Anders als geplant – Mein Praktikum im Journalismus

Bild: Prime News, Christian Keller

Das Studieren im ersten Corona-Semester machte mir wenig Spass. Wegen ausfallender Nebenjobs und abgesagten Veranstaltungen hatte ich im Frühjahrssemester wenig zu tun. So entschloss ich mich, Anfang Sommer ein Praktikum im Journalismus zu suchen.

Die Praktikumssuche entpuppte sich als schwieriger als gedacht. Ich bekam viele Absagen: wegen mangelnder Erfahrung oder weil ich eben nebenbei noch fertig studieren wollte. Beim Online-Magazin Prime News fand ich schliesslich eine geeignete Stelle. So konnte ich 60 Prozent als Stagiaire dort arbeiten und nebenbei weiterstudieren. Wer hätte das gedacht: Eine Aargauerin landet bei einem Basler Lokalmedium.

Oft kommt alles ganz anders
Der Beruf der Journalistin ist vielfältig. Oftmals kommst du ins Büro und der geplante Tag entwickelt sich ganz anders als gedacht. So zum Beispiel an einem Freitag: Das Büro war schon fast im Wochenendmodus, als eine E-Mail der Basler Regierung in unserer Redaktionspostfach flatterte: Es würde eine spontane Medienkonferenz am Nachmittag stattfinden.

Wir ahnten nichts Gutes, die Freitagslaune war dahin. Und als wir an der Medienkonferenz erfuhren, dass Basel-Stadt die Gastro- und Freizeitbetriebe schliessen würde, wurde aus einem normalen Freitag ein anstrengender Arbeitstag, der die darauffolgenden Wochen in vielen Hinsichten veränderte.

Nadine Waltzer | Bild: Prime News, Romina Gilgen

Ich durfte während meines Stages viele eigene Ideen realisieren. So durfte ich beispielsweise mit Nadine Waltzer darüber sprechen, wie es ist, in Corona-Zeiten Marktfahrerin zu sein. Neben der Herbstmesse ist auch der Weihnachtsmarkt ausgefallen. Während das für uns lediglich Freizeitveranstaltungen sind, so sind sie für die Schausteller ein grosser Teil ihres Jahresumsatzes.

Für ein solches Gespräch war ich vom ersten Kontakt bis zum finalen Text verantwortlich. Dabei beginnt ein Artikel mit der Recherche, gefolgt von der Kontaktaufnahme mit der besagten Person. Beim Treffen (persönlich, via Zoom oder Telefon) kann die Journalistin ihre Fragen stellen. Danach geht man wieder ins Büro und transkribiert das aufgezeichnete Gespräch. Das kann je nach Länge der Diskussion sehr zeitaufwändig sein. Anschliessend versucht man, die einzelnen Fragen in einen sinnvollen und spannenden Text zu verwandeln.

Fehler zu machen ist in Ordnung
Auf der anderen Seite durfte ich mit Geiger Silvan Irniger über sein Corona-Semester an der Musik-Akademie sprechen. Könnt ihr euch vorstellen, dass sie tatsächlich den Chorunterricht via Zoom ausprobiert haben? Wie Silvan mir im Gespräch erklärte, haben die Studierenden aber schnell aufgegeben. Während man gesungen hat, hörte man die anderen jeweils erst zeitversetzt. Das führte unweigerlich zu einem Gesangs-Chaos.

Silvan Irniger | Bild: Prime News, Romina Gilgen

So toll das alles auch klingt, gab es aber auch mühsame Momente. Gerade am Anfang eines Stages macht man vieles falsch. Ich hatte mir selbst sehr hohe Ziele gesteckt und wollte alles perfekt machen. Ich musste lernen, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen. Auch musste ich erkennen, dass die anderen im Team in einem Tag viel mehr schaffen als ich, weil ich mit jeder Kleinigkeit eine ganze Weile beschäftigt war.

Die Arbeit im Stage war abwechslungsreich und spannend. Dennoch hinterlässt Corona auch im Journalismus seine Spuren. Während man sonst jeweils viele Veranstaltungen und Medienkonferenzen besuchen kann, wurden diese nun entweder abgesagt oder via Zoom übertragen. So werden zwar die wichtigen Informationen überliefert, aber es können beispielsweise keine Kontakte über einen Livestream geknüpft werden und es fühlt sich auch nicht nach einer speziellen Erfahrung an.

Ich würde es wieder tun
Ich war seit längerem felsenfest davon überzeugt, dass ich Journalistin werden will. Nach diesem Stage ist mir aber klar geworden, dass ich mir unsicher bin. Der Job ist sehr interessant und abwechslungsreich, genau das was ich immer wollte. Dennoch könnte ich nun nicht mehr mit Sicherheit sagen, dass es mein Traumjob ist.

Wer jetzt denkt, dann hat das Stage ja gar nichts gebracht, der irrt. Erstens habe ich eine wertvolle Erfahrung in meinem «Lebenslauf-Rucksack», die mir niemand mehr nehmen kann. Zweitens habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass ich mir bezüglich meines Berufswunsches nochmals Gedanken machen sollte.

Wenn ich also noch einmal zurück könnte, so würde ich das Herbstsemester wieder so gestalten. Es bot mir die nötige Abwechslung zum Corona-Studium und ich konnte wertvolle, berufliche Erfahrung sammeln. Mein nächstes und sogleich vorerst letztes Semester an der Uni kann ich deshalb wieder motivierter angehen.

1 Kommentar

  1. Richiger Kyra
    Fr, 5. Februar 2021 / 15:05 Uhr

    Sehr eindrucksvoll dein Bericht. Dass sich daraus Fragen geben bezüglich deines Berufs finde ich spannend.

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