Ein Plädoyer für Sprachaufenthalte

Ins Land einzutauchen ist nicht nur die beste Art eine neue Sprache zu erlernen, sondern bringt auch viele neue Eindrücke mit sich. Derzeit befinde ich mich selbst in der Türkei und mache sehr grosse Fortschritte in meinen Sprachkenntnissen. Dabei gehöre ich mit meinem Sprachaufenthalt zu den Ausnahmen der Türkischstudierenden an der Uni Basel.

Eigentlich wäre mein obligatorisches Türkisch-Modul an der Uni Basel abgeschlossen. Die Kreditpunkte wurden gesammelt, die Lehrbücher nach ihrem einjährigen Gebrauch verstaut und die Konzentration würde wieder auf dem  Arabischen liegen, so wie es die meisten Studenten der Islamwissenschaft tun. Da ich aber nach einem Jahr schon eine solide Grundlage in dieser Sprache hatte, wollte ich sie nicht ohne weiteres verwerfen und vergessen. Dies war der Grund für meine Entscheidung, den Sommer mit Türkisch Lernen in Istanbul zu verbringen.

Ein Sprachaufenthalt ist meiner Meinung nach einer der besten Arten seine Ferien zu gestalten, er ist zugleich effektiv und inspirierend. Man lernt nicht nur sprachlich unheimlich viel, sondern lernt zudem das Land wirklich kennen. Wer für einen Wochen- oder gar Wochenendetrip irgendwo hinreist, geht vielleicht im Schnelldurchlauf alle Sehenswürdigkeiten durch. Der Nachteil hierbei ist, dass man so nur in einer Touristenblase lebt und damit nur an der Oberfläche der eigentlichen Lebenskultur dieser Stadt kratzt. Mit mehr Zeit und Sprachkenntnissen entwickelt sich eine ganz andere Beziehung zum Land und deren Bewohnern.

Nun mögen manche Leser, die vor dem Computer sitzen und diesen Eintrag vor sich haben, angesichts der Kosten eines solchen Sprachaufenthalts laut schnauben. Zugegeben, ich musste sparen, eigentlich aber gar nicht so viel. Wenn man es schafft, sein WG-Zimmer unterzuvermieten, ist schon die grösste finanzielle Hürde genommen. In den meisten Ländern sind sowohl die Zimmermieten als auch die sonstigen Lebenskosten tiefer als in der Schweiz. Man braucht nur noch eine günstige Sprachschule zu finden und vorher etwas mehr zu arbeiten. Dabei will ich nicht die soziale Realität von so manchen Studierenden herunterspielen. Aber auch wenn man sich ein wenig(!) verschuldet, lohnt sich eine solche Investition angesichts der kulturellen und sprachlichen Bereicherung auf jeden Fall. Wer aber zu den Studierenden gehört, die hauptsächlich während den Ferien arbeiten, um sich während des Semesters voll auf das Studium zu konzentrieren, muss sich das natürlich anders einplanen.

Ein Sprachaufenthalt vor Ort erleichtert das Lernen ungemein. Zum einen wird man ständig mit der Sprache konfrontiert (vorausgesetzt, man kann sich beherrschen, nicht immer ins Englische zu wechseln). Zum anderen wird auf eine ungewohnte Art und Weise geübt. Das Lernen geschieht – anders als im Klassenzimmer – durch Imitation. Einem Baby werden ja auch nicht zuerst grammatikalische Phänomene erklärt, um anschliessend Vokabular auswendig zu lernen; seine Sprachkenntnisse formen sich aus der Nachahmung und Wechselwirkung mit seiner Umgebung. So konnte ich bei den zwei Sprachaufenthalten, die ich bisher absolvierte, in zwei Monaten jeweils mehr lernen als in zwei Semestern im Sprachkurs an der Universität. Wer eine Sprache wirklich lernen will, muss in das entsprechende Gebiet eintauchen und es erleben.

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