In Huanchaco (Peru) leben neun von zehn Einwohnern in Armut ohne Zugang zu Trinkwasser und ohne Einrichtung zur Abwasserentsorgung. Sechs Studierende der Zahnmedizin machten sich diesen Sommer auf den Weg dorthin, um die Bevölkerung vor Ort zahnmedizinisch zu versorgen. Simone Stöckli erzählt in ihrem Gastbeitrag, was die angehenden Zahnärztinnen und Zahnärzte in Peru erlebt haben:
Unser Ziel war es, im Rahmen des bereits bestehenden Hilfsprojektes «Hands on Peru», neu auch zahnmedizinische Versorgungen für arme und marginalisierte Bevölkerungsgruppen anzubieten. Das Behandlungsspektrum sollte von Mundhygieneinstruktion und Zahnreinigung über moderne Füllungstherapien bis hin zu Zahnextraktionen reichen und stand unter der Leitung der Zahnärzte der Zahnärztlichen Alumni in Basel und vor Ort von Dr. Jorge De la Cruz.
Bis kurz vor Abflug sammelten wir Studierende Gelder und Materialspenden, die dann in sechs vollbepackten Koffern per Flugzeug nach Peru verfrachtet wurden. Mit Hilfe des Sponsorings und dank der tatkräftigen Unterstützung vor Ort war es uns möglich, eine komplette Behandlungseinheit einzurichten und ca. 340 Erwachsene und Kinder in Huanchaco innerhalb von zwei Wochen zahnmedizinisch zu versorgen.
Gestartet haben wir unsere Reise in der Hauptstadt Lima. Von dort aus sind wir mit Zwischenstopps in Cusco und auf dem Machu Picchu und nach überstandenen Lebensmittelvergiftungen und Höhenkrankheit schliesslich in Huanchaco angelangt.
Im Gesundheitszentrum wurden wir herzlich empfangen und drei Behandlungsräume wurden für uns bereitgehalten. Neugierig wurde beobachtet, welche Materialien wir mitgebracht haben. Bereits am ersten Behandlungstag wurde uns klar, dass der Bedarf und auch das Interesse an zahnmedizinischen Behandlungen bei den Einwohnern sehr gross war.
Schnell sprach sich herum, dass sich die ärmere Bevölkerung kostenlos bei uns behandeln lassen kann. Ausserdem fanden vor allem die Kinder Gefallen an den Zahnbürsten und Zahnpasten, die wir verschenkten. Die Termine gingen weg wie warme Weggli, wir waren im Nu ausgebucht. Der Behandlungsplan musste angepasst werden, da wir mehr Termine brauchten, um möglichst viele Menschen versorgen zu können!
Nach einigen Arbeitstagen in Huanchaco unternahmen wir einen Ausflug in ein peruanisches Gefängnis, um dort jugendliche Insassen zu behandeln. Im Gefängnis angekommen mussten wir einen Security Check passieren. Nichts durfte rein ausser unser zahnärztliches Equipment. Wir reinigten und zogen Zähne. Die Insassen waren sehr freundlich und dankbar für unsere Arbeit.
An unserem letzten Tag reisten wir mit dem Bus – eine halsbrecherische Fahrt – nach Agallpampa, einem kleinen Dörfchen auf 3’000 m ü. M. Dort haben wir in einem weiteren bereits bestehenden Gesundheitszentrum Füllungen gelegt, Zähne extrahiert und gereinigt. Für uns eine echte Herausforderung, denn es gab kein fliessendes Wasser und auch die Bohrer hatten Antriebsschwierigkeiten.
Alles in allem haben wir sehr viel mitgenommen aus unserem Hilfsprojekt in Peru, sowohl persönlich als auch fachlich. Die Einwohner waren sehr dankbar und herzlich, auch wenn wir leider bei weitem nicht allen Leuten helfen konnten, die es nötig gehabt hätten. Diese Dankbarkeit und auch die Freundlichkeit der Menschen dort wird uns auf jeden Fall für immer im Gedächtnis bleiben.
1 Kommentar
Mi, 20. Februar 2019 / 09:06 Uhr
Hallo, ich habe noch nie solche schlimmen Zähne gesehen. Bei einem alten Menschen könnte ich mir sowas noch vorstellen, aber bei Kindern sollte das nicht sein. Daher ist das Projekt wirklich super. Das Kind muss sicherlich extreme Schmerzen haben. Vielen Dank für den super Blog!