beyeler oder historisches Museum? Oder soll es etwas ausgefallener sein mit dem Feuerwehrmuseum, der Papiermühle oder dem Cartoon-Museum? Auch hier habe ich eine Liste und je nach Lust und Laune wird mal ein klassisches, mal ein ausgefalleneres Museum besucht. Und gesetzt den Fall, dass ich einmal tatsächlich alle besucht habe, gibt es ja immer noch die Spezial- und Sonderausstellungen!

Eins steht fest: Basel hat eine grosse Bandbreite an Aktivitäten, Sehenswürdigkeiten und Kultur zu bieten. Und vielleicht finde ich mich tatsächlich auch schon bald im nächsten Brunnen wieder.

Anja Iseli

«Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen» – das soll einst Samuel Butler gesagt haben. Ob das tatsächlich stimmt, kann Anja zwar nicht beurteilen, den Inhalt würde sie aber genau so bestätigen. Neben ihrer Begeisterung für alles, was mit Sprachen und Kommunikation, ihrem Studienfach, zu tun hat, bruncht sie leidenschaftlich gerne, liebt gemütliche Cafés und fürchtet sich davor, mit dem Velo in den Tramschienen stecken zu bleiben.

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