Für eine gerechtere Universität: die Fachstelle Diversity & Inclusion

Aufkleber der Fachstelle Diversity & Inclusion
Ein barrierefreies Studium, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mehr Frauen in Führungspositionen: Die Fachstelle Diversity & Inclusion macht sich für Gleichberechtigung und Gleichstellung stark (Bild: Sina Aebischer).

An der Uni Basel sorgt eine Fachstelle für Sensibilisierung und ein verantwortungsvolles Miteinander. Im Gespräch erzählt die Leiterin, Nicole Kälin, welche Ziele sie sich setzen und mit welchen Massnahmen diese erreicht werden sollen.

Die Fachstelle Diversity & Inclusion hat schon einige Namenswechsel hinter sich. Seit 2021 hat sie ihren aktuellen Namen. Davor war sie bis 2018 das Ressort Chancengleichheit, danach Fachstelle Diversity. Mit der Namensänderung werden nun direkt zwei wichtige Themen und Ziele aufgegriffen: Diversität und Inklusion sind grosse Worte, die etwas vage wirken können. Ganz spezifisch umgesetzt werden sie von dem vierköpfigen Kernteam der Stelle, unterstützt von zwei Hiwis.

Ein Aktionsplan im Hintergrund

Die Fachstelle arbeitet mit einem Aktionsplan. Anfangs 2022 wurde dieser neue Plan und damit auch die neue strategische Position im Rektorat verabschiedet. Nun orientiert sich die Stelle an sieben Leitzielen. Die Fachstellenleiterin Nicole Kälin betont: «Das wichtigste Leitziel ist für das Rektorat noch immer, dass die Uni mehr Frauen beruft. Denn auch wenn immer mehr Frauen eine akademische Laufbahn absolvieren, sind bei den Professuren momentan nur ein Viertel der Positionen von Frauen oder von als Frauen gelesenen Personen besetzt.»

Während die Stelle selber keinen direkten Einfluss auf die Berufungen hat, kann sie der Berufungskommission trotzdem beratend zur Seite stehen und damit wichtige Arbeit zur Ebnung des Weges leisten. Allgemein passiere viel Arbeit eher im Hintergrund: «Wir haben uns zum Beispiel bei der neuen Personalordnung der Uni einbringen können, wo wir konkrete Verbesserungen zur Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben oder auch flexiblen Arbeitsmodellen erreichen konnten.»

Die sieben Leitziele

Nebst der Berufung von Frauen spielt auch die Familienfreundlichkeit eine grosse Rolle. Nicht zuletzt, weil die Uni Basel vor einem Jahr als familienfreundliche Universität zertifiziert wurde. Dies verpflichtet zu einer aktiven und stetigen Auseinandersetzung mit dem Thema auf verschiedenen Ebenen der Universität. «Viele Projekte begleiten uns über Jahre, weil diese Prozesse viel Zeit brauchen. Für die Familienfreundlichkeit gibt es jetzt eine Zielvereinbarung und einen dreijährigen Massnahmenplan», erzählt Kälin.

Weitere Ziele sind der Schutz der persönlichen Integrität, die Stärkung interkultureller Kompetenzen, die Förderung vielfältiger Karrieren, die Ermöglichung eines barrierefreien Studiums und ganz allgemein die inklusivere Gestaltung der Uni. Diese grosse Vielfalt an Themen und Bedürfnissen wird nicht von der Fachstelle Diversity & Inclusion alleine abgedeckt. Der Aktionsplan führt die verschiedenen Akteur*innen und ihre Verantwortungsbereiche auf. So beispielsweise die Servicestelle Studieren ohne Barrieren, die Menschen mit einer Behinderung oder einer chronischen Krankheit im Studium unterstützt.

Information, Beratung und Veranstaltungen

«Unsere Aktivitäten kann man grob in Information, Beratung und Veranstaltungen einteilen», sagt Kälin. Die Fachstelle versucht, Diversity-Aspekte in verschiedenen Strukturen und Prozessen zu verankern, aber auch eine breitere Zielgruppe mit Trainings und Programmen anzusprechen, wie zum Beispiel das Karriereprogramm «antelope» für Doktorandinnen und Postdocs. Dies geschieht, besonders in Bezug auf Studierende, über den Instagram-Kanal der Fachstelle. Hier wird die Awareness für Diversity & Inclusion gesteigert und auf spezifische Angebote an der Uni hingewiesen.

Eine neue Veranstaltungsreihe, die für alle spannend sein dürfte, sind die Diversity Talks. Zum ersten Mal fand ein solcher Talk im Herbstsemester 22 statt. Anna Rosenwasser sprach über gerechte Sprache. Die Nachfrage für den Event war so gross, dass er kurzfristig in einen grösseren Raum verlegt werden musste. Solche Talks sollen künftig einmal im Semester stattfinden, kündigt Kälin an. Eine Veranstaltung für den Frühling sei in Planung.

Für eine gerechtere Zukunft

Die Uni Basel soll noch diverser und inklusiver werden. Pläne dafür gibt es einige. «Für 2023 ist ein Pilotprojekt mit der Skuba geplant zum Thema sozioökonomische Herkunft», erzählt Kälin. Dabei handle es sich um eine aktuelle Diversity-Thematik, die national diskutiert werde. Dass dies nicht nur kurz abgehandelt werden kann, wird bei Betrachtung anderer Themen schnell bewusst: «Wir betreiben mit unserer Arbeit klassische Kulturentwicklung. Diese ist nicht von einem Tag auf den anderen abgeschlossen und zudem durch eine grosse Dynamik gekennzeichnet. Das Projekt zum Sprachleitfaden hat uns zum Beispiel jahrelang begleitet. Zufällig wurde er dann am gleichen Tag verabschiedet, an dem der Talk von Anna Rosenwasser stattgefunden hat», so Kälin.

Die Arbeit für einen verantwortungsvollen Umgang miteinander wird so schnell nicht abgeschlossen sein. Aber die Stelle für Diversity & Inclusion bleibt dran, betont Kälin: «Es braucht einen langen Atem, aber den haben wir.»

Sina Aebischer

Wenn Sina nicht gerade einen der endlosen Texte fürs Studium liest, taucht sie gerne in Geschichten und Bücher aus den verschiedensten Genres ein und bleibt damit stets in der Welt der Sprachen, die sie studiert. Ist dann doch einmal eine Auszeit vom Lesen gefragt, verbringt sie ihre Zeit mit ausgiebigen Spaziergängen, gemeinsamen Strickabenden mit Freund*innen oder damit, sich beim Pilatestraining möglichst anstrengende Übungen auszudenken.

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