Die Beast-Bar-Tour – oder: Wenn Heidi im Weltall auf Post Malone trifft

Beast-Blog on tour: Sechs wackere Studierende ziehen an einem Donnerstagabend tollkühn durch die Gassen von Basel auf der Suche nach den besten, beastigsten Bars; ganz richtig, deine Beast-Blog-Redaktion! Lies hier, wie Orks und Whitney Houston uns begleiten, ein Dr. Malone Drinks serviert hat und wie man am Ende immer (im) ‘Friends’ landet.

Vorab die Spielregeln: Jeder musste sich eine Bar aussuchen, die wir dann an einem Abend abarbeiten. In den Bars wird auf die Musik, die Stimmung und die Toiletten geachtet. Ausserdem muss jeweils einer an die Bar und den ‘lustigsten, aussergewöhnlichsten (oder dümmsten) Drink’ des Hauses bestellen. Den Alkoholspiegel-Bias haben wir versucht mit unserem objektiven Tag-Danach-Blick-Zurück auszumerzen. Wir garantieren folglich für Nichts.

Dieser Text ist eine Gemeinschaftsproduktion der Beast-Blog-Redaktion, der die individuellen Eindrücke der beteiligten Autoren zusammenfasst.

Vor dem ersten Stopp auf unserer Tour de Bar treffen wir uns zum gemeinsamen Abendessen. Natürlich mögen wir uns alle und wer isst schon nicht gerne in Gesellschaft, aber ehrlicherweise müssen wir auch eingestehen, dass hinter diesem geteilten Abendbrot nicht nur Nächstenliebe, sondern auch ein bisschen Kalkül steckt: Ein Jogger läuft sich schliesslich vor einem Marathon auch warm. Wir alle wissen, was passiert, wenn brennender Alkohol durch Rachen und Speiseröhre in einen leeren Magen fliesst und da beginnt sein Unwesen zu treiben. Egal, wieviel und was runtergespült wird: Ein Umtrunk steht und fällt mit dem Fundament im Bauch, und ohne Boden kann der Aufprall fatal enden.

Baragraph Bar

Unsere erste Anlaufstelle ist die Baragraph Bar. Wir dürfen feststellen, dass die Bar sehr gut besucht ist und finden nur noch ein Plätzli draussen. Die herbstlichen Temperaturen und auch die überraschend komplizierte Getränkekarte haben uns nicht viel ausgemacht, spätestens nach den ersten Drinks sowieso nicht mehr.

Auf die Frage nach dem besonderen Getränk reagiert der Barkeeper mit einem Gin-Gin-Mule, wobei die Namensgeber Gin und Gingerbeer mit etwas Zuckersirup, Limette und Minze abgeschmeckt werden. Serviert auf Eis schmeckt das zunächst süss-säuerlich und endet mit einem würzig-scharfen Abgang. Dank der grossen, retrofuturistischen Kunststoffelemente, den dominanten Orangetönen und den zahlreichen kugelförmigen Lampen ist der Gang an die Bar gefühlt eine kleine Zeitreise in eine Welt irgendwo vor 1979.

Wir sind schnell in tiefe Gespräche versunken, während wir ganz nebenbei die unterschiedlichen Gäste der Baragraph Bar beobachten. Von Post-Hipster bis zum Frühpensionär ist alles dabei. Nachdem Ambiente und Klientel eingehend geprüft wurden, spazieren wir auf die gegenüberliegende Strassenseite, wo bereits die zweite Bar auf uns wartet. Es ist schon beinahe Mitternacht.

Bibliothek Bar

Mein Bruder kann sich unter dem «Studentenleben» nicht viel vorstellen. Wenn ich sage, ich gehe mit meinen Freunden in den Ausgang, dann sagt er spöttisch lachend: «Ah, lest ihr Bücher und trinkt dazu ein Glas Wein, während ihr dann die gelesene Lektüre besprecht?» Die Bibliothek Bar macht dieses Klischee auf den ersten Blick perfekt. Doch auch wenn man sich tatsächlich ein Buch nehmen und lesen könnte, so geht man doch viel eher dorthin, um einen der vielen interessant klingenden Drinks in gemütlicher «Bibliotheksatmosphäre» zu schlürfen.

