Ein Gespräch mit Christoph Tschumi, Verwaltungsdirektor der Universität Basel, über die betriebswirtschaftliche Seite der Universität.
Die Universität Basel zählt im Moment etwa 12.500 Studierende. Das ist rund die Hälfte mehr als noch vor zehn Jahren. Für uns Studierende ist es selbstverständlich, dass die Hörsäle immer geputzt sind, die UB geöffnet hat und die Dozierenden Vorlesungen halten. Für das reibungslose Verlaufen des Tagesgeschäftes der Uni ist ein grosser Verwaltungsaufwand nötig. Wir Studierende bekommen davon aber wenig mit.
Betrachtet man die Abteilungen, welche die Verwaltungsdirektion der Universität umfasst, findet man als Wirtschaftsstudentin viel Vertrautes. Eine Abteilung für die Finanzangelegenheiten, eine für das Personalwesen, etc.. Das alles liest sich wie der Aufbau eines jeden Unternehmens. Was aber unterscheidet unsere Universität von einer privatwirtschaftlichen Unternehmung?
Unsere Mission in der Verwaltung ist es, die Akademie von den Verwaltungsaufgaben zu entlasten. Wir wollen eine Grundlage schaffen, bei der sich Forschende auf die Forschung, Lehrende auf die Lehre und Studierende auf das Studium konzentrieren können. Wir sehen uns als Dienstleistungsabteilung, die im Hintergrund wirkt. Im besten Fall merken die Studierenden nicht einmal, dass wir da sind.
Welche Konsequenzen bringt der Forschungs- und Lehrauftrag der Universität für die Verwaltung mit sich?
Vor allem muss die Verwaltung möglichst kostenoptimierend handeln. Jeder Franken, der zu viel ausgegeben wird, fehlt im Anschluss in der Forschung und Lehre. Das ist fatal, denn der Erfolg der Studierenden und der Forschenden ist der Leistungsindikator der Universität und spiegelt sich u.a. in den Mittelzusprachen, in der Reputation und letztlich auch im Ranking der Universität wider. Man versucht also alle betriebswirtschaftlichen Abläufe möglichst effizient zu gestalten. Ein entscheidender Faktor dabei ist ein zentrales gesamtuniversitäres System, über welches alle wichtigen Verwaltungsprozesse integriert und standardisiert abgewickelt werden. Zudem spielen die Geschäftsführenden der Fakultäten eine elementare Rolle. Sie unterstützen die zentrale Verwaltung, Prozesse bis in die einzelnen Departemente hinein effizient durchzuführen. Dies ermöglicht uns, eine Duplizierung der Systeme und Prozesse zu vermeiden. Würde sich beispielsweise jede Fakultät selbst um Finanzen und Human Resources kümmern, hätten wir letztlich Probleme damit, eine einheitliche Rechnung zu stellen.
Welche Auswirkungen haben wachsende Studierendenzahlen für die Universität?
Je mehr Studierende es gibt, desto effizienter können Lehre und Forschung betrieben werden. Wir gehen aber auch davon aus, dass die Studierendenzahlen in Zukunft nicht mehr so stark anwachsen, wie es in den letzten Jahren der Fall war. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Maturitätsquoten in letzter Zeit unverändert geblieben sind. Ausserdem kommen durch die Anhebung der Studiengebühren nicht mehr so viele Studierende aus dem Ausland. Schön wäre es trotzdem, irgendwann 15.000 Studierende zählen zu können. Wahrscheinlicher ist aber eine langfristige Zahl um die 13.000.
Wie schafft man es in einer solchen Grössenordnung, dass Studierende nicht zum „Kunden“ oder gar zum „Produkt“ werden, sonder aktiver Teil der Universität sind?
Es ist offensichtlich, dass in Abteilungen, wie beispielsweise der Buchhaltung, in der Uni nichts anderes gemacht wird als in einer privaten Firma auch. Trotzdem unterscheidet sich die Universität in ihrer Führungsstruktur von einer Unternehmung. Sie ist viel stärker bottom-up organisiert, als man es aus der Privatwirtschaft kennt. Das bedeutet, dass Dozierende und Studierenden im Rahmen der universitären Selbstverwaltung stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden sind. Entscheide, die das Rektorat trifft, können besser umgesetzt werden, wenn sie von den Angehörigen der Universität möglichst breit mitgetragen werden. Daher ist die Universität vergleichbar mit einem Getriebe, das sich vorwärts bewegt. Das ist vermutlich der Hauptunterschied zu einer klassischen Unternehmung.
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Sa, 14. März 2015 / 12:32 Uhr
„The intrusion of business principles in the universities goes to weaken and retard the pursuit of learning, and therefore to defeat the ends for which a university is maintained“ (Thorstein Veblen, The Higher Learning in America [1919])