Das Kokain-Dilemma

Oder: Warum freiwillige Arbeit sinnvoll ist

Eigentlich könnte man ja auch nützliche Dinge tun in seinem Leben. Mir ist das wieder einmal bewusst geworden, als ich im Ausgang einem Gespräch zugehört habe:


Es wurde nämlich diskutiert, ob es ok ist, zu rauchen, also aus ethischer Sicht. Jemand meinte dann, das sei schon in Ordnung, jedenfalls solange man amerikanischen Tabak kaufe. American Spirit zum Beispiel (der mit dem Häuptling mit der Friedenspfeife) würde ja in den USA und ohne Kinderarbeit hergestellt, während auf lateinamerikanischen Tabakplantagen Zehnjährige schuften und dann viel zu früh sterben, wegen dem Nikotin.

Jemand anders fügte hinzu, er habe einen Kumpel, der habe einen Kumpel, der fair gehandeltes Kokain verkaufe. Fair gehandeltes Kokain! Das hat mich umgehauen. Sich selber Kokain ins Zahnfleisch reiben und gleichzeitig Mitleid haben mit den Schlepperinnen – wie rührend und verstörend. Daraufhin kam nachdenkliche Stimmung auf in der kleinen Gesprächsrunde. Wer will schon zu den Leuten gehören, deren einziger gesellschaftlicher Beitrag moralisch vertretbare Suchtmittel sind?

In dem Augenblick dachte ich mir, dass es wirklich mal an der Zeit ist, sich für irgendetwas Sinnvolles zu engagieren. Gespräche über fair gedealtes Kokain reichen einfach nicht.

Es ist auch gar nicht so aufwendig, einen passenden freiwilligen Job zu finden, habe ich gemerkt. Auf der Freiwilligen-Jobbörse der GGG Benevol braucht man bloss anzukreuzen, welche Art von Arbeit einem besonders liegt, oder für welche Gruppe von Menschen man sich engagieren will und nach einer Sekunde kriegt man eine lange Liste mit Jobs, für die man sich bewerben kann.

Bei mir kommt eine ganze Reihe von tollen und ziemlich unerwarteten Vorschlägen: Sich um Therapiepferde kümmern, im Claro-Laden mithelfen und Tandem fahren mit einem taubblinden Menschen. Oder wieso nicht den Minibus des Altersheims fahren? Ich werde mich jetzt mal bewerben!

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