Der Barmensch sieht ein bisschen aus wie Post Malone und lächelt beim Wunsch nach dem «Überraschungsdrink» weise, bevor er für ein paar Minuten hinter die Bar verschwindet. Auf die Frage, was er uns für einen speziellen Drink empfehlen kann, kam nur ein: «Ach, es gibt jede Woche einen Gast der einen noch dümmeren Drink bestellt» zurück. Unsere Drinks – die Auswahl fiel schwer – tragen Namen wie Violet Spritz, Dark & Stormy, Pink Grapefruit Negroni, Heidi in the Cosmos und Guinness Punch. Letzterer ist der gewünschte «Überraschungsdrink». «In sowas servieren sie den Leuten Ayahuasca», lautet des Bestellers Kommentar zum Tiki-Style Holzimitat-Becher mit Metallstrohhalm, ehe er sich mutig heranwagt. Beim Urteil über das weisse Gesöff haben sich unsere Geister geschieden.

Restaurant zur goldenen Möwe
Man mag jetzt denken, es wäre wirklich nicht nötig gewesen, nach nur zwei Bars bereits wieder feste Nahrung zu uns zu nehmen: Hatten wir die zuvor verschlungenen Spaghetti bereits wieder forgetti?  Zu unserer Verteidigung möge man jedoch beachten, dass nach Verlassen der zweiten Bar Mitternacht bereits geschlagen hatte und: Was wäre eine gelungene Bartour ohne kurze Zwischenverpflegung, um den Alkohol im Körper wieder in den Griff zu bekommen? Ausserdem, was wäre ein Abend ohne dass der Veggie-Burger getestet wird? Es gibt ja immer einen Öko-Freund in der Gruppe und immer jemanden, der dem Veggie-Burger anfangs nicht viel zutraut. Der Burger schmeckt – wie gewünscht – wie immer und erfüllt seinen Zweck. Die Pommes werden geschwisterlich geteilt. In Ermangelung eines entsprechenden Angebotes muss hier eine 0,5 Liter Flasche Wasser zum besonderen Drink des Hauses gekürt werden. Das H2O ist klar, durststillend und erfüllt die eidgenössischen Qualitätsnormen für Trinkwasser.

Cargo Bar

In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit müssen wir unsere Tour kurzerhand ändern, die meisten Bars haben zu dieser Uhrzeit ihre Pforten bereits geschlossen. Ausserdem war die Grenzwert-Bar aus unserer Vorschlagssammlung zu diesem Zeitpunkt noch eine Brandruine, was den dortigen Besuch doch deutlich erschwert hätte. (Eine Schweigeminute vor Ort stand durchaus zur Debatte.)

Wir entscheiden uns also für die Cargo Bar, wo uns die letzte Runde serviert wird. «Wenn die Musik so weitergeht, reite ich auf einem Ork nach Hause!», lautet ein Kommentar zu den melancholischen Endzeitklängen, welche die Anlage spielt – treffender hätte man eine letzte Runde wohl kaum musikalisch untermalen können. Mit der am Abstand hübschesten Toilette der Bartour (man kann sich in allen Winkeln wiedererkennen, da das Bad vollverglast ist) und einigen waghalsigen Drinks wie z.B. den «Manhattan» («Der schmeckt ja furchtbar! Jetzt macht der Begriff Wermutstropfen auf einmal Sinn.») erreicht der Alkoholpegel langsam seinen Zenit. Die Musik ist inzwischen etwa da, wo Boromir stirbt. Taumelnd, torkelnd, natürlich völlig nüchtern, im Rückwärtsgang machen wir uns über die Johanniterbrücke auf den Weg zum letzten Ziel: die Friends Bar.

Friends
Sieht von aussen ein wenig schäbig und geschmacklos aus, genau was wir suchen. Die Uhrzeit verraten wir dir nicht. Wisse, dass es schon wieder Zeit für Kaffee war. «Das ist wirklich guter Kaffee. Schmeckt wie guter Tankstellen-Kaffee.» Soviel dazu.

Wir sind bei weitem nicht die einzigen in dieser gottverlassenen Kneipe und so gesellt sich schnell ein nicht mehr ganz nüchterner Zeitgenosse zu uns an den Tisch. Nicht er wird in den nächsten Stunden jedoch zum Zentrum unserer Aufmerksamkeit, nein, es wird ein klingendes Kleinod, der zurückgekehrte, einst verlorene Sohn: Eine Jukebox steht in der Ecke. Grosszügig wie man im Rausch so ist, spendiert unser neuer Freund jeder und jedem einen Song, das können wir natürlich nicht ausschlagen. Von Withney Houstons ‘I Wanna Dance with Somebody’ über ‘Clint Eastwood’ von Gorillaz und Chris Rea ist alles dabei. Wir wünschen uns sehnlichst den Titelsong von Friends, aber das will die Jukebox einfach nicht hergeben – so müssen wir uns mit einem gerahmten Poster der Serie zufrieden geben. Es hängt hoch über der Bar, ein aus der Zeit gefallenes Mahnmal.

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