Als Dütsche in der Schwiiz

Bild: Pelogon

Ein Gastbeitrag von Katharina Blaurock

3. Oktober? Bei mir klingelt‘s nicht. Ach ja, Tag der deutschen Einheit. So etwas vergisst man schnell, wenn man nicht mehr in Deutschland lebt, zumindest ich. Und ich lebe seit knapp einem Jahr in der Schweiz und studiere an der Universität Basel.

Deutsche an der Uni Basel sind natürlich keine Seltenheit. 15% aller Studierenden hier sind Deutsche. Sie kommen meist aus grenznahen Orten wie Lörrach. Viele sind also Grenzgänger. Nicht so ich, denn ich komme aus der Nähe von Nürnberg und bin somit über 450km umgezogen. Bis jetzt habe ich noch nicht viele Kommilitonen getroffen, die von so weit her in die Schweiz gezogen sind. Auch bei meinen Freunden in Deutschland ernte ich regelmässig erstaunte Blicke, wenn ich erzähle, dass ich in der Schweiz studiere. Viele denken vor allem erstmal an das höhere Preisniveau. Und immer wieder höre ich die Frage: „Warum?“ Und ich denke mir, warum denn nicht. Warum nicht mal etwas über den Tellerrand schauen und in einem anderen Land studieren? Schliesslich gibt es so viel kennenzulernen, abgesehen von Fondue und Schokolade. Am Anfang habe ich befürchtet, dass es schwer sein würde, „echte Schweizer“ kennenzulernen. Man hört oft von der eher negativen Haltung der Schweizer gegenüber den Deutschen. Doch das Problem hatte ich nicht. Ich lerne stetig Schweizer kennen, die mir bereitwillig alles erklären. So weiss ich jetzt, dass mit Teigwaren Nudeln gemeint sind und Rittiseili eine Schaukel ist. In Klausuren ersetze ich ein „ß“ inzwischen automatisch durch „ss“, obwohl viele der Professoren ja selbst Deutsche sind. Und ich gehe inzwischen auch „auf den Zug um drei ab“.

Doch ich lerne nicht nur täglich neue Schweizerdeutsche Ausdrücke hinzu, ich verstehe auch immer besser die Mentalität und Bräuche in der Schweiz. Denn die Schweiz ist nämlich doch ziemlich anders als Deutschland. Ich habe die Schweizer als sehr viel heimat- und familienverbundener kennengelernt. Sie lieben den Ort, an dem sie aufgewachsen sind und sind stolz auf eigene Bräuche. Ich habe auch gemerkt, dass man die Schweiz schwierig als ein Ganzes betrachten kann. Viele sehen sich eher als Graubündner oder Zürcher. Ganz zu schweigen von den Unterschieden zwischen der Romandie, der Deutschschweiz und dem italienischsprachigen Tessin. Jede Region hat ihre Eigenheiten, die oft die Schweizer selbst untereinander gar nicht so gut kennen. Und gerade das finde ich aufregend.

Hier gibt es noch viel zu entdecken, aber mein Studium hat ja auch gerade erst angefangen. Allen Deutschen, die überlegen in der Schweiz zu studieren, kann ich es nur empfehlen. Wichtig ist nur, dass man sich für das Land und seine Leute interessiert. Dann wird man herzlich empfangen.

Vielleicht vergisst man dann den 3. Oktober. Aber am 1. August feiert man dafür umso mehr.

 

Katharina, 21, ist in der Nähe von Nürnberg zur Schule gegangen, hat ein Freiwilliges Soziales Jahr in Argentinien gemacht und studiert jetzt im dritten Semester Geowissenschaften an der Universität Basel.

 

2 Kommentare

  1. benjamin Müller
    Sa, 5. Oktober 2013 / 12:09 Uhr

    Hallo Katharina

    Ich finde es immer wieder toll einen Bericht über „deutsche in der Schweiz“ zu lesen. So oft hört man von der „schlechten Einstellung der Schweizer gegenüber den Deutschen“ etc. Ich selbst bin Schweizer und freue mich immer wieder wenn ich auf Nachbaren aus Deutschland in den eigenen vier Landes-Wänden treffe. Gerade deshalb freut es mich zu hören, dass du gute Erfahrungen in Basel bzw. der Schweiz gemacht hast !

    Mich würde es freuen wenn du uns noch ein wenig mehr von deinen Erlebnissen hier in deinem neuen Wohnort berichten könntest. Wie gefällt dir Basel? Was bietet dir die Stadt? Was fehlt es dir ? EDEKA oder COOP ? :-)

    Über weitere spannende Sichtweisen deinerseits würde ich / wir (so denke ich ) uns sehr freuen…

    liebe Grüsse

    Benjamin

  2. Katharina
    Mo, 7. Oktober 2013 / 22:00 Uhr

    Hallo Benjamin

    Freut mich, dass mein Bericht auf Interesse stösst !

    Zu Basel muss ich sagen, dass es zwar mein Studienort ist, aber über Basel als Wohnort kann ich leider nichts sagen, da es mich aufs Land verschlagen hat.
    Gerne werde ich noch ausführlicher über meine Erlebnisse berichten, wenn sich die Gelegenheit dafür bietet :)

    Bis dahin
    viele Grüsse
    Katharina

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Herzlichen Dank für deinen Kommentar. Bevor dieser veröffentlicht wird, wirft noch jemand aus der Redaktion einen Blick darauf. Das kann ein bis zwei Arbeitstage dauern.
Ups. Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte versuche es noch einmal.