Frauen- und Geschlechtergeschichte erleben auf einem Stadtrundgang

Theaterinszenierung eines Fernsehinterviews.
Die Frauenstadtrundgänge sind gespickt mit Theater-ähnlichen Einlagen, um die Inhalte zugänglich zu vermitteln (Bild zvg/Agatha Glück).

Die Rundgänge des Vereins Frauenstadtrundgang Basel bestehen seit gut 33 Jahren und erfreuen sich grosser Beliebtheit. Hinter den Rundgängen steht ein Team aus (ehemaligen) Studierenden der Universität Basel, welche die Frauengeschichte der Stadt an die Teilnehmenden vermitteln.

Bereits Ende 1989 nahm der Verein Frauenstadtrundgang Basel Formen an und dessen Rundgänge sind mittlerweile bei zahlreichen Menschen bekannt und beliebt. Marian Cramm, Co-Koordinatorin des Vereins und selber Vereinsmitglied seit zwei Jahren, erzählt mir, dass nicht nur die öffentlichen Rundgänge sehr gut besucht sind, sondern auch zahlreiche private Rundgänge für Schulklassen oder Teamausflüge gebucht werden.

Dies freue sie sehr, denn schliesslich möchten sie die Basler Geschichte aus dem Gesichtspunkt der Frauen- und Geschlechtergeschichte beleuchten, den Teilnehmenden des Rundgangs zugänglich machen (zu den geschichtlichen Hintergründen gibt es hier einen tollen Beitrag) und so das Erbe der Gründerinnen weitertragen.

Der Verein und seine Rundgänge

Der Verein formierte sich vor gut 33 Jahren aus acht Historikerinnen und Geschichtsstudentinnen, die anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Frauenstudiums an der Universität Basel einen ersten Rundgang auf die Beine stellten. Mittlerweile zählt der Verein 23 aktive Mitglieder, die alle durch verschiedene Rundgänge führen.

Die kreativen Einlagen sind prägendes Element der Frauenstadtrundgänge (Bild: zvg/Davina Benkert).

Das Mitwirken im Verein ist jedoch nicht mehr nur Geschichtsstudierenden vorbehalten. Auch Studierende aus anderen Disziplinen, die sich für die Geschlechtergeschichte interessieren, können sich aktiv im Verein beteiligen. So versammelt der Verein ein breites Spektrum an Fachkenntnissen, zum Beispiel aus der Theologie, der sozialen Arbeit oder der Medienwissenschaft.

Die aktiven Mitglieder gruppieren sich jeweils zu fünft oder sechst für die Konzeption neuer Rundgänge. Ideen dafür finden sie beispielsweise in Seminaren, Vorlesungen oder Seminararbeiten. In Eigenregie werden Inhalte für die Rundgänge zusammengetragen und die Texte und Dialoge geschrieben (wie so ein Rundgang abläuft, ist in diesem Beitrag zu lesen). Jedes Jahr löst ein neuer Rundgang einen alten ab und mit der Premiere des neuen Rundgangs wird jeweils die Saison eröffnet. Mittlerweile können 17 verschiedene thematische Rundgänge gebucht werden.

Dieses Jahr setzt der Verein das Thema Nachhaltigkeit ins Zentrum: Auf dem neuen Rundgang «Nur Kraut und Rüben am Stadtrand?» erzählen die Leiter*innen von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Villa Merian, vom Pflanzenheilkunde und Freizeitgärten sowie der Geschichte des Dreispitzareals.

Erfahrungen sammeln

Die Mitglieder, die die Rundgänge leiten, erhalten ein kleines Honorar, sammeln zahlreiche Erfahrungen und lernen für ihren weiteren Lebensweg und beruflichen Werdegang. Marian Cramm erzählt, dass regelmässig Coachings und Kurse zur Auftrittskompetenz, zum Beispiel mit Theaterpädagoginnen oder auch mit Autor*innen wie Anna Rosenwasser, stattfinden. Die Inhalte dieser Kurse sind besonders wichtig, um den Rundgang-Teilnehmenden die geschichtlichen Inhalte möglichst spannend, packend und bleibend zu vermitteln.

Auch lässt sich vieles für den zukünftigen Berufsalltag mitnehmen. Einen neuen Rundgang zu konzipieren ist im Grunde ähnlich, wie an einem Projekt in einem Unternehmen mitzuarbeiten, erklärt mir Marian. Die Vereinsmitglieder können jederzeit ihre eigenen Ideen einbringen. Teilweise entstehen die Rundgänge aber auch in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen.

Gruppenfoto

Gruppenfoto der Vereinsmitglieder, entstanden nach einem Workshop mit Anna Rosenwasser (Mitte) (Bild:zvg).

Der Verein ist auch ein toller Ort, um Kontakte zu knüpfen. Oft trifft man auf Studierende aus dem eigenen Studiengang, die bereits ein paar Semester weiter fortgeschritten sind und kann sich so über die Inhalte des Studiums austauschen und sich gegenseitig unterstützen. Die Vereinsmitglieder sind ausserdem auch immer wieder in Kontakt mit Organisator*innen von ähnlichen Konzepten aus anderen Städten und können sich neue Inspiration abholen.

Im Verein mitwirken

Wer du nun selbst Lust bekommen hast, dich aktiv im Verein zu beteiligen, kannst du dich jederzeit per E-Mail oder telefonisch bei Marian Cramm melden (Kontaktdaten). Daraufhin kommt es zu einem informellen Kennenlerngespräch, um herauszufinden, ob die Interessierten in den Verein passen und sie sich eine Mitarbeit tatsächlich vorstellen können.

Interessierte wurden nach diesem Gespräch noch kaum abgelehnt, versichert mir Marian. Wenn du dich engagieren möchtest, stehen dir die Türen des Vereins Frauenstadtrundgang offen.

Anja Iseli

«Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen» – das soll einst Samuel Butler gesagt haben. Ob das tatsächlich stimmt, kann Anja zwar nicht beurteilen, den Inhalt würde sie aber genau so bestätigen. Neben ihrer Begeisterung für alles, was mit Sprachen und Kommunikation, ihrem Studienfach, zu tun hat, bruncht sie leidenschaftlich gerne, liebt gemütliche Cafés und fürchtet sich davor, mit dem Velo in den Tramschienen stecken zu bleiben.

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