Prüfungsphase, Abschlussarbeiten, private Sorgen – In der Studienzeit kann es immer wieder zu Phasen kommen, in denen man sich gestresst fühlt. In ihrem Gastbeitrag erklärt Deutsch- und Philiosophiestudentin Irina Kostyszyn, wie Sport und Natur dir helfen können, Alltagshürden zu meistern und dein Wohlbefinden zu stärken:
Um einen frischen Kopf zu bekommen, gehe ich in die Berge. Dort halte ich während einer Wanderung inne: Ich schliesse die Augen, atme bewusst die Frischluft ein und spüre die Anstrengung in meinem Körper. Dabei lasse ich zu, dass sich mein Alltag entschleunigt. E-Mails, Smartphones, Abgabetermine und Essays geraten für einige Zeit weit in den Hintergrund.
Um den Kopf frei zu bekommen, ist es nicht wichtig, welche Sportart du ausübst, sondern dass du Sport treibst. Aktive Bewegung lässt sich sowohl in der Natur als auch indoor umsetzen. Selbst wer wenig Zeit hat, kann zuhause kurze Sporteinheiten in seinen Alltag einbauen, zum Beispiel HIIT. Nicht zu vergessen ist das vielseitige Programm des Unisports.
Doch wieso sollte man sich neben den anfallenden Aufgaben auch noch die Zeit für Sport nehmen? Dank aktiver Bewegung baut Studien zufolge der Körper nicht nur Stresshormone ab (Cortisol und Adrenalin), sondern schüttet gleichzeitig Glückshormone (Serotonin und Dopamin) aus. Diese wirken sich positiv auf die Psyche aus.
Ermüdungserscheinungen nehmen ab, die Stimmung hellt sich auf. Bereits eine einzige Sporteinheit kann die kognitive Performanz schon in geringem Masse positiv beeinflussen. Sport und Bewegung lassen sich somit als eine Form der aktiven Entspannung auffassen.
Ein positiver Nebeneffekt: Während des Sports ist es möglich, sich völlig auf sich selbst und den eigenen Körper zu konzentrieren. Man lernt sich selbst besser kennen: Was bereitet mir Freude? Möchte ich selbstständig oder in einer Gruppe Sport machen? Tendiere ich eher zu Formen des Yogas oder doch in Richtung Kampfsport? Wo liegen meine körperlichen Grenzen? Die aktive Bewegung unternimmt man einzig und allein für sich selbst, für die eigene Zufriedenheit und die eigene physische und psychische Gesundheit.
Wie lässt sich bei all dem Stress eine Sporteinheit nun in den Alltag integrieren? Gerät man durch dieses zusätzliche Einplanen nicht automatisch in weiteren Terminstress? Zunächst ist es wichtig, die erste Hürde im Kopf zu überwinden: der innere Schweinehund muss überwunden werden! Hierbei hilft es Sport aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, etwa als Belohnung nach einer Lerneinheit.
Sei dir bewusst darüber, was du mit der aktiven Bewegung erreichen möchtest, wie etwa den Ausgleich zum Unistress. Willst du tatsächlich etwas an deinem mentalen oder körperlichen Zustand ändern? Falls du diese Frage für dich bejahst, beginnst du, Prioritäten anders zu setzen. Für Sport hat man Zeit, wenn man ihm eine Priorität zuordnet.
Zu Beginn setzt du dir ein Ziel, wie etwa zwei Sporteinheiten pro Woche. Integrierst du Sport in deine Alltagsplanung, schafft das im Umkehrschluss wiederum mehr Freizeit.
Das mag zunächst paradox klingen, doch Sport erfordert Disziplin. Wird er in die Alltagsplanung eingebaut, nutzt man die Zeit vor und nach der Bewegungseinheit effizienter. Zeit wird einem als Faktor automatisch bewusster. Somit wird die restliche Zeit des Tages besser durchplant. Man legt genau fest, was man noch vor der Sporteinheit erledigt haben möchte, und belohnt sich dann mit dem körperlichen Ausgleich. Danach kann besser weiter gearbeitet werden. Baut man den Sport nach dem Lernen ein, hilft es beim Abschalten vor dem Schlafen. Das Leben wird durch den Sport strukturierter und man selbst effizienter.
Bleibt man eisern beim Sport, bemerkt man schon bald Veränderungen. In dem so kopflastigen Alltag lässt es sich besser entspannen, denn es kommt während der Bewegung eine meditative Komponente hinzu. Nach dem Training wird einem bewusst, dass man tatsächlich fähig dazu war, gerade die komplette Trainingszeit über die universitären oder privaten Sorgen hinter sich zu lassen.
Auch eine performative Steigerung ist schon bald zu erkennen. Bereits nach einigen Wochen hat man gewisse Fähigkeiten im Sport erlernt. Nach drei oder vier Monaten wurde ein Level erreicht, in dem sich bemerkbar macht, dass der Sport bei Verzicht regelrecht fehlt. Man möchte und braucht nicht darauf verzichten. Folglich lässt sich Sport als facettenreiches, in den Alltag integrierbares und durchweg positives Stressventil nutzen. Auf unterschiedlichen Ebenen wird Negatives durch Positives ersetzt. Und nun ab in die Berge die Frischluft geniessen, denn nun zählt wohl kaum eine Ausrede mehr!