Die Adventszeit ist auch die alljährige Guetzlizeit. Unsere Autorin Saskia hat sich in die Backstube begeben und sowohl traditionelle als auch moderne Guetzlivariationen ausprobiert. Mit der Hilfe von Familie und Mitstudierenden.
Die Gemüter scheiden sich wohl, wenn es ums Guetzlibacken geht. Für manche ist es eine Pflicht, während der Adventszeit zu backen und auch eine beinahe meditative Arbeit. Andere sehen den Sinn hinter all dem Aufwand vom Guetzli ausstechen, backen und auskühlen nicht. Meist freuen sich aber schlussendlich alle über das süsse Gebäck. Dieses Jahr habe ich mich gleich an drei Tagen in die Backstube begeben und für euch einige Rezepte ausprobiert.
Mein persönlicher Bezug zum Guetzlibacken
Ich hatte stets das Privileg, von Guetzlibäckerinnen umgeben zu sein. Meine Mutter, Grossmutter und auch meine Tata (romanische Bezeichnung der Grossmutter) fertigen jährlich Guetzli. Auch ich durfte Teil werden einer gewissen Tradition, bei der mein Gotti (Patentante), ihr Ehemann Thomas und die Familie ihres zweiten Gottikindes Hannah zusammen guetzeln. Dabei wurden häufig etwas aussergewöhnlichere Guetzli gebacken.
Grossmamis Rezepte und Mentalität
Die mit Abstand grössten Mengen an Guetzli stammen von meiner Grossmutter. Vor einigen Jahren erhielt ich von ihr das handwerkliche Wissen übermittelt. Von ihr sind die Rezepte für viele klassische Guetzli wie die Mailänderli, die Spitzbuben, die Quittenäuglein und die Vanillegipferl (Rezepte siehe unten).
Mein Grossmami war nicht seit ihrer Kindheit ein Guetzliprofi: «Erst als ich heiratete, begann ich zu guetzeln, aber seither gab es kein Jahr, in dem ich mich nicht an den Tisch setzte und stundenlang Guetzlis ausstach. Für mich hat es etwas Meditatives und ich mache es unglaublich gerne.» Auf die Frage, was denn ihr persönlicher Tipp beim Guetzeln sei, meint sie: «Man sollte genug Zeit mitbringen und Freude am Backen haben. Einfach schnell Guetzli herzuzaubern ist schwierig und macht auch keinen Spass.»
Guetzlibacken in grossen Massen
In meinem Studentenwohnheim mache ich mich ans «Guetzeln» mit etlichen Backbegeisterten. Wir entscheiden uns für traditionelle Guetzli wie Mailänderli, Vanillegipferl und Spitzbuben. Auch etwas weniger traditionelle Guetzli, wie die Schwarz-Weiss-Gebäcke, die Straciatella-Herzen mit Schokoglasur und Quittenäuglein gehören zu unserem Repertoire.
Wir beginnen früh mit einer gut 10-köpfigen Mannschaft mit unserem Guetzlimarathon. Einige Teige bereiteten wir bereits durch die Woche vor und frieren sie bis zum Vorabend ein. Eine gute Möglichkeit für alle, die sich auf das Ausstechen mit Freunden fokussieren wollen.
Schneller als erwartet stehen wir vor einem grossen Berg an selbstgemachten Guetzli. Wichtig zu beachten ist, dass man sie vor dem Backen kurz in die Kälte stellt, damit sie nicht zu stark aufgehen. Bei den Teigkreationen sind wir kreativ und so entstehen auch «Brunzli-Mailänderli» mit viel Schokolade und etwas gemahlenen Cashews sowie «Zitronen-Mandel-Mailänderli» mit Zitronenraspeln und gemahlenen Mandeln.
Das traditionelle Guetzlibacken der aussergewöhnlichen Gebäcke
Am Ende haben wir sieben Guetzlisorten zusammen: Brunzli, Zimtsterne und Amaretti, Pepparkakor-Teig (Spekulatius) und Orangenschnitten. Auch Spitzbuben und Vanillegipferl sind unter den Guetzli-Teigen. An diesem Sonntag stimmt sogar das Wetter draussen, denn es hat geschneit und ist angenehm kühl.
Nach gut drei Stunden ausstechen, backen und Teige auswallen sind wir dann fertig und können die ganzen Kreationen degustieren. Erneut geht eine wundervolle Guetzlibackzeit zu Ende und wer nun auch Lust bekommen hat, selbst in die Backstube zu stehen, kann gerne die untenstehenden oder verlinkten Rezepte ausprobieren.