Riesige leerstehende Lagerhallen, ungenutzte Silos, verlassene Büros und freigeräumte Plätze, das bleibt übrig, wenn Grosskonzerne wie Novartis und BASF ihre industriellen Produktionsweisen verändern oder Coop seine Verteilerzentrale in Basel auflöst. Künftig sollen an diesen Orten neue Quartiere entstehen. Wohnungen, Geschäfte, öffentliche Räume und Grünflächen sind geplant. Aber bis dahin dauert es noch ein paar Jahre und solange stehen viele dieser Gebäude für Zwischennutzungen zur Verfügung.
Zurzeit befinden sich im Norden von Basel zwei solche grosse Areale im Wandel. Das Lysbüchelareal auf der Grossbaslerseite und das Klybeckareal auf der Kleinbaslerseite. Das Klybeckareal im südlichen Teil des Klybeckquartiers hat eine langjährige industrielle Vergangenheit. Bereits vor mehr als 100 Jahren waren hier Färbereien angesiedelt, die sich später zu Basels bedeutender chemischer Industrie wandelten.
In den letzten Jahren war das Industriegebiet dann in den Händen von Novartis und BASF. Seit einiger Zeit werden die Gebäude auf dem Areal zwischen Wiese und Rhein aber kaum noch von den Konzernen genutzt. Gemeinsam mit der Stadt wurde deshalb vor zwei Jahren entschieden, die 300 000 Quadratmeter grosse Fläche ganz neu zu gestalten und dadurch ein neues Quartier zu schaffen.
Ein neues Klybeck
Dieses Projekt nennt sich «Klybeck Plus». Der Vision nach entsteht dort ein vielfältig durchmischtes und vernetztes Stadtquartier. Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Kultur sollen gleichermassen nebeneinander stattfinden und sich gegenseitig bereichern. Günstige und teure Wohnungen sollen sich ausgewogen gegenüber stehen, um ein sozial vielfältiges Miteinander zu schaffen. Die Ideen sind vielseitig. Geplant ist beispielsweise auch ein Ort, an dem 24 Stunden am Tag Lärm gemacht werden kann.
Die Bewohner des bisherigen Klybeckquartiers wurden aufgefordert, ihre Ideen und Impulse für die Projektplanung mit einzubringen. Dabei wurde mehr als deutlich, dass der Wunsch besteht, die leeren Gebäude in den Jahren, die für die Planung des neuen Quartiers benötigt werden, nicht leerstehen zu lassen, sondern für Zwischennutzungen freizugeben. BASF und Novartis prüften daraufhin, bei welchen Gebäuden eine Zwischennutzung möglich und sinnvoll wäre, denn viele Hallen und Büros sind nicht direkt zugänglich und andere sind von der Strom,- Wärme,- und Wasserversorgung abgetrennt.
Übrig blieben drei Gebäude mit insgesamt ungefähr 5’000 Quadratmeter, die nun für kreative Zwischennutzungen zur Verfügung stehen. Verantwortlich für die Organisation der Zwischennutzung ist der Basler Verein «Unterdessen». Dort kann können sich Interessenten mit ihren Ideen melden. Die Gebäude bieten vielfache Möglichkeiten von Räumen für Kulturschaffende, Ateliers und Ausstellungsräumen bis zu Büros für Start-ups ,Werkstätten und Freizeitangeboten. Allerdings sind die 5’000 Quadratmeter momentan noch nicht bezugsbereit. Zuvor müssen erst noch weitreichende Renovationen vorgenommen werden. Diese werden in den nächsten Montaten von BASF durchgeführt und ab Oktober 2018 sollten die Räume dann all die neuen Ideen und Projekte für fünf Jahre beherbergen können.
Neues Leben fürs Lysbüchel-Areal
Ein Ort, an dem der Schritt zur Zwischennutzung bereits gegangen wurde, ist das Lysbüchel-Areal im Grossbasel. Auf dem Gebiet der ehemaligen Coop-Verteilerzentrale ist inzwischen eine «Schaffensoase hinter grauem Beton» entstanden. In die alten Büros und Werkstätten ist wieder Leben eingezogen. Auch hier ist der Verein «Unterdessen» für die Zwischennutzung verantwortlich.
Die Räume wurden im August vor einem Jahr bezogen und stehen bis Dezember 2019 zur Verfügung. Ab dann wird auch hier grossflächig umgebaut und neugestaltet. Das Ziel ist ebenfalls ein vielfältiges Quartier. Die Projektplaner sprechen von einem neuen «Wirtschafts,- und Wohnraum» mit dem Namen «Volta Nord». Hier sollen 3500 neue Arbeitplätze und bezahlbarer Wohnraum für 2000 Bewohner entstehen.
Als Pluspunkte des neuen Quartiers wird vor allem auch die Nähe zum Novartiscampus und die Verkehrsanbindung an die Bahnhöfe und die Autobahn genannt. Es ist die Rede von einem Standort der Zukunft. Wo heute unbenutzte Gleise und leerstehende Industriehallen stehen, soll sich ein «Life Sciences Hub» entwickeln. Bis sich die grossen Visionen der Stadtentwickler erfüllen, ist aber vorerst noch Zeit für die Realisierung von kleineren Projekten und Vorhaben der Zwischennutzer.
Welches Potenzial in den Konzepten von «Volta Nord» und «Klybeck Plus» steckt und was die Veränderungen in der Stadt Basel bewirken werden, wird sich mit den Jahren zeigen. Bis dahin wird allerdings noch viel Wasser den Rhein hinunter fliessen.