Hilfe, ich bin eine Frau!

Warum Frauen weniger verdienen als Männer und was man dagegen unternehmen kann…

Warum verdiene ich auch im 21. Jahrhundert noch weniger als ein Mann? So oder so ähnlich könnte man die Frage formulieren, die sich viele Frauen selbst stellen. Viele Selbstzweifel lassen sich aber mit einfachen Erklärungen beseitigen.

Ist es wirklich aussichtslos, als Frau eine gute Position anzustreben? Weniger Anstellungen und weniger Gehalt? Wie lässt sich die Lohndifferenz erklären? In der Vorlesung „Economics of Discrimination“, die jedes Herbstsemester im innerfakultären Wahlbereich der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät angeboten wird, beschäftigt man sich unter anderem mit wissenschaftlichen Erklärungsansätzen zum Thema „Gender Wage Gap“.

Bei der Untersuchung der Lohndivergenz unterscheidet man zwischen erklärbaren und nicht erklärbaren Anteilen.

Zum erklärbaren Teil zählt man Faktoren wie den Unterbruch der Arbeit aufgrund der Familienplanung. Weiter lässt sich ein Teil der Lohndifferenz auch durch die Berufswahl der Frauen erklären. Sie wählen demnach häufiger Professionen, die besser mit dem Familienleben vereinbar sind. Die Ungleichheiten in der Entlohnung werden hier teilweise durch Vorteile der Arbeitsplatzgestaltung kompensiert. Ausserdem arbeiten sie häufiger in Teilzeitstellen, was einen weiteren Anteil am Lohnunterschied erklärt. Ferner wird auch heute noch die Arbeit von Männern mancherorts als höherwertig empfunden. Allein aufgrund dessen werden sie in diesen Fällen höher entlohnt. Diese Annahme beruht auf Rollenzuschreibungen, wie sie seit Jahrhunderten in den Köpfen vieler festsitzt. Immer dann, wenn Männer in Berufen die typischerweise Frauen zugesprochen werden, mehr verdienen, lässt sich dieser Sachverhalt beobachten. Ein Beispiel dafür ist der Beruf des Krankenpflegers.

Unerklärbar sind in der wissenschaftlichen Analyse jedoch Differenzen, bei denen Frauen mit gleichen Qualifikationen in vergleichbaren Stellen weniger verdienen als ihre männlichen Arbeitskollegen.

In der Schweiz lassen sich nur 10-20%, sprich die Hälfte der ursprünglichen 20-30%, Lohndifferenz erklären. Im internationalen Vergleich nimmt die Schweiz damit keine Spitzenposition ein. In den USA beispielsweise verdienen gut ausgebildete Frauen in Grossstädten wie New York und Chicago teilweise sogar deutlich mehr als ihre männlichen Arbeitskollegen. Das Lohndifferential zwischen Männern und Frauen wird in der Schweiz nur sehr langsam kleiner. Vollkommen verschwinden wird es auf Grund der erklärbaren Faktoren wahrscheinlich nie.

Besser vorbereitet ins Gehaltgespräch
Mit dem Career Service Center bietet die Universität Basel eine tolle Möglichkeit, um sich auf den Berufseinstieg vorzubereiten, ganz gleich ob Frau oder Mann. Der Leiterin des CSC, Frau Dr. Müller, ist es wichtig, dass sich Studierende nicht unter Wert verkaufen, wenn Fragen zum „Tabuthema“ Gehalt aufkommen. Aus Beratungsgesprächen weiss Frau Müller, welche Fehler es in Bewerbungsgesprächen für Frauen zu vermeiden gilt: „Viele Frauen fragen im Bewerbungsgespräch nicht nach dem Gehalt, Männer schon. Sie sind oft mit weniger Gehalt sofort zufrieden und informieren sich nicht über das Thema Gehalt“.

Auf der Seite des Bundesamtes für Statistik  kann man sich übrigens schon vor der Lohnverhandlung über aktuelle Gehaltsniveaus u.a. nach Branche und Ausbildung informieren. So hat man garantiert eine Antwort auf die unangenehme Frage nach den Lohnvorstellungen im Bewerbungsgespräch. Man sollte auch handeln, wenn man sich bereits in Anstellung befindet und das Gefühl hat, es bestehen Ungleichheiten in der Bezahlung zwischen Mann und Frau. „Die Schweizerische Bundesverfassung verbietet jegliche Ungleichbehandlungen, die nicht objektiv durch die Natur der zu leistenden Arbeit gerechtfertigt sind. Die Verfassung legt die Gleichbehandlung von Frau und Mann im Arbeitsleben sowie die Gleichheit des Lohnes für gleichwertige Arbeit fest. Das Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann (GIG) basiert auf diesen Prinzipien und sieht eine Erleichterung des Beschwerdeverfahrens im Falle einer Diskriminierung vor“, so Frau Müller weiter.

Für alle, die sich weiter informieren möchten, bietet das CSC am 21. Mai einen Workshop zum „Tabuthema Gehalt“ an.

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