Die Muslimische Studierendenvereinigung Basel

Seit Kurzem gibt es an der Universität einen neuen religiösen Studentenverein: die Muslimische Studierendenvereinigung Basel. Als Islamwissenschaftler war es für mich besonders interessant, mit der Mitgründerin Joa (25 J.a., 3. Semester Geo Sciences) zusammenzusitzen und mehr über den mittlerweile schon 30 Mitglieder zählenden Verein zu erfahren.

Joa selbst ist vor drei Jahren zum Islam konvertiert. Den Anstoss dazu erhielt sie, als sie ihre eigene Meinung zu den gängigen Vorurteilen über den Islam bilden wollte und zu recherchieren begann. Ihr gefielen die Spiritualität und die Kernbestandteile des Islams, die sie als humanistische Werte wie Liebe, Toleranz und Frieden beschreibt.

 

Es gibt euch ja noch nicht lange. Wie kam es zur Vereinsgründung?

Die Idee kam mir und ein paar Kolleginnen in der Cafeteria. Eigentlich haben wir das ganze Projekt vor einem Jahr angefangen. Seit ein paar Wochen sind wir nun auch vom Rektorat als studentische Organisation anerkannt. Wir mussten extra Vereinsstatuten erstellen und haben sie eingegeben. Dann mussten wir sie nochmals erstellen, weil es eine offizielle Vorlage der Uni gibt. Schliesslich hat das Rektorat zu unseren Gunsten entschieden. Das hat alles Zeit gedauert.

 

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Zur gleichen Zeit waren wir an einem anderen Projekt dran, nämlich an einem Gebetsraum. Wir hatten gehört, dass es an der Uni Zürich einen seperaten Gebetsraum für Muslime gibt, weil Muslime eine andere Gebetspraxis haben. Wir haben noch eine Petition lanciert. Wir haben 75 Unterschriften gesammelt von 50 Muslimen und 25 Nichtmuslime, die sich dafür aussprachen.

 

Wie seid ihr aktiv?

Wir gründeten den Verein, um im Unileben aktiv zu sein und positiv zu agieren. Wir würden gerne im Oktober die erste Veranstaltung machen. Man muss offiziell als Verein angemeldet sein, um etwas im Rahmen der Uni zu unternehmen. Wir treffen uns jede Woche. Eines unserer Ziele ist es, dass man sich unter Muslimen treffen kann, um sich mal wieder zu sehen und voneinander zu hören und so können wir auch gleich die laufenden Projekte besprechen und planen.

 

Wozu ein explizit muslimischer Studierendenverein?

Ich denke, man muss an dieser Stelle ganz Europa anschauen. Der Islam ist keine fremde Religion mehr. Der Islam darf einen gesellschaftlichen Platz bekommen, sowie die anderen Religionen auch. Andere Religionen sind durch jüdische und christliche Vereine schon an der Uni repräsentiert. Also ist es für mich logisch, dass der Islam auch einen Platz bekommt. In meinen Augen ist die Multikulturalität etwas, dass die Schönheit unserer Gesellschaft ausmacht. Ein Verein wie unserer ist auch ein Symbol der Integration. Früher gab es nicht all zu viele, aber heute gibt es immer mehr Studierende mit muslimischem Glauben, weshalb ich es für eine gute Sache halte, einen offiziellen, geregelten Verein in Zusammenarbeit mit den anderen Religionen zu haben.

 

Wie schaut diese Zusammenarbeit aus?

Wir haben beispielsweise im Juni an einer Veranstaltung der Katholischen Universitätsgemeinde mitgemacht. Da waren je ca. 10-15 Christen und 10-15 Muslime. Wir haben uns bei der Peterskirche getroffen, um zusammen zu essen und Spiele in Form von Fragen zu machen. Das war wirklich gut organisiert und es gab einen sehr spannenden Austausch. Solche Sachen möchten wir dieses Semester auch organisieren.

 

Bietet ihr als Verein auch gewisse Serviceleistungen für Muslime an?

Ja, genau. Neben unseren wöchentlichen Treffen können wir als Ansprechspartner für ausländische Studierende dienen, wenn sie noch orientierungslos sind und Unterstützung brauchen. Wir helfen auch einander solidarisch. Manchmal reden wir aber auch über unseren Glauben und wie wir ihn im Alltag praktizieren, oder wenn jemand auf gesellschaftliche Probleme trifft, gerade beim Stichwort Kopftuch. Wir wollen einfach etwas Positives bewirken. Wir wollen aber auch Klischees abbauen. Deshalb ist der inter- und intrareligiöse Dialog so wichtig für uns.

 

Es gibt ja verschiedenste Strömungen des Islams wie beispielsweise Sunna, Shia und Alevitentum. Da gibt es teilweise grosse theologische Unterschiede. Wie lassen sich diese in einem Verein unterbringen?

