Praxiserfahrung sammeln und Gutes tun: Freiwilligenarbeit bei «AsyLex»

Lea Hungerbühler
Lea Hungerbühler hat die NGO «AsyLex» gegründet (Bild: zvg).

Du willst anderen Menschen in der Not helfen? «AsyLex» ist eine NGO, die grösstenteils aus Freiwilligen besteht und Rechtsberatung für Flüchtlinge anbietet. In diesem Beitrag berichten die Gründerin, ein Legal Advisor und eine Übersetzerin von ihrer Tätigkeit.

Lea Hungerbühler ist die Gründerin und Präsidentin von «AsyLex». Neben ihrer Tätigkeit in der NGO ist sie auch als Selbständige in einer Kanzlei und beim Baselbieter Strafgericht tätig. Ihr Jus-Studium hat sie in St. Gallen absolviert und ging in diesem Rahmen auch nach Austin (Texas) und Lausanne. Ihren LL.M. hat sie dann in Boston an der Harvard Law School abgeschlossen.

Es gab einen konkreten Auslöser für Lea, um mit ihrer Freiwilligenarbeit zu beginnen: «Ich war mit einer Kollegin nach Australien in die Ferien gereist. Eines Tages wurde eine bewusstlose Frau an den Strand gebracht, die einen Schnorchelunfall hatte. Meine Kollegin, die Ärztin ist, konnte sofort erste Hilfe leisten und reanimierte die Frau. Ich aber stand etwas hilflos da. Da fragte ich mich, ob ich als Anwältin nichts mehr als nur Wirtschaftsrecht machen kann?»

Dieser Gedanke verliess Lea nicht mehr. Deshalb ging sie in ein Flüchtlingslager nach Griechenland. «Leider musste ich auch dort schnell feststellen, dass ich als Schweizer Anwältin schnell an meine Grenzen stosse.» Ganz mit leeren Händen ging sie aber nicht nach Hause: Ihre Idee für «AsyLex» war geboren.

Bürokratische Hürden und Vorurteile

Die Arbeit mit den Flüchtlingen und im Asylwesen zeigten Lea und ihrem Team immer wieder auf, wie schwierig es die Hilfesuchenden bei uns in der Schweiz zum Teil haben. Einerseits herrschten viele bürokratische Hürden, aber auch Ängste und Vorurteile seien noch weiterhin sehr präsent in vielen Köpfen.

«Unsere Erfolgsgeschichten sprechen für sich und zeigen , dass es durchaus möglich ist, etwas zu erreichen», sagt Lea. Es brauche dafür aber auch viel Durchhaltevermögen

Das Ausländerrecht werde teilweise im Studium nicht genug gewichtet: Gemäss Lea hat im Schnitt jede*r dritte Klient*in einen Ausländerstatus: «Es muss einem bewusst sein, dass das Ausländerrecht auch in alltäglichen Bereichen wie bei einer Scheidung, bei Strafverfahren oder anderen Rechtsstreits eine grosse Rolle spielt. Vielen ist nicht bewusst, wie praxisrelevant das ist und es wäre durchaus wichtig, bereits im Studium Grundbausteine zu vermitteln.

Albin Puthenpurackal, Legal Advisor

Albin Puthenpurackal, Legal Advisor (Bild: zvg).

 Albin ist Jusstudent auf Masterstufe an der Uni Bern und ist zufällig auf AsyLex gestossen. Er hat einmal von der Stadt Bern aus einen Flüchtling über eine gewisse Zeit begleitet und dabei gemerkt, dass er so etwas auch in Zukunft machen will. Seit etwa einem Jahr ist er als Rechtsberater im Team Family tätig. Seine Aufgaben kreisen rund um die Themen Familiennachzug und andere familiäre Angelegenheiten sowie Gesuche schreiben, Beschwerden lesen oder Strafakten durchsehen.

Albin findet seine Arbeit sehr motivierend: «Ich schätze vor allem das tolle Team und die gute Organisation von AsyLex. So kann ich meine Arbeit gut mit den anderen Verpflichtungen vereinbaren. Hier lerne ich auch viel Neues, das ich im Studium leider nicht so vermittelt bekomme.»

Manchmal sei die Arbeit auch stressig, wenn Deadlines nahen oder niemand Zeit hat, die Fälle zu übernehmen. «Es kommt auch vor, dass ein Fall etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt, aber dann kann ich in der darauffolgenden Woche weniger machen. So gesehen kann ich meine Zeit einigermassen flexibel gestalten.»

«Es ist auch Teil des Berufes, rechtliche Entscheide und Dokumente den Klient*innen verständlich zu erklären. So habe ich gelernt, wie wichtig ein einfühlsamer Umgang ist. Ich kann es nur jede*m Student*in empfehlen, hier einmal Praxisluft zu schnuppern.»

Aresu Rabbani, Übersetzerin

Aresu Rabbani, Übersetzerin

Aresu kam als Klientin zu «AsyLex». Nachdem sie mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern bereits aus Afghanistan in die Schweiz flüchten konnten, suchte sie Hilfe, damit auch ihr Vater in die Schweiz kommen konnte. «AsyLex» machte dies möglich.

Seit 2018 arbeitet sie selbst als Freiwillige für AsyLex und ist als Übersetzerin für Farsi und Dari tätig. «Ich sehe mich als eine Vermittlerin oder als ein Sprachrohr zwischen den Behörden und den Menschen in der Not. Ich möchte denen eine Stimme geben, die als Flüchtlinge nicht die gleichen Chancen wie wir haben», sagt Aresu.

Flüchtlinge brauchten oft extern Hilfe, um überhaupt Fuss fassen zu können. Seit dem Krieg in der Ukraine oder den Entwicklungen in Afghanistan spürt auch das AsyLex die vermehrte Suche nach Hilfe. «Unsere Gesellschaft hat leider noch immer die Tendenz, jemanden zu stigmatisieren oder zu klassifizieren, weil die Ethnie, Religion, Hautfarbe oder Herkunft weiter weg ist als bei Leuten europäischer Herkunft. Ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit eine kleine Veränderung in meinem Umfeld bewirken kann», so Aresu.

Infos

Falls du dich mehr über ein freiwilliges Engagement erkundigen willst, dann findest du hier alle Kontaktinformationen.

Christin Kunnathuparambil

Früh war Christin klar, dass sie etwas machen will, mit dem sie anderen helfen kann. Im Jurastudium merkte sie dann, dass sie zwar sehr viel Literatur lesen muss, aber auch oft diskutiert wird – ganz zu ihrer Freude. Wenn sie nun doch einmal die Nase voll von den vielen hundert Seiten hat, dann entspannt sie sich gerne bei einem guten Film, gemütlich bei Freunden, in der Welt der Kunst oder beim Reisen in ferne Länder oder in ihre Heimat Indien.

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