Es gibt tatsächlich auch einen alevitischen Verein, der etwas vor uns gegründet wurde und sich auf das Alevitentum spezialisieren will. Wir wollen aber alle miteinbeziehen, weil wir alle Brüder und Schwester in der Religion oder in der Menschheit sind. Wir machen da keinen Unterschied. Wir haben den Verein ja nicht gegründet, um Leute zu konvertieren. Wir wollen einfach positiv agieren und Klischees abbauen.

 

Was für Strömungen sind denn bis anhin bei euch vertreten?

Ich glaube wir sind hauptsächlich Sunni. Ich habe aber selbst nie an diese Frage gedacht, weil ich nicht für eine Unterscheidung bin. Es gibt aber auch Sufis und Christen, die regelmässig kommen und unsere Newsletter erhalten. Juden haben wir noch nicht in unserem Verein, aber sie sind auch herzlich willkommen.

 

10 Kommentare

  1. Joa
    Fr, 27. September 2013 / 10:48 Uhr

    Super! ;) merci Philip..
    hoffentlich werden wir zusammen weiter arbeiten und dokumentieren
    um vom Unileben einen Vorbild fuers Zusammenleben und Respekt zu zeigen
    bis bald!
    MSB Team

  2. Adalbert Müller
    Di, 3. Dezember 2013 / 11:58 Uhr

    Schön und gut, so ein islamischer Studentenverein. Aber kann mir jemand sagen, wieso dieser neue Verein die Jahreskonferenz des radikalen islamischen Zentralrats sponsert, zu der laut 20minuten auch der Hassprediger Salah eingeladen wird?

    Hier der Link zur Seite des Anlasses, auf der auch das Logo der Muslimischen Studentenvereinigung zu sehen ist:
    http://www.2013.izrs.ch/index.php/de/#

  3. objektiv
    Sa, 14. Dezember 2013 / 08:16 Uhr

    Hallo z´samen, salam, shalom,

    Ja, dieser Verein hat sich bei den „sponsors“ der IZRS eingetragen. Wieso? Weil der Sinn „Geschwister“ zu haben ist es die , auch zu unterstützen.Jeder Individuen ist frei über jede Sache, jede Person, jede politisch Partei seine eigene kritische Meinung zu haben. Und so ist es auch richtig. Aber es ist keinen Verbrechen wenn man immerhin „die grösste Organisation der Schweiz“ (IZRS) in seine Aktivitäten folgt und die in ihre Mühe unterstützen etwas positives für die Muslimen und die schweizerische Gesellschaft zu machen. Im Islam, und auch im schweizerischen Gesetz, ist ein Individu oder Gruppe unschuldig bis man ein Beweis für die (durch meist der Medien öfters) aufgebaute Kritiken oder Angriffen hat.
    Man kann mit Personen kommunizieren und gleichzeitig seine eigene kritische Meinung behalten. Jeder sollte versuchen zu lernen, mehr zu differenzieren. Wir sind einer neutraler Verein, unabhängig, und autonom, und sind frei in unsere Aktivitäten oder Kontakt. EIn Priester mag mit dem Vatikan in Kontakt sein zum Beispiel aber tut es in einiges nicht unterstützen. Und das ist ok. Dann wieso tut man es bei Muslimen und vor allem unter Muslimen hochschieben und puschen? kann man es nicht einfach mal friedlich verlaufen lassen ohne direkt zu beurteilen und hinrichten? Das ist im Wiederspruch mit den Werten der individuelle und GruppenFreiheit, und mit der Demokratie.
    danke.

  4. Mitglied MSB
    Fr, 10. Januar 2014 / 19:16 Uhr

    Liebe LeserInnen des Artikels und auch der News in den 20 Minuten,
    der Entscheid für das Sponsoring der radikalen IZRS wurde NIEMALS von den Mitgliedern des Vereins getroffen. Es war der alleinige Entscheid von der Präsidentin des Vereins. Die Mitglieder haben erst NACH dem Sponsoringvertrag davon erfahren. LEIDER.
    Die Präsidentin hat den Vereinsinteressen zuwider gehandelt und ist somit auch als Mitglied erlischen.
    Die Mitglieder des Vereins sind gemässigte Muslime und werden das auch in Zukunft sein.
    Ich bedauere es sehr, dass der Verein nun ein schlechtes Image hat.
    Wir als Uni-Verein haben nicht die Aufgabe irgendwelche radikalen Organisationen zu unterstützen. WIR als gemässigte Muslime haben die Aufgabe Frieden und Toleranz unter Menschen zu stiften. Die Unterstützung der IZRS war mehr als nur absurd.

  5. Patrick Blum
    Sa, 11. Januar 2014 / 00:54 Uhr

    Studenten der Uni Basel sponserten Islamisten

    http://www.20min.ch/schweiz/news/story/Studenten-der-Uni-Basel-sponserten-Islamisten-29309809

    Traurig, beschämend, primitiv. Aber danke, dass der Verein seine Position damit klarstellt…

  6. Patrick Blum
    Sa, 11. Januar 2014 / 00:56 Uhr

    Interessant ist auch, dass der muslimische Verein erst auf Druck der Öffentlichkeit reagiert hat. Wäre es tatsächlich „nur die Präsidentin“ (p.s. das ist die Frau, die IHR gewählt habt!) gewesen, wieso hat dann niemand gesagt? Wieso war das Sponsoring über längere Zeit öffentlich publiziert? Eure Begründung überzeugt nicht.

    Ein Vereinspräsident handelt für den Verein, insbesondere wenn der Verein das handeln über längere Zeit stillschweigend duldet wie hier.

  7. Philip Vlahos
    Sa, 11. Januar 2014 / 17:25 Uhr

    Lieber Patrick,

    Willst du diesem Verein etwa unterstellen, dass sie heimlich radikale Wahabiten wären, die sich gerade zu tarnen versuchen? Ein sensationsgeiler Artikel der 20Minuten ist übrigens nicht als „Druck der Öffentlichkeit“ zu qualifizieren. Beruhige dich bitte. Die islamistische Übernahme der Schweiz wird nicht allzu bald geschehen. Dieser Verein besteht aus ein Paar nette Studenten (meine Kommilitonen), die sich gerne treffen und halt Muslime sind. 20Minuten macht mal wieder aus einer Mücke einen Elefanten (wie schon beim Genderstammtisch). Aber wer das liest, ist auch selbst Schuld.

    Liebe Grüsse,
    Philip

  8. Mitglied MSB
    Mo, 13. Januar 2014 / 18:43 Uhr

    Lieber Herr Blum,
    Ihre Frage ist durchaus berechtigt. Der Grund, weshalb die Mitglieder erst jetzt öffentlich Stellung nehmen ist jener, dass ich bereits dreimal versucht habe den Sponsoringvertrag mit dem IZRS zu annullieren – leider ohne Erfolg, da die Vereinspräsidentin (gemäss den Angaben der IZRS) den Vertrag nicht annullieren wollte.
    Die Präsidentin haben wir gewählt, das stimmt. Das war Ende 2012. Bedeutet, dass aber, dass die Mitglieder jede Handlung der Präsidentin unterstützen müssen?
    Der Vereinspräsident handelt nicht für den Verein. Lesen Sie die Statuten der MSB.
    Das Handeln der Präsidentin wurde nicht ’stillschweigend‘ geduldet. Daher gibt es seit mindestens drei Monaten interne Diskussionen.

    Aber ‚traurig, beschämend, primitiv‘ ist die ganze Sache trotzdem
    Freundliche Grüsse

  9. Joa
    Di, 11. März 2014 / 14:00 Uhr

    Anmerkung der Redaktion zu folgendem Kommentar: Joa und „objektiv“ (s. Kommentar vom 14.12.2013) sind dieselbe Person.

    Salam, shalom,

    das Ganze nur Erfindung, Imagination. Es ist bedauerlich zu sehen wie schnell die Leuten negative Zusammenschlüsse nehmen mögen.

    Die MSB hat NIE den IZRS sponsoriert.
    Das Ganze Hin und Her in den Medien und in den Köpfen der armen Leuten, musste ich nun mal korrigieren. Ein bisschen Klarheit und Wahrheit hat nie geschadet .

    Wir sind unabhängig, von jeder Org. oder Verein. Wir sind eine offizielle Vereinigung in der Universität Basel. Wir sind friedlich und sehr offen. Wir suchen Dialog, Austausch und Kommunikation.
    Sind da um aktiv in der Unilife und in der schweizerischen Gesellschaft zu sein, als muslimische Studierenden aber vor allem als Menschen.

    Wie ihr bestimmt wisst, sobald man versucht etwas aufzubauen, kommen nun viele Hindernisse auf einen zu

    Wir sind erneut da, verstärkt und noch motivierter.

    jede(r) ist in unserem Verein Willkommen!

    Und wir freuen uns auf die kommende Veranstaltungen und Erlebnisse hier
    in Basel und in der Schweiz,

    Bei weiteren Fragen bitte kontaktieren Sie mich

    joa
    MSB Präsidentin
    März 2014

    Unsere Facebook Seite:
    https://www.facebook.com/muslimischeStudentenVereinUniBasel

  10. Beast-Redaktion
    Do, 13. März 2014 / 16:10 Uhr

    Da der Beast-Blog nicht der Ort sein soll, über den interne Streitigkeiten ausgetragen werden sollen, werden wir zu diesem Beitrag keine weiteren Kommentare mehr veröffentlichen. Wir bitten um euer Verständnis.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Herzlichen Dank für deinen Kommentar. Bevor dieser veröffentlicht wird, wirft noch jemand aus der Redaktion einen Blick darauf. Das kann ein bis zwei Arbeitstage dauern.
Ups. Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte versuche es noch einmal.
Tags